Bühne
«Die schöine Täg» an einem Abend
Musikalisch-literarische Lienert-Chärnehus-Revue im Museum Fram Dieser Abend hielt, was er versprach. Ausgewählte Gedichte und Geschichten aus Lienerts Schaffen, dargeboten von den «Chärnehüslern», musikalisch hervorragend ergänzt und untermalt von Werner Jung am Akkordeon.
Schöne, liebliche Sachen aus einer «untergegangenen Heimat». Dies ist in doppeltem Sinne zu verstehen, erstens von der Zeit, und zweitens von den Formulierungen und den «Wörtlein», die Lienert brauchte, und die damals passten. Viel Volk ab mittlerem Alter strömte am letzten Donnerstag in die Fram. Der Anlass: Der Fram-Club Einsiedeln und Schwyz-Kultur-Plus präsentierten einen höchst vergnüglichen «schöine Tag», dargeboten von der Theatergruppe Chärnehus. So beeindruckend der Aufmarsch auch war, wo blieben die Jungen und Jugendlichen? Fehlt es ihnen im Zeitalter der Bilderüberflutung an der Fantasie, «lautgemalte» Texte in sich aufleben zu lassen? Fühlen die sich von Meinrad Lienert und seinem literarischen Werk nicht angesprochen, oder finden sie den Zugang zu ihm nicht? Wäre es so, wäre das erschreckend und zugleich auch eine Feststellung, die bestätigt, warum Lienert bis zu diesem Jubiläumsjahr derart in Vergessenheit geriet. Gleichzeitig muss man sich fragen, was nach diesem Jahr mit den vielen Veranstaltungen nachhaltig bleibt, ja überlebt.
Gelungener Anlass
Um zum Abend zu kommen: Die szenische Darbietung gefiel über alle Massen, das Regiehändchen von Oscar Sales Bingisser tat dem Abend gut. Das Programm kam abwechslungsreich daher mit Hintergrund-Infos zu Meinrad Lienert, Tex ten aus verschiedenen Werken und der sehr einfühlsamen Musik. In einer lebendigen Szene mit vier Frauen fühlte man sich dreissig Jahre zurückversetzt vor dem «Merkur»: Die «Rätschiwiiber» waren auferstanden und tratschten so munter und gierig drauflos, dass es eine Freude war. Moritz Kälin schilderte die Feuersbrunst derart eindringlich, dass man, wäre in diesem Moment das Licht im Raum abgedunkelt worden, gemeint hätte, die Fram brenne ab und man müsse sich retten. Der Stellen gäbe es noch viele, die es wert wären, genannt zu werden. Immer wieder wurde man geschickt in ein anderes Umfeld gestossen man tauchte ein und fühlte sich wohlig geborgen. Es war eine Welt, die den Zuhörerinnen und Zuhörern zu einem Teil noch aus eigenem Erleben bekannt war, oder dann zumindest aus Erzählungen der Eltern. Meinrad Lienert war ein Schilderer in Farben, ein Lautmaler. Nicht umsonst nannte ihn Heinrich Federer einen Singvogel, einen Liederschnabel. Die Farbenpracht leuchtete wie die bekannten Gemälde von Segantini. Jede Situation war liebreizend beschrieben. Man konnte sie, die geschilderten Bilder, sich gut vorstellen. Der grosse Schlussapplaus bestätigte den Chärnehüslern, dass sie für einen eindrücklichen Abend gesorgt hatten, einen «Heimatabend» im besten Sinne.
Einsiedler Anzeiger (li)
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Einsiedler Anzeiger
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