Mitglieder des Welttheater-Chores umringen nach getanem Werk den Ring-Träger Volker Hesse. Fotos: Victor Kälin
Mitglieder des Welttheater-Chores umringen nach getanem Werk den Ring-Träger Volker Hesse. Fotos: Victor Kälin
Ergreifend: Die Einsiedler singen unter der Leitung von Agnes Ryser über die Köpfe des Publikums das vom Welttheater her bekannte «Santa Maria».
Ergreifend: Die Einsiedler singen unter der Leitung von Agnes Ryser über die Köpfe des Publikums das vom Welttheater her bekannte «Santa Maria».

Bühne

«Dieser Preis ist eine Notwendigkeit»

Fulminant und voller Herzlichkeit: Über 40 Redner aus Politik und Kultur erwiesen Volker Hesse die Referenz bei der Preisverleiung des Hans Reinhart-Ringes, der höchsten Schweizer Theaterauszeichnung. Und der Welttheater-Chor sang dem Meister zu Ehren.

Es war ein Fest, wie es selbst an der Übergabe dieses bedeutsamsten Schweizer Theaterpreises kaum einmal zu sehen war: Facettenreich, furios, feierlich... Kurzum: Nicht nur der Geehrte wurde am Sonntag im Zürcher Neumarkt-Theater beschenkt, sondern alle Anwesenden.

Brillanten für die Krone

Dem von gegen 150 Personen besuchten Anlass lag eine Dramaturgie zugrunde, die Hesses Handschrift tragen könnte (und 1993 an selbem Ort zusammen mit seinem damaligen Partner und heutigem Moderator Stephan Müller ja auch getragen hat): Jeder und jedem der gut 40 Rednerinnen und Redner standen nur gerade 100 Sekunden zur Verfügung. Es war ein Spektakel! Diese Komprimierung auf das Wesentlichste, diese Vielfalt in Wort, Bild, Musik und Gestik. 40 Brillanten für die Krone des Ehrengastes. Jeder Bundesrat würde einmal Bundespräsident; aber nicht jeder Regisseur Preisträger, meinte etwa Moritz Leuenberger geistreich. Und kombinierte: Hier das Rotationsprinzip, dort der Qualitätsanspruch. Beatrice Stoll bewundert an Hesse die «Hingabe an die Kunst», Rolf Lyssy den «Menschenfreund», Hartmut Wickert die «mutigen Versuchsanordnungen» und Hansueli W. Moser als Jurypräsident die Inszenierungen wie jene des Welttheaters, «mit denen Hesse den traditionellen Sparten eine zeitgenössische Form gegeben» hätte. Den Anwesenden aus dem Herzen sprach Anne Fournier, die Vizepräsidentin der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur: «Die Auszeichnung von Volker Hesse ist eine Notwendigkeit.»

Das Welttheater im Neumarkt

Wie stark das Einsiedler Welttheater, das Hesse 2000 und 2007 inszenierte, die Vergabe förderte, ist nicht ermessbar; würde man alleine auf die am Sonntag gehörten Erwähnungen abstützen, müsste der Einfluss kein unwesentlicher gewesen sein. Corinne Mauch, Peter de Weck, Erwin Koller, Martin Vollenwyder… Sie alle nahmen in ihren Reden Bezug auf die grossartigen Inszenierungen auf dem Klosterplatz. Und das Welttheater lebte auch im Neumarkt-Theater. Thomas Hürlimann, Jo Siska, Agnes Ryser, Marina Hellmann, Rolf Derrer, Rita Kälin, Judith Schlosser, Marianne Pletscher und gar Jürg Kienberger mit einer schräg-skurrilen Videoeinspielung aus Avignon sorgten für ein «Klassentreffen» innerhalb des grossen Treffens. Der Vorstand war mit Präsident Peter Kälin, Hanspeter Kälin und Bruno Frick vertreten. Das Welttheater Hesses war in aller Munde. «Was ist ein grosser Regisseur?», fragte Autor Hürlimann. «Ich weiss es nicht. Aber ich weiss, was Hesse ist: Ein grosser Regisseur!» Er verstehe es, «die Flüchtigkeit des Theaters in unvergessliche Bilder umzusetzen». Passend dazu schritt der Welttheater-Chor aus dem Dunkel in die Zuschauerreihen, um mit dem berührenden «Santa Maria» aus der Inszenierung 2007 die Feierlichkeit der folgenden Ring-Übergabe besonders zu betonen.

«Kraft für neue Taten»

Weit mehr als 100 Sekunden lang war der Applaus, als Volker Hesse die Bühne betrat und den auf Mass gefertigten Ring einem schwarzen Kästchen entnahm. «Sehr reich» komme er sich vor nach diesen zwei Stunden «voller Anmut, Geist, Nachhaltigkeit und Witz». Es müsse, konstatierte ein gerührter Volker Hesse, so etwas «wie ein Arbeitsglück» geben – das sei heute aus so vielen Perspektiven spürbar gewesen. Er hoffe, diese «gute Energie nutzen zu können für neue Projekte». Der Ring und die damit verbundene Auszeichnung «gebe Kraft für neue Taten».

Einsiedler Anzeiger

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Einsiedler Anzeiger

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  • Bühne

Publiziert am

29.06.2010

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