Die Jubiläumsausstellung der Einsiedler Genossamen bietet viel Wissenswertes für alle und setzt einen würdigen Akzent in ihrer langen und bewegten Geschichte. Fotos: Eugen von Arb
Die Jubiläumsausstellung der Einsiedler Genossamen bietet viel Wissenswertes für alle und setzt einen würdigen Akzent in ihrer langen und bewegten Geschichte. Fotos: Eugen von Arb

Dies & Das

Beeindruckender Rückblick auf eine stolze Geschichte

Auf den vier Etagen des Chärnehus zeigen die sieben Genossamen ihre Geschichte in Text, Bild, und Film. Die Ausstellung «Wald. Wasser. Wohnen. Einsiedler Genossamen» ist ein spannender Rundgang durch einen wichtigen Teil der Einsiedler Geschichte.

Der Genossamen-Brunnen, umgeben von den Wappen-Stelen der sieben Genossamen, ist ein symbolstarker Einstieg in die Ausstellung. Einerseits strömt aus ihm «das Blut der Natur», das alle und alles nährt, andererseits war der Brunnen jahrtausendelang der Ort, wo man sich traf. Es ist jene Verbindung aus Zweck- und Lebensgemeinschaft in den Genossamen, die in der Ausstellung vorgestellt wird. Obwohl das 175-Jahr-Jubiläum an sich schon sehr beeindruckend ist, steckt es nur einen Bruchteil der Genossamengeschichte ab, die im Grunde genommen noch viele Jahrhunderte weiter zurückgeht. Im Jahr 1849 entstanden aus der «Genossenschaft Einsiedeln» die sieben eigenständigen Allmeindkorporationen: Genossame Dorf-Binzen, Genossame Bennau, Genossame Egg, Genossame Euthal, Genossame Gross, Genossame Trachslau, Genossame Willerzell.

 

Grundgedanke ist geblieben

Seither sind die Genossamen gewachsen, haben sich gewandelt und ihrer Zeit angepasst. Doch der Grundgedanke von Gemeinschaft und Solidarität ist derselbe geblieben. Dementsprechend sprach die Historikerin, Archivarin und Leiterin der Ausstellungsgruppe, Susanna Bingisser, an der Vernissage stets in der «Wir-Form». Sie bedankte sich bei allen Mitwirkenden und beschrieb, wie die Ausstellung während zwei Jahren konzipiert und aufgebaut wurde und die nötigen Mittel von rund 80’000 Franken dafür aufgebracht wurden. Sie bedankte sich bei allen öffentlichen und privaten Geldgebern und erinnerte daran, wie viel Freiwilligenarbeit in die Ausstellung gesteckt worden sei. Als Besucher von aussen könne man kaum erkennen, dass es «unglaublich viel» gebraucht habe, um dieses Projekt zustande zu bringen.

 

Drei Vernissagen am selben Abend

Nach den Begrüssungs- und Dankesworten von Daniel Steiner, Präsident der Genossame Willerzell, und Leta Bolli, Bezirksrätin für Bildung und Kultur, und den Jodelklängen von Lena Lüthi und Jael Holdener erinnerte Bingisser daran, dass an diesem Abend im Grunde genommen drei Vernissagen gleichzeitig stattfinden: Eine Ausstellungsvernissage, eine Buchvernissage und eine Filmvernissage. Dabei kam sie auf die Festschrift mit dem Titel «Wald. Wasser. Wohnen. Einsiedler Genossamen» zu sprechen. Auf 150 gut illustrierten Seiten wird der Inhalt der Ausstellung zusammengefasst, das Ganze wird aufgelockert durch Interviews und ergänzt durch einen Parzellenplan der Genossamen und des Klosters im Anhang. In 11 Dokumentarfilmen von Franz Kälin und Markus Staub werden zudem die Menschen und ihre Tätigkeiten in den verschiedenen Bereichen der Genossamen vorgestellt. Die Filme sind auf Monitoren locker in der Ausstellung verteilt und können als Ganzes im Dachstock angesehen werden.

 

Lockere Gestaltung

Die vier Etagen des Chärnehus werden durch die Ausstellung vollkommen ausgefüllt. Die Gestaltung ist locker, der vermittelte Inhalt im Mass gehalten. Nach dem Empfang im Erdgeschoss, wo neben dem Genossamen-Brunnen und den Wappen auch die «gewachsene» Geschichte symbolisch in den Jahresringen eines Baums dargestellt sind, betritt man im ersten Stock das Zentrum der Ausstellung. Auf dem Boden ist der farbige Parzellenplan der Genosammen abgebildet – auf diesem «Land» steht die Ausstellung. Auf locker verteilten Holzstelen um den Plan herum und auf der Galerie werden in Text und Bild die Bereiche der Genossamen erklärt: die Land-, Wald- und Wasserwirtschaft sowie die Liegenschaften und die Energieversorgung. Daneben werden die Teilbereiche von der Wuhrkorporation bis hin zum Kieswerk erklärt. Zwischen den Stelen verteilt sind die Filmmonitore mit Kopfhörern sowie interessante «Trouvaillen» aus den Archiven.

 

Antwort auf viele Fragen 

Dazwischen werden einzelne Themen herausgegriffen, die für Aussenstehende interessant sind. Zum Beispiel wird erklärt, wie man Genossenbürgerin oder Genossenbürger werden kann, was der sogenannte «Genossennutzen» ist oder wie die Frauen in die Genossamen aufgenommen wurden. Im Treppenhaus wird das Thema der Amerika-Auswandererbewegung im 19. Jahrhundert beleuchtet. Wegen Missernten, Hungersnöten und Armut waren damals Tausende Schweizerinnen und Schweizer gezwungen, ins Ungewisse wegzuziehen. Während in anderen Regionen viele ihr gesamtes Hab und Gut in der Heimat verkaufen mussten, boten die Genossamen ihren Mitgliedern eine gewisse materielle Unterstützung. Auf der Galerie werden die Engagements der einzelnen Genossamen auf Gebieten wie Tourismus oder Alpwirtschaft erklärt. Insgesamt vermittelt die Ausstellung viel Wissen auf verständliche, kurzweilige und interessante Weise – das beste Geschenk, das sich die Genossamen zu ihrem Jubiläum machen konnten.

 

Einsiedler Anzeiger / Eugen von Arb

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

19.12.2023

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