Im Jahr 2019 fand bereits ein theaterpädagogisches Projekt statt, jedoch noch in viel kleineren Dimensionen, es waren nämlich lediglich Schulklassen des Schulhauses Nordstrasse involviert.
Im Jahr 2019 fand bereits ein theaterpädagogisches Projekt statt, jedoch noch in viel kleineren Dimensionen, es waren nämlich lediglich Schulklassen des Schulhauses Nordstrasse involviert.
Durch das theaterpädagogische Projekt möchte die Welttheatergesellschaft das Welttheater der Bevölkerung näher bringen, nämlich mit einem Spektakel auf dem Klosterplatz. Fotos: EA-Archiv
Durch das theaterpädagogische Projekt möchte die Welttheatergesellschaft das Welttheater der Bevölkerung näher bringen, nämlich mit einem Spektakel auf dem Klosterplatz. Fotos: EA-Archiv

Bühne

Literatur

1800 Kinder und Jugendliche sind dabei!

Nach dem Grundsatz «Ganz Einsiedeln macht mit!» lud die Welttheatergesellschaft Kinder und Jugendliche ein, beim Einsiedler Welttheater 2024 mitzuwirken. Und das Echo war gewaltig!

Das Welttheater wird 100 Jahre alt. Der Präsident der Welttheatergesellschaft, James Kälin, erklärt: «Wir möchten dem Dorf zu diesem Anlass ein Fest für alle schenken, ein richtiges Spektakel! » Das erklärte Hauptziel der Welttheatergesellschaft ist es, dieses Jubiläum als Dorffest zu feiern, als soziales Ereignis für die gesamte Bevölkerung und so sollten auch die Kinder einbezogen werden. Natürlich mit dem Ziel, die lange Kadenz von einer zur nächsten Spielperiode zu brechen und auch Kinder früh in Berührung mit der langjährigen Welttheatertradition in Einsiedeln zu bringen. Aufgrund der Verschiebung des Welttheaters vom Jahr 2020 ins Jahr 2024 fehlt einer gesamten Generation an Schulkindern die Erfahrung, was das Welttheater ist. Hier möchte die Welttheatergesellschaft wieder anknüpfen, denn: «Die Tradition lebt von Jungen, die das Welttheater miterlebt haben», führt James Kälin aus. Mit diesen Hintergedanken entstand ein riesiges, wohl einmaliges Projekt – so wie es das Einsiedler Theaterereignis auch ist. Die Idee der Welttheatergesellschaft ist es, dass vielleicht jedes Jahr ein solches Ereignis, auch in kleinerer Form, stattfinden könnte, und so dieses kulturelle Grossereignis stets präsent zu haben.

 

Erstkontakt mit Kindern als Schlüssel für Weiterbestehen

Schon früher wurden die Schulen von Einsiedeln ins Welttheater einbezogen. Im Vorfeld der eigentlich geplanten Aufführung im Jahr 2020 gab es erstmals ein Theaterprojekt mit Schulklassen des Schulhauses Nordstrasse. Damit war die Basis für das jetzt gestartete theaterpädagogische Projekt gelegt. Livio Andreina, Regie, und Nina Halpern, Regieassistentin und Leitung Theaterpädagogik, entwickelten ein Format zur Umsetzung ihrer Idee, das auch ins Konzept des Welttheatervorstands der Gesellschaft passte. Dafür zogen Andreina und Halpern unter anderem auch die Einsiedlerin Rita Lang bei, die als Lehr-person im Schulhaus Nordstrasse und angehende Theaterpädagogin die perfekte Vermittlerin zwischen Schule und Theater ist. Zusammen mit einem Team von zehn professionellen Theaterpädagoginnen und -pädagogen entwickelten die drei dieses theaterpädagogische Projekt und erschufen ein umfangreiches Dossier. So entstand Grosses! Livio Andreina möchte der Individualisierung entgegensteuern und die Bevölkerung für ein Gemeinschaftserlebnis sensibilisieren. Und zwar mit der Frage: «Was ist (Welt-)Theater?» Er möchte Menschen dazu bringen, mit dem Welttheater der Welt eine existenzielle Geschichte erzählen zu wollen. Indem die Schulen einbezogen werden, erreicht man auch deren Familien und somit fast das ganze Dorf. Inhaltlich wurde das Projekt auf den Lehrplan21 angepasst und bewusst nicht auf eine gewisse Stufe beschränkt. Dem Projektteam ist es gelungen, ein Konzept anzubieten, welches die Umsetzung für Schulen realistisch macht. Der grosse Vorteil ist dabei, dass das Projekt fast komplett während der Schulzeit stattfindet. Alle Kosten werden durch die Welttheatergesellschaft gedeckt, die dafür 95’000 Franken ins Budget aufgenommen hat. Um diese Kosten zu decken, wurde ein separates Fundraising gestartet.

Projekt stiess auf offene Ohren und Herzen

Mit dem ausgearbeiteten Projekt trat die Welttheatergesellschaft an die Schulen in der Region heran, wo sie auf offene Ohren und vor allem Herzen trafen. Der Rektor der Schulen Einsiedeln, Raffael Bosshard, betont: «Der Schule ist es wichtig, Traditionen und Werte vor Ort miteinzubeziehen und den Blick für Anderes und Neues zu öffnen. Theaterspielen deckt diverse überfachliche Kompetenzen ab und natürlich ist ein solches Projekt eine tolle Erfahrung für unsere Schüler.» Ein solches Projekt fördere die Auftritts- und Selbstkompetenz, trage zu einem wertvollen Miteinander bei und könne auch das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler positiv beeinflussen. Es gab einen Informationsanlass für jedes Lehrerteam, bei dem die Projektleitung über das Vorgehen informierte. Anschliessend konnten sich die Lehrpersonen überlegen, ob sie als Klasse oder sogar als ganzes Lehrerteam mit allen Klassen dabei sein möchten. Und das Echo war enorm. Das freut Livio Andreina ausserordentlich: «Ich kenne kein ähnliches Projekt, bei welchem so viele Schüler mitmachen! » An drei Vormittagen zwischen Oktober und April werden die Teams von Theaterpädagoginnen und -pädagogen begleitet, um den Auftritt einzustudieren. Im Vorfeld zu diesen Besuchen gibt es ein Dossier mit Ideen und Übungen zur Vorbereitung.

Bewegung, die in Spektakel auf dem Klosterplatz mündet

1600 Schüler sind jetzt dabei, sie kommen aus dem Bezirk Einsiedeln, der Gemeinde Feusisberg, Schindellegi und Alpthal. Und sie kommen aus jeglichen Stufen, Schuleinheiten und Schulhäusern. Zusätzlich wirken etwa 200 Stiftsschüler in anderer Form mit (siehe Kasten). Und das Beste am Projekt: Die Schüler selbst werden das Jubiläumsereignis werden! Denn sie werden mit ihrem Theaterspektakel im gesamten Dorf präsent sein. Die Kinder werden die Erwachsenen zum Fest einladen und ein Theaterspektakel auf dem Klosterplatz präsentieren. Der Titel lautet: «s’Wälttheater chunnt! – Eine Prozession». Der Inhalt ist rasch erzählt. Eine farbige, lebensfrohe Prozession zieht am Publikum vorbei, bestehend aus Hunderten von seltsamen Figuren und Tieren. Sie kommen aus allen Richtungen: aus der Klosterkirche, vom Dorf, vom Wald, aus den Stallungen. Treffpunkt dieser illustren Gesellschaft ist der Klosterplatz. Jeder und jede weiss, dass der Alte – der Meister des Platzes – jedes Jahr zum Fest einlädt. Es sind kleinere und grössere Gruppen, sie singen, musizieren, tanzen, jonglieren, geistern herum. Sie verkörpern die sieben Rollen des grossen Welttheaters: die Armen und Bettler, die Reichen, die Schönen und Schönlinge, die Königinnen und Könige, die ungeborenen Kinder, die Bauern und Arbeiterinnen, die Eitlen. Wenn alle eingetroffen sind, singen alle das Welttheaterlied.

 

Für ein Gemeinschaftserlebnis lohnt sich ein grosser Einsatz

Alle teilnehmenden Schüler werden in irgendeiner Form beim Theaterspektakel involviert und dadurch mit dem Thema Welttheater konfrontiert. Analog dem Grossen Welttheater wird beim Theaterspektakel das Gemeinschaftsbedürfnis über alles gestellt. Für die teilnehmenden Schüler bedeutet das Projekt, dass durch die gemeinsame Probenzeit ein ähnliches Gemeinschaftsgefühl wie beim Grossen Welttheater geweckt wird. Die Kinder werden bei ihren Interessen abgeholt mit einem lässigen, gemeinsamen Erlebnis. Und ihnen wird das Bewusstsein vermittelt, dass es sich lohnt mitzuwirken, wenn man miteinander auf ein Ziel hinarbeitet. Es ist nämlich heute schwierig geworden, Menschen über eine so lange Zeit freiwillig und ehrenamtlich für eine kulturelle Veranstaltung zu verpflichten. Der Kitt in unserer Gesellschaft ist brüchig geworden. So ist es auch in Einsiedeln. Und daher muss die Welttheatergesellschaft die Menschen in ihrer jeweiligen Lebensund Arbeitssituation ernst nehmen. Und sie muss ihnen aufzeigen, warum es bereichernd ist, sich an einem Werk zu beteiligen, das grösser ist als man selbst und das Gemeinschaft stiftet. Und da kommen die Kinder und Jugendlichen zum Zug. Denn diese halten unsere Gesellschaft zusammen: durch die Institution Schule, durch Verbindungen unter ihren Eltern, durch ihre Neugier und Offenheit. Den Kindern gehört die Zukunft, wie es so schön heisst, und damit gehört ihnen auch die Zukunft des Welttheaters. Durch das theaterpädagogische Projekt erhalten sie Gelegenheit, sich mit dem Welttheater zu identifizieren und in dessen Sog zu geraten. Wir dürfen alle gespannt sein, was die jungen Theaterspieler uns am Samstag, 25. Mai 2024, präsentieren werden.

 

Einsielder Anzeiger / Angela Suter

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne
  • Literatur

Publiziert am

12.09.2023

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