Margrith Bohrens Fortsetzungsroman zum «Stillen Engländer» heisst «Oh – dein Papa». Bild: Edith Meyer
Margrith Bohrens Fortsetzungsroman zum «Stillen Engländer» heisst «Oh – dein Papa». Bild: Edith Meyer

Literatur

«Das Schreiben gehört zu mir wie zu anderen ein Hut oder hohe Absätze»

«Oh – dein Papa» heisst der neue Roman von Margrith Bohren. Er erzählt von zwei ungleichen Vätern und zwei ungleichen Töchtern.

Den neuen Episodenroman «Oh – dein Papa. Von Vätern und Freunden» beschreibt Professor Mario Andreotti, Dozent für Neuere deutsche Literatur an zwei Pädagogischen Hochschulen, sinngemäss treffend: «Der Roman ist Familien- und Liebesgeschichte in einem und besitzt selbst Elemente eines Bildungsromans.» An der Buchvernissage hielt Andreotti die Laudatio. Er würdigte Margrith Bohrens Werk und gab einige Einblicke in den Inhalt. In Margrith Bohrens neuem Roman geht es um zwei Papas: Zum einen um Papa Oberland, dem Träger eines sprechenden Namens, der ans Berner Oberland erinnert, wo der Papa in der Tat «stolzer Besitzer eines Garni-Hotels und eines beträchtlichen Schuldenbergs dazu» war, wie es an einer Stelle des Romans heisst. Er ist der Vater einer gewissen Charlotte, von der noch die Rede sein wird. Und zum andern um Papa Böhme, dem Vater einer Britta, der einen Betrieb im Norden Deutschlands führt und endlich seine Nachfolge geregelt haben möchte.

Unterschiedlich gelagerte Männer


Die beiden Väter, Papa Oberland und Papa Böhme, seien grundverschieden geartet – und ebenso ihre jeweiligen Töchter Charlotte und Britta. «Während Papa Oberland im wahrsten Sinne des Wortes ein Lebemensch ist, das Leben förmlich geniesst, sich ‹weit über seine materiellen Möglichkeiten› hinaus spendabel gibt, gerne und gut tanzt und auch den Frauen nicht ganz abgeneigt ist, erweist sich Papa Böhme, der in Hamburg Zulieferer im Schiffbaubereich war, als eher nüchterner, aber durchaus gebildeter Unternehmer, der sogar eine reiche literarische Bibliothek besitzt», erzählte Andreotti. Die Hauptfiguren Charlotte und Britta verstricken sich in verschiedene Abenteuer, sind gleichwohl durch Träume und Leidenschaften miteinander verbunden. Bohren überzeugt mit ihrer authentischen Erzählweise und verschränkt Szenen und die Schauplätze Zürich, Berner Oberland, Neuenburg, Deutschland und das schottische Aberdeen geschickt. Mit der Form des Episodenromans stehe Margrith Bohren in bester literarischer Gesellschaft, «wenn ich an so bekannte zeitgenössische Romane wie etwa Daniel Kehlmanns postmodernen Roman ‹Ruhm› oder Thomas Brussigs ‹Am kürzeren Ende der Sonnenallee› denke», so Andreotti. Weiter hob er die zahlreichen kurzen humoristischen Einlagen, die etwas vom trockenen britischen Humor haben, hervor. Man solle sich das Vergnügen leisten und diesen Roman lesen. «Sie entdecken darin Lebensgeschichten, die Sie bewegen werden, weil sie Ihre eigenen sein könnten», sagte Andreotti am Schluss seiner Laudatio. Obwohl Bohren eine fiktionale Handlung erzählt, beruht diese nicht auf reiner Fantasie. Vielmehr erzählt sie von Dingen, die sie erlebt oder erfahren, von denen sie Kenntnis bekommen oder die sie sogar geträumt hat. Und was kommt der Schriftstellerin in den Sinn, wenn sie an ihren eigenen Vater denkt? «Er war ein warmherziger, gebildeter, intelligenter, freigebiger, weitsichtiger und toleranter Mensch.» Auf die Frage, ob das Schreiben eine Heimat sei, sagt Margrith Bohren: «Das ist nicht wirklich die richtige Bezeichnung. Eher: Das Schreiben gehört zu mir wie – etwas salopp formuliert – zu anderen ein Hut, die Schultertasche oder hohe Absätze.» Schreiben könne sie fast überall, «vorausgesetzt, man ist ungestört ». Schreiben sei Erholung, aber auch Bedürfnis, manchmal einfach eine Notwendigkeit.

Hinweis


«Oh – dein Papa. Von Vätern und Freunden» ist erhältlich beim Pro Libro Verlag, Luzern, und in allen Buchhandlungen.
ISBN: 978-3-905 927-65-8 / CHF 25.00

Bote der Urschweiz / Edith Meyer

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

15.12.2021

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