Kunst & Design
Dies & Das
«Roter Nagel» für Wangner Familie
Für ihr Engagement für die Baukultur erhält die Familie Wiget Gallati den Preis des Architektur Forums Schwyz.
«Wir würden wieder alles gleich machen, denn das Resultat überzeugt uns», so beantwortet Margrith Wiget Gallati die Frage von Regierungsrat Michael Stähli an die Eigentümerin nach der wichtigsten Erkenntnis beim Umbau. Der Schwyzer Regierungsrat ist selber Architekt und hatte im März 2024 als Gast beim Tag der offenen Tür vorbeigeschaut. Und nicht nur Regierungsrat Stähli war überrascht, was da zu sehen war.
Statt es abzureissen, hat die Familie Wiget Gallati beschlossen, ihr 200-jähriges Bauernhaus in Wangen zu erhalten. Freilich musste man kaputte Teile ersetzen, etwa den verlotterten Anbau im Norden. Auch Flickstellen an der Westfassade sind heute unschwer am hellen Holz auszumachen. Aber dafür konnte viel historische Bausubstanz gerettet werden. Und damit bleiben auch die Erinnerungen an frühere Zeiten erhalten.
Neuer Luftraum macht Charme des Alten sichtbar
Tritt man ein ins Haus, ist man vom zentralen, hohen Raum überrascht. Diesen haben die Architekturschaffenden Toni Schnellmann aus Galgenen mit Jean-Jacques Auf der Maur und Sandro Camenzind vom Büro JJAdM Architektur aus Luzern dem alten Bauernhaus einverleibt. Bei der alten Rauchküche haben sie eine Decke entfernt. So führen die Blicke nun von der neuen Küche bis unters Dach. Wie eine Skulptur ist die Treppe in diesem luftigen Raum geführt. Sie lädt ein zum Spaziergang durchs Haus. So tritt man ein in die verschiedenen Kammern, etwa in die schmucke Stube mit einem Parkettboden, der die Holzfarben des historischen Buffetschranks aufnimmt. Das alte Bauernhaus in Wangen der Familie Wiget Gallati ist Teil eines Hofs. Dieser liegt an der Hengstackerstrasse im Westen des Dorfs mitten in der Wiese. Diese hatte die Bauernfamilie gepachtet, später Haus und Hof gekauft. Ins Gebäude selber hatte man seit 1965 nichts mehr investiert. Entsprechend trostlos war dessen Zustand.
Zweites Leben schenken
Den Mut der Familie, das alte Haus nicht abzureissen, sondern ihm ein zweites Leben zu schenken, würdigt das Architektur Forum Schwyz mit dem Preis «Roter Nagel» 2025. Damit zeichnet der Verein Bauherrschaften aus, die für die hiesige Baukultur einstehen. Das sanierte Bauernhaus in Wangen kann dabei weiteren historischen Häusern in der Region als Vorbild dienen. Einige davon stehen ausserhalb der Dorfkerne, sind historische Zeugnisse, weitherum sichtbar und prägen unsere Kulturlandschaft. Sollten wir ihnen nicht mehr Sorge tragen? Das Beispiel zeigt, welche Vorteile der Bestandserhalt und das Weiterbauen von alter Bausubstanz als Erinnerungsspeicher ha-ben. Am Samstagnachmittag, 18.Oktober, wurde zusammen mit dem Vorstand und der Bauherrschaft die Preisübergabe gefeiert. Damit gute Projekte entstehen, sind gute Bauherrschaften nötig, ist der Vorstand des Architektur Forums Schwyz überzeugt.
Doch bis zum beeindruckenden Ergebnis war es ein langer Weg, wie die Bauherrschaft und die Architekten auf der Führung erklärt haben. «Dank guten Handwerkern aus der Region konnten viele Details vor Ort passgenau gelöst und dadurch viel Originales erhalten werden», resümiert Toni Schnellmann. Dank der Innendämmung etwa bleiben aussen die Blockbauweise, die Klebedächer und die Fenstereinfassungen erhalten und am Baudenkmal sichtbar.
Was viele nicht wissen: Für manche Eingriffe zahlt die Denkmalpflege Zuschüsse zwischen 30 und 40 Prozent – je nach Schutzziel. Auf der Webseite der Kantonalen Denkmalpflege können diese im «Merkblatt für Restaurierungen » studiert werden. Das ermöglicht den Charme des Altbaus und dadurch das Charakteristische zu erhalten. Das schätzt auch das Paar, das mit seinem Sohn nun hier eingezogen ist, wie der neue Hausherr in seiner veritablen Liebeserklärung an das neue Heim ausführte.
Höfner Volksblatt und March-Anzeiger / Architektur Forum Schwyz
Autor
Höfner Volksblatt & March Anzeiger
Kontakt
Kategorie
- Dies & Das
- Kunst & Design
Publiziert am
Webcode
www.schwyzkultur.ch/PSsaXB