Der Mauz Music-Club in Einsiedeln durfte mit Hazel Brugger einen prominenten Gast auf der Bühne willkommen heissen. Foto: zvg
Der Mauz Music-Club in Einsiedeln durfte mit Hazel Brugger einen prominenten Gast auf der Bühne willkommen heissen. Foto: zvg

Bühne

Ein grosser Sack voller Spass

Premiere im Mauz Music-Club in Einsiedeln: Nach einer langen coronabedingten Pause war der Mauz von Geschäftsinhaber André Kälin und Astrid Gerber am Sonntag endlich wieder geöffnet. Und dies gleich mit einem überaus prominenten Gast: Hazel Brugger kam für zwei sogenannte Tryout-Shows in den Mauz und begeisterte das Publikum.

Ab Anfang des Jahres 2019 präsentierte Hazel Brugger bei Bühnenauftritten ihr zweites Soloprogramm Tropical, bevor etliche geplante Termine aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden mussten. Nun schreibt und entwickelt die 27-jährige Stand-up-Comedian ihr drittes Bühnenprogramm und besuchte das Klosterdorf – und die Einsiedler durften exklusiv daran teilhaben, wie ein solches Programm entsteht: Niemand sonst auf der Welt hat je dieses Programm, das da gerade am Entstehen ist, gesehen.

Wie Hazel Brugger in Einsiedle den Fuss gebrochen hat


Trocken, bissig, scharfsinnig und überaus lustig präsentierte sich denn Hazel Brugger an diesem Abend vor ausverkauftem Haus. Coronabedingt durften pro Show jeweils maximal sechzig Personen dabei sein: Die Stand-up-Comedian wagte sich aufs Glatteis, improvisierte, experimentierte und probierte dabei viel neues Comedy-Material am Publikum aus. Allerdings machte sie bereits beim Einstieg in die Show einen Fehler: Sie sagte «Eisiedle». Das kam beim einheimischen Publikum schlecht an: Es heisst doch «Einsiedle!» wurde sie von einem vorwitzigen Zuschauer sofort belehrt. Worauf Hazel Brugger gewohnt schlagfertig, aber mit einem Augenzwinkern entgegnete, ihre Erinnerungen an dieses «Einsiedle» wären sowieso durchzogen, da sie sich als 12-Jährige im Klassenlager in Einsiedle beim Küche putzen den Fuss gebrochen habe und das Klassenlager damit für sie beendet war. Tant pis. Das Publikum war mit dieser lokalen Geschichte an Bord und wurde nun von Hazel Brugger mitgenommen auf einen wilden Ritt durch die verschiedensten Themen, Gedanken und Geschichten, die sie vorbereitet hatte oder teilweise auch frei improvisierte.

Kein Bier – bei der Comedian sind Hopfen und Malz verloren


Hazel Brugger erzählte dem Publikum beispielsweise von ihrer Gluten-Unverträglichkeit und dass sie dadurch kein Brot essen kann. Das ist in Deutschland, wo sie unterdessen wohnt, ein riesiges Problem: In diesem Land liebt man Brot, absurderweise vor allem hartes, dunkles Brot. Ähnlich ist es mit dem Bier: Auch dieses wird in Deutschland geradezu verehrt und in rauen Mengen konsumiert, und auch dieses kann Hazel Brugger nicht trinken, wird Bier doch bekanntlich aus glutenhaltigem Hopfen und Malz hergestellt. Pech für Hazel Brugger: Denn Bier wird in Deutschland getrunken wie Wasser in der Schweiz. Im Laufe der Show wurde auch aus Hazel Bruggers neuer Lebenssituation berichtet: Sie ist seit rund einem Jahr mit dem Comedian und Produzenten Thomas Spitzer (der übrigens auch vor Ort war und beide Shows mit einem kurzen Opening eröffnet hat und mit dem sie auch eine gemeinsame Firma hat) verheiratet, obwohl sie alle Leute davor gewarnt hätten zu heiraten.

Vom Chloschterdorf-Mörder zum Schindellegler Vergewaltiger


Vor Kurzem sind die beiden Eltern geworden, obwohl alle sie davor gewarnt hätten, wie anstrengend das Leben mit Kind ist. Das alles findet Hazel Brugger «gar nicht so schlimm», ausser dass sie nun für das Baby ein gutes Vorbild sein müsse und sich nun Tischsets angeschafft hätte: Das findet Hazel Brugger sehr bedenklich. Das Programm von Hazel Brugger gestaltete sich denn im Klosterdorf sehr tierbetont: Sie erzählt während gut zehn Minuten ausgiebig und mit absurd lustigen Gesten die Unterschiede zwischen Pferd und Esel. Erklärt beiläufig charmant, wie selten sich jemand mit Hybriden auskennt und wüsste, dass beim Maultier der Vater ein Esel und beim Maulesel die Mutter ein Esel sei (beziehungsweise die Mutter ein Pferd beim Maultier und der Vater ein Pferd beim Maulesel). Hazel Brugger outete sich als grosser Fan des Genres «True Crime», in der reale und oft sehr brutale Kriminalfälle nacherzählt werden. «Leider stammen alle Serienmörder aus den USA», beklagte sich die Comedian und bringt gleich selber ein paar Vorschläge, um geografische Nähe zu erzeugen: «Wieso gibt es keine Serien-Folge mit dem Schindellegler Vergewaltiger, Chaltenboden- Würger, Chloschterdorf- Mörder?»

Wie Betrunkene vom Ybrig ins Klosterdorf gefahren werden


Hazel Brugger fragte das Publikum: «Wo geht Ihr hin im Ausgang?» In den Ybrig, lautete die Antwort. «Oh!», staunte die 27-Jährige: «Da muss das Ybrig einen speziellen Deal mit dem Postauto haben, um des Nachts all die Betrunkenen aufzulesen.» Nach fast einjähriger coronabedingter Bühnenabstinenz hat man Hazel Brugger die Spielfreude richtig angemerkt. Es war spannend, sie im Prozess der Programmerarbeitung zu beobachten. Immer mal wieder blättere sie in ihren Notizen, ohne jedoch den Kontakt mit dem Publikum zu verlieren. Im Gegenteil: Die beiläufigen Kommentare, während sie in ihren Notizen nach der nächsten Geschichte sucht, haben den ganz speziellen Reiz dieser zwei Shows ausgemacht.

Einsiedler Anzeiger / Magnus Leibundgut

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

08.06.2021

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