«Eine Komödie über den Herbst des Alters»: Autor Thomas Hürlimann und Regisseurin Barbara Schlumpf. Bilder Victor Kälin
«Eine Komödie über den Herbst des Alters»: Autor Thomas Hürlimann und Regisseurin Barbara Schlumpf. Bilder Victor Kälin
Aus dem Kino- wird ein Theatersaal. Gespielt wird auf der Bühne, den Seiten, selbst im Rücken des Publikums. «Dolby-Surround» sozusagen.
Aus dem Kino- wird ein Theatersaal. Gespielt wird auf der Bühne, den Seiten, selbst im Rücken des Publikums. «Dolby-Surround» sozusagen.

Bühne

Altweibersommer im Kino Etzel

Vor einem Vierteljahrhundert feierten sie grosse Erfolge. Nun kehrt Thomas Hürlimann zur Theatergruppe Chärnehus zurück – mit einer Komödie im «herbstlichen Unterton».

Alles ist älter als damals, als die Theatergruppe Chärnehus mit Hürlimanns «Franzos im Ybrig» national für Furore sorgte. 1991 war das, und der Beginn einer noch immer währenden Freundschaft zwischen Spielern und Autor. Mit «De Casanova im Chloster» schrieb der gefeierte Schriftsteller bereits das fünfte Stück für die Einsiedler. 26 Jahre nach dem «Franzos». Alles ist älter geworden.

«Unsere Rollen gefunden …»

Das Stück (siehe Kasten) ist eine «Commedia», räsoniert Hürlimann, «doch mit einem herbstlichen Unterton, denn alle Figuren sind ihren Rollen zu sehr verhaftet, um ihnen zu entkommen. So geht es auch dem Autor und wohl den meisten, die bei der Uraufführung mitspielen … Wir haben unsere Rollen gefunden, nun müssen wir sie weiterspielen, ob sie uns ganz zufrieden stellen oder nicht.» Wir – damit meint Hürlimann nicht nur sich selbst, sondern auch Regisseurin Barbara Schlumpf und ein Grossteil der Spieler: In derselben Zusammensetzung brachten sie 1991 den «Franzos» zum Erblühen. 26 Jahre später trifft man sich erneut. Es ist ein «Adieu», sagt Hürlimann, doch lässt er offen, ob er damit lediglich die Hauptfigur Casanova zitiert. Selbst der Ort der Aufführung scheint seinerseits im Herbst des Daseins angekommen zu sein. Das Kino Etzel wurde 1958 eröffnet, zeigt aber seit 2011 keine Filme mehr. Jetzt steht dem Saal so etwas wie ein Altweibersommer bevor.

Kino in Theater umwandeln

Bevor es so weit ist, zieht Regisseurin Barbara Schlumpf alle Register der Theaterkunst. Seit Monaten wird geprobt. Sie ist des Lobes voll über ihre 21 «Amateure mit viel Erfahrung. Es sind gute, gestandene Schauspieler. Wir proben wie Profis». Seit das Kino Etzel für die Proben genutzt werden kann, stehen auch die Handwerker im Dauereinsatz. Um das von Peter Scherz («Seegang» 2015) entworfene Bühnen- und Lichtkonzept umzusetzen, lässt Barbara Schlumpf das alte Kino in ein Theater verwandeln, «ohne die Herkunft zu ignorieren». Gespielt wird vorne auf einer mehrstöckigen Bühne – unten der Pfauen, oben das Kloster –, seitlich den Wänden entlang und selbst im Rücken der Zuschauer. «Eine Herausforderung fürs Publikum», verspricht Schlumpf lachend, «wir wollen ja nicht, dass es auf den bequemen Kino-Sesseln einschläft …» Der Regisseurin schwebt eine lebendige und sinnliche, barocke und pralle Inszenierung vor – dafür sollen auch Daniel Fueters Musik und Anna Maria Glaudemans Kostüme bürgen.

Dreimal so teuer wie gewöhnlich

Thomas Hürlimann schwärmt von den idealen Voraussetzungen, die er in Einsiedeln vorfindet: «Es ist wie an einem grossen Theaterhaus. Wir müssen keine Abstriche machen. Einfach grossartig!» Das Ganze hat seinen Preis, rechnet Produktionsleiter Beat Ruhstaller vor: Rund 300’000 Franken kostet die ganze Sache – dreimal so viel, wie ein «normales Chärnehus-Theater». Die Finanzierung sei eine echte Herausforderung gewesen, versichert Ruhstaller. Den definitiven Auftrag habe man Thomas Hürlimann erst erteilt, als die Mittel gesichert waren. Der gute Ruf der Theatergruppe des Kulturvereins Chärnehus wirkte wie ein Türöffner: «Wir wurden», so Ruhstaller, «wirklich grosszügig unterstützt. Das Vertrauen in unser Tun war gross.» Das war dann sozusagen der Jungbrunnen für den Altweibersommer.

«De Casanova im Chloster»

Es sind die Jahre vor der französischen Revolution. Ein trüber November; schon fällt der erste Schnee. Casanova, müde von zahllosen Liebschaften und verfolgt von einem schwäbischen Major, gelangt via Schaffhausen nach Zürich und Einsiedeln, wo er, vom Kloster beeindruckt, spontan beschliesst, als frommer Mönch ein neues Leben zu leben – ohne Spielschulden, dubiose Geschäfte und endlose Fluchten von einer Liebes- affäre in die nächste. Er legt beim Abt eine lange Beichte ab und wird angewiesen, im Hotel Pfauen den Entscheid des Konvents abzuwarten, ob man ihn als Confrater aufnimmt. Als aber eine schöne junge Frau ebenfalls im Pfauen absteigt, gerät Casanovas Plan, den Lebensabend als Benediktinermönch zu verbringen, arg ins Wa

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

01.09.2017

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