«Die «Chärnehüsler» spielen mit so viel Leidenschaft»: Autorin und Regisseurin Livia Stampfli-Huber. Foto: zvg o
«Die «Chärnehüsler» spielen mit so viel Leidenschaft»: Autorin und Regisseurin Livia Stampfli-Huber. Foto: zvg o

Bühne

«Die Idee reizte mich, Museum, Ausstellung und Theater zu verknüpfen»

Livia Stampfli-Huber schrieb ein Theaterstück, das auf die aktuelle Fram-Ausstellung zugeschnitten ist. Das Auftragswerk «Memento Momentum» wird noch bis zum 24. Juni gespielt.

Innig und heiter spielt die Theatergruppe Chärnehus noch bis am 24. Juni ein Stück über die Gegenwart, die vergeblich die Vergangenheit zu verdrängen versucht. Anlass zum Stück «Memento Momentum» ist die aktuelle «Vanitas»-Ausstellung im Musem Fram. Das von Livia Stampfli-Huber geschriebene Stück spielt in den Räumen des Museums und macht das Ausstellungsthema zum theatralischen Gegenstand. Die Premiere fand am 29. April statt (EA 34/22); dem Einsiedler Anzeiger gewährte Livia Stampfli-Huber dieser Tage sozusagen ein Halbzeit-Interview.

Victor Kälin: Die Stiftung Kulturerbe Einsiedeln fragte Sie um ein Stück an. Sie sagten zu. Was motivierte Sie?


Livia Stampfli-Huber: Das waren drei Tatsachen; zum einen reizte mich die Idee, Theater und Museum zu verknüpfen sehr, zum anderen ist es eine Freude, in einer kulturbegeisterten Umgebung, welche Einsiedeln für mich darstellt, etwas erarbeiten zu dürfen. Und nicht zuletzt sah ich es als persönliche Herausforderung, mit den «Chärnehüslern» was zu machen.

Sie hatten aber keine freie Hand, keine freie Themenwahl. Im Gegenteil: Sie mussten ein Stück liefern, das zur Ausstellung im Museum Fram passt: «Vanitas. Gedankenspiele über Eitelkeit und Vergänglichkeit». Kein einfaches Unterfangen …


Bei der Themenwahl hatte ich schon freie Hand. Die Vorgabe war, die Museumsexponate mit dem Stücktext zu verbinden. Auf welche Art ich das tat, war mir überlassen. Die Thematik «Vanitas», mit welcher sich die Ausstellung beschäftigt, empfand ich als sehr offen und durchaus inspirierend. Vor allem aber liess ich mich von den Spielerinnen und Spielern inspirieren. Der Untertitel «Gedankenspiele über Eitelkeit und Vergänglichkeit» ist übrigens aufgrund der Stückanlage, in der die Gedanken der Figuren hör- und sichtbar gemacht wurden, entstanden. Es war also letzten Endes ein Hin- und Hergeben von Ideen und Inspirationen.

Wie fanden Sie zur Fassung, wie sie jetzt im Museum Fram gespielt wird?


Meine Idee, die Gedanken der Hauptfiguren zu verschriftlichen, stand bereits von Anfang an. Inspiriert von einer Gesprächsrunde mit der Theatergruppe und deren Wünschen fand ich zum Plot. Es war mir ein grosses Anliegen, die Geschichte mit den Exponaten verschmelzen zu lassen, möglichst viele Berührungspunkte zur Ausstellung zu knüpfen. Da lag eine «Museums-Führung» nahe. Dass sich daraus eine Liebesgeschichte entwickelt hat, war auch für mich irgendwie überraschend, sind meine bisherigen Stücke doch mehr von gesellschaftskritischen und politischen Themen geprägt als von der Liebe.

Die Ausstellung steht, das Theater steht und alles erscheint harmonisch. Doch welche Hürden mussten Sie erst überwinden, bis es so weit war?


Theater ist keine Demokratie. Das ist für mich bei meiner Arbeit als Autorin, Dramaturgin, vor allem aber als Regisseurin, ein wichtiger Grundsatz. Ideen sind willkommen, am Ende aber muss das Ganze dem kreativen Plan einer einzigen Person unterliegen. Das war bei diesem Projekt die grosse Herausforderung, war doch die Zusammenarbeit mit dem «Museums-Part» (Szenografie, Historiker und Historikerinnen, Organisatoren und so weiter) stets eng. Ich konnte also nicht wie gewohnt alles allein bestimmen. Immer wieder musste ich mich Änderungen von aussen anpassen. Ich habe an dieser Herausforderung, auch wenn sie doch das ein oder andere Mal nervenaufreibend war, wachsen dürfen.

Gabs nie einen Schreibstau?


Nein. Ich beginne erst mit Schreiben, wenn die Geschichte und die Dramaturgie in meinem Kopf feststehen. Das ist der eigentlich anstrengendste Teil des Entstehungsprozesses eines Theaterstücks. Das Schreiben selbst ist dann Handwerk, «Büez».

Ist es denkbar, dass Sie als Autorin in nächster Zeit wieder nach Einsiedeln zurückkehren?


Es wäre mir eine grosse Freude, wieder einmal ein Stück in Einsiedeln zu inszenieren. Ideen habe ich viele und wie am Anfang bereits erwähnt, ist es am schönsten, dort zu arbeiten, wo kulturelle Ereignisse auf Interesse in der Bevölkerung stossen.

Und was ich sonst noch sagen wollte …


Die «Chärnehüsler» spielen mit so viel Leidenschaft – allein schon deswegen ist ein Besuch des Stücks lohnenswert. Da sind Menschen, die lieben, was sie tun. Das macht einfach Freude beim Zusehen!



Autorin und Regisseurin


Geboren und aufgewachsen in Einsiedeln, lebt Livia Stampfli- Huber seit acht Jahren im Kanton Zug. Nach abgeschlossenem Literaturstudium an der Schule für angewandte Linguistik Zürich machte sie ihren Master in Theaterpädagogik an der Pädagogischen Hochschule Schwyz. Seit über zehn Jahren ist die 33-Jährige als freischaffende Theaterautorin, unter anderem für den Drei Masken Verlag München, tätig. Ihr Schaffen wurde von der Schwyzer Kulturkommission mit einem Förderbeitrag gewürdigt. Nach zahlreichen Inszenierungen mit Laien- und Profischauspielern in der Schweiz und Deutschland zog es sie nun für das Projekt der Stiftung Kulturerbe Einsiedeln zurück in die alte Heimat.

Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin


Theaterinfos


Memento Momentum
Museum Fram an der Eisenbahnstrasse, Einsiedeln

Aufführungen im Juni: Do 2., Fr 3., Fr 10., Sa 11., Fr 17., Sa 18., Do 23., Fr 24. Die Aufführung beginnt um 20 Uhr. Ausstellung und Museumscafé sind ab 19 Uhr offen. Eintritt: CHF 30, Tickets unter: www. showticket.ch

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

31.05.2022

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