Für Kuratorin Silja Risi verdient dieses Bild von Susan Herrmann-Csomor besondere Aufmerksamkeit. Es zeigt unter anderem eindrücklich, wie lokale Kunstschaffende das Dorf sehen und abbilden. Bild Michael Gnos
Für Kuratorin Silja Risi verdient dieses Bild von Susan Herrmann-Csomor besondere Aufmerksamkeit. Es zeigt unter anderem eindrücklich, wie lokale Kunstschaffende das Dorf sehen und abbilden. Bild Michael Gnos

Kunst & Design

«Das Bild hat eine virtuose Farbigkeit»

Die Bevölkerung erhält im Frühling Einblick in die Lachner Kunstsammlung. Kuratorin Silja Risi wählt zurzeit Werke für die Ausstellung «Lachner Kunststück 2020. Üsi Sammlig» aus – und erlebt so manche Überraschung.

Dunkle Wolken ziehen von Nordosten her über das Dorf Lachen. Sie spiegeln sich in der unruhigen Oberfläche des Obersees. Der Wind peitscht Wellen auf, die Sonne wehrt sich vergebens gegen den aufziehenden Sturm. Häuser und Bäume schmiegen sich aneinander, zwei markante Kirchtürme ragen in den apokalyptischen Himmel. Susan Herrmann-Csomor hat diese Ansicht von Lachen 1977 in Öl gemalt. Sie ist eine von insgesamt 13 Künstlerinnen und 46 Künstlern, deren Werke im Besitz der Gemeinde Lachen sind. Mit rund 330 Gemälden, Zeichnungen, Holzschnitten, Stichen, Skulpturen, Fotografien, Hinterglasmalereien und Brunnen besitzt Lachen eine der umfangreichsten und vielseitigsten öffentlichen Kunstsammlungen im Kanton. 70 Werke will sie nächstes Jahr öffentlich ausstellen.


Fokus auf das Dorf


Kuratorin der Ausstellung ist die 28-jährige Lachner Kunsthistorikerin Silja Risi. Als sie das Bild von Susan Herrmann-Csomor vor einigen Wochen im Untergeschoss des Alters- und Pflegeheims Biberzelten entdeckt, ist sie fasziniert davon. «Das Bild hat eine virtuose Farbigkeit», schwärmt sie. «Die sichtbaren Pinselstriche und die dick aufgetragene Farbe erzeugen eine eigentümliche Stimmung. Es wirkt so, als habe die Künstlerin das Gewitter am Fenster beobachtet und es rasch auf der Leinwand festgehalten.» Silja Risi braucht nicht lange zu überlegen. Dieses Bild will sie an der Ausstellung auf jeden Fall zeigen. Denn Susan Herrmann-Csomor ist für das lokale Kunstschaffen eine wichtige Figur. Ende der 1970er-Jahre hielt sie viele Gebäude und Strassen in ausdrucksstarken Zeichnungen fest. Überdies macht das Gemälde deutlich, wie sich das Dorf in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat, und es eignet sich bestens dafür, Lachen als Motiv der Bildenden Kunst zu zeigen. Letzteres ist ein erklärtes Ziel der Ausstellung.


Kunst erweitert den Horizont


Staatsarchivar Valentin Kessler lobt die Absicht der Gemeinde Lachen, ihre Kunstsammlung öffentlich zugänglich zu machen. «Die Bevölkerung erhält so die Gelegenheit, sich mit ihrem Dorf auseinanderzusetzen», sagt er. «Das darf durchaus auch auf kritische Weise geschehen.» Es gehe nicht darum, dass die Exponate den Lachnerinnen und Lachnern gefallen müssten. Viel wichtiger sei es, die Chance zu nutzen, das Thema «Lachen» aus der Perspektive verschiedener Kunstschaffenden zu betrachten und gegenüber ihren Anliegen und Meinungen offen zu sein. «Kunst erweitert so unseren Horizont, denn sie hat eine grosse Bedeutung in Bezug auf Sinnfindung, Werte, Haltungen und Identität. Kunst bringt uns deshalb weiter.» Ein Versprechen, das die Ausstellung «Lachner Kunststück 2020. Üsi Sammlig» zweifellos einlösen wird.


Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / eing

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Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

07.11.2019

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