Nadja Räss als Dorothea. Foto: zvg
Nadja Räss als Dorothea. Foto: zvg

Musik

«Als kinderlose, glücklich verliebte Sängerin eher unvorstellbar»

Am kommenden Sonntag wird in der Jugendkirche Einsiedeln das Stück Dorothea aufgeführt. Die Einsiedler Jodlerin Nadja Räss singt und jodelt in dieser herausfordernden Rolle.

Lukas Schumacher: Nach drei Jahren wird Dorothea wieder in Einsiedeln aufgeführt. Was hat sich für Sie in Bezug auf die Aufführung verändert?

Nadja Räss: Es ist sicher so, dass ich nach der ungewissen Pandemiezeit ein solch grosses Projekt noch viel mehr schätze. Ungeachtet dessen ist die Vorfreude sicher noch grösser als bei den ersten Aufführungen, denn ich weiss, was auf mich zukommt und darauf freue ich mich sehr! Es ist zum Beispiel nicht alltäglich, mit Orchester zu singen und darauf freue ich mich speziell.

Es stecken zwei von der Pandemie geprägte Jahre dazwischen. Was war das Positive, das Sie aus diesen zwei Jahren mit in die Zukunft nehmen können?

Ich hatte schon vor der Pandemie immer wieder das Bedürfnis, mich auszuklinken oder mal einfach einen Tag zu Fuss unterwegs zu sein, also etwas Tempo aus dem Leben zu nehmen. Oft fehlte mir dazu die Zeit. Während der Pandemie hatten wir alle glaub mehr als genug Zeit … Ich versuche, mir nun immer wieder solche Zeitinseln zu schaffen. Manchmal gelingt es, manchmal nicht so gut.

Wie unterscheiden sich Ihre Vorbereitungen auf «Dorothea» im Vergleich zu 2017, als es das erste Mal aufgeführt wurde?

Vor der Premiere war es sicher intensiver. Ich bin dafür zum Beispiel ins Flüeli-Ranft gewandert … also ab Einsiedeln. Auch habe ich mich sehr intensiv mit der ganzen Geschichte rund um Dorothea und Niklaus auseinandergesetzt und viel darüber gelesen. Dies ist nun etwas weniger intensiv und eher ein Auffrischen, aber nicht minder emotional.

Hat Sie «Dorothea» als Künstlerin prägend beeinflusst?

Ich glaube jedes Projekt verändert eine Künstlerin und ich wachse an jeder Rolle, jedem Bühnenprogramm. Je nach Musik, die ich singe, werde ich stimmlich gefordert und das tut gut. So roste ich nicht ein. Für Dorothea bedeutet dies, dass ich zum Beispiel wieder an meinen hohen Tönen arbeiten musste.

Haben Sie eine Lieblingsstelle in Dorothea?

Da gibt es ganz viele, denn jedes Lied, das ich als Dorothea singe, hat eine neue Emotion und es ist immer wieder schön, darin abzutauchen. Es ist quasi ein Gefühlsspagat zwischen der fürsorglichen Mutter im «Chläusli, schlaf» und der wütenden Ehefrau in «Gott myn Gott».

Was ist an Dorothea besonders herausfordernd?

Ganz sicher, in diese Rolle der zehnfachen Mutter und Ehefrau, die verlassen wird, abzutauchen. Als kinderlose, glücklich verliebte Sängerin eine eher neue und ziemlich unvorstellbare Situation (lacht).

Das Werk des jungen Komponisten Joël von Moos wird in Alt St. Johann, Einsiedeln, Sachseln und in Luzern aufgeführt. Auf welche Location freuen Sie sich besonders?

Ich freue mich auf alle Orte sehr, denn jede Kirche hat wieder eine neue Akustik oder Atmosphäre. Es wäre schwierig zu sagen, welcher der beste Ort ist. In Einsiedeln ist es klar ein Heimspiel und bin ich gespannt darauf, wie die Dorothea in der Jugendkirche wirkt, in Alt St. Johann freue ich mich auch auf ein Wiedersehen mit Menschen aus meiner Klangwelt-Toggenburg-Zeit, in Sachseln werde ich gleich neben dem Altar singen, in dem die Reliquien von Bruder Klaus liege und in Luzern ist es aufgrund meines aktuellen Arbeitsorts ebenfalls ein kleines Heimspiel.

In Einsiedeln wechselt der Aufführungsort von der Klosterkirche in die Jugendkirche. Weshalb der Wechsel?

Ja, das ist leider so. Leider war das Konzert-Kontingent in der Klosterkirche bereits ausgeschöpft. Doch ist es zum Singen und zum gemeinsamen Musizieren in der Jugendkirche sicherlich etwas einfacher, da die Akustik etwas «trockener» ist als in der Klosterkirche.

Inwieweit unterscheidet sich das Jodeln in Dorothea und das Jodeln in der Volksmusik?

Da ich im Textteil immer wieder auch in einer eher klassischen Stimmgebung singe, wirkt sich dies auch etwas auf die Jodelteile aus. Doch versuche ich je nach Emotion auch da, mit den unterschiedlichen Klängen von sehr archaisch bis eher klassisch zu spielen.

Was möchten Sie den Konzertbesuchern im Vorfeld mit auf den Weg geben?

Ich glaube, am schönsten ist die Konzerterfahrung, wenn man zurücklehnt und geniesst. Tauchen Sie zusammen mit der Musik in die Welt von Dorothea und Niklaus ab.

Einsiedler Anzeiger / Lukas Schumacher

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

04.11.2022

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