Bahnt sich da ein Standardwerk an? Am 21. Dezember wird das Buch «Architekturtheorie im deutschsprachigen Kulturraum 1486–1648» erscheinen. Foto: Victor Kälin
Bahnt sich da ein Standardwerk an? Am 21. Dezember wird das Buch «Architekturtheorie im deutschsprachigen Kulturraum 1486–1648» erscheinen. Foto: Victor Kälin

Literatur

Ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk

Ganz unverhofft erhielten die Bibliotheks-Freunde einen ersten Einblick in ein grosses, ja grossartiges Werk: «Architekturtheorie im deutschsprachigen Kulturraum 1486–1648». Offiziell erscheint es erst am 21. Dezember.

Es war weder traktandiert, noch vorhersehbar. Doch am 27. November, als der Verein der Freunde der Bibliothek Werner Oechslin zur Jahresversammlung lud, lag das Musterexemplar in der von Mario Botta konzipierten Bibliothek einfach da: Ein dunkelblaues und rund 750 Seiten dickes Buch. «Architekturtheorie im deutschsprachigen Kulturraum 1486–1648». Verfasser sind Tobias Büchi, Martin Pozsgai und Werner Oechslin. Der Einsiedler Professor verfasste nicht nur das Vorwort, er war auch Projektleiter. Und noch eine zweite Verknüpfung zu Einsiedeln gibt es: Die grossformatigen Fotos stammen alle von Martin Linsi. Erstmalige Erschliessung Das eindrückliche Werk ist ein schon lange verfolgtes Projekt der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin und zweifelsohne ein weiterer Höhepunkt deren Wirkens. Die dieser Publikation zugrundeliegende, mehrjährige Forschung ist durch eine wiederholte Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds und der ETH Zürich ermöglicht worden und gemäss Kooperationsvertrag mit der ETH Zürich entstanden. Die Publikation ist Teil der Jubiläumsreihe 2014, welche anlässlich des 70. Geburtstages von Prof. Dr. Werner Oechslin erscheint. Donatoren der Jubiläumsreihe waren unter anderem der Bezirk Einsiedeln und der Kanton Schwyz. Aufbauend auf den «Zensus architekturtheorietischer Schriften» leistet das zweistufige Projekt die erstmalige, weitgehend systematische Erschliessung und Erfassung, sowie wissenschaftliche Bearbeitung des architekturtheoretischen Schriftums im deutschsprachigen Kulturraum von 1486 bis 1648. Anwesende Bibliotheks-Freunde sehen im rund 750 Seiten zählenden Buch bereits jetzt das «Standardwerk für die nächsten Jahre, Jahrzehnte ». Die Würdigung soll nicht vorweggenommen werden, wird das Buch erst am 21. Dezember offiziell ausgeliefert. Für die Freunde war es dennoch ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk. Neue Mitglieder werben Die Generalversammlung selbst gab nur zu wenigen Diskussionen Anlass. Präsident Dr. Bernhard Rösch (Bern) nimmt ein «grosses Interesse an der Stiftung» wahr und infolgedessen auch an den Freunden; denn über eine Mitgliedschaft bei diesen kann man die Stiftung und somit Betrieb und Forschung der Bibliothek direkt unterstützen. 156 Personen tun dies derzeit; leider sieben weniger als noch vor Jahresfrist. 115 Freunde wohnen in der Schweiz; rund 20 davon in der Region Einsiedeln. Dass lediglich 14 der Jahresversammlung beiwohnten, liess das Thema Mitgliederwerbung aktuell werden. Mit Newslettern sollen bisherige Mitglieder gezielt informiert und damit auch zu Werbeträgern für den Verein gemacht werden. Ebenfalls unter Öffentlichkeitsarbeit ist jener Entschluss zu verstehen, die für die Jahresversammlungen typischen Fachvorträge in Zukunft für alle Interessierten zu öffnen. Angesichts der jeweils überragenden Qualität der Referate dürfte dies durchaus auf breiteres Interesse stossen. Eine Stunde zum Geniessen Wer am 27. November anwesend war, hatte seine Zeit jedenfalls nicht zu bereuen – im Gegenteil. Prof. Dr. Axel Christoph Gampp von der Universität Basel führte im Anschluss an die GV unter dem Referatstitel «Sinnlichkeit und Malerei. Caravaggio in Neapel und die Malerei als Erkenntnisakt» ein ins Werk des italienischen Barock-Malers Michelangelo Merisi Caravaggio (1571–1610). Ausgehend vom Gemälde «Die sieben Werke der Barmherzigkeit » (1606/1607) erläuterte er nicht nur die komplexe Persönlichkeit dieses Künstlers, sondern auch die ebenso verschachtelte Bildsymbolik und deren Deutung. Gampps Entschuldigung, die vorgegebene Zeit deutlich überschritten zu haben, ging praktisch unter im kräftigen Applaus der Anwesenden. Das war Anschauungsunterricht auf höchstem Niveau, dargeboten erst noch in allgemeinverständlicher Sprache.


Einsiedler Anzeiger / Vi

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Einsiedler Anzeiger

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  • Literatur

Publiziert am

04.12.2018

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