Masha Bingisser spielt im Stiftstheater eine Hauptrolle im Klassiker «Arsen und Spitzenhäubchen». Bild Viktor Kälin
Masha Bingisser spielt im Stiftstheater eine Hauptrolle im Klassiker «Arsen und Spitzenhäubchen». Bild Viktor Kälin

Bühne

«Man muss auf die Zähne beissen»

Als Abby Brewster steht Masha Bingisser auf der Bühne des Stiftstheaters und hat eine Hauptrolle inne im Klassiker «Arsen und Spitzenhäubchen». Das Besondere daran: Sie ist die Tochter von Regisseur Oscar Sales Bingisser.

Victor Kälin: Die Frage liegt auf der Hand: Sind Sie als Tochter oder als Schauspielerin folgsamer?

Masha Bingisser: Als Schauspielerin. Definitiv! Die Anordnungen des Regisseurs zu befolgen ist für mich, wie übrigens für alle Beteiligten, ganz selbstverständlich. Zu Hause sieht es wieder anders aus. Ich glaube, auch das ist normal.

Gabs dank Vitamin B die Hauptrolle?

Nein. Oscar kennt die Mitspieler und Mitspielerinnen. Er schaut jeweils, welche Rolle am besten zu jemandem passen könnte. Wer schon einmal gespielt hat, muss kein Casting mehr machen. Ich bin jetzt zum vierten Mal dabei – und erstmals in einer Hauptrolle.

Macht es für Sie einen Unterschied, ob der Regisseur nun Ihr Vater ist – oder bevorzugen Sie eine neutrale Person?

Ich kenne keinen anderen Regisseurals meinen Vater! Für mich istdiese Konstellationdeshalb ganz natürlich. Ich besuchte die Proben schon lange vor meiner Zeit als Gymnasiastin; als Kind sass ich oft im Theatersaal und schaute dem Treiben zu.

Dann stimmt also das Zitat Ihres Vaters, «zu allen genau gleich ungerecht zu sein?»

Ja, das ist so. Ich erhalte keine Vorzugsbehandlung. Wie alle anderen muss auch ich meine Leistung erbringen.

Das Stiftstheater ist bekannt für seine intensive Probenzeit. Wie bringen Sie Theater und Schule unter einen Hut?

Es ist tatsächlich streng. Mit der Rollenverteilung und den Leseproben beginnt die Produktion Ende September eher langsam. Ab Dezember wird es aber intensiv. Und ab Januar stehen die Hauptrollenträger fast jeden Tag auf der Bühne – und es kann schon einmal Mitternacht werden. Die Schule erkennt den Stellenwert des Theaters und kommt den Mitwirkenden entgegen, was ich sehr zu schätzen weiss. Trotzdem muss man auf die Zähne beissen: Direkt nach der Schule in die Probe und nach 20 Uhr zu Hause dann noch lernen … man muss wissen, worauf man sich da einlässt.

Was fasziniert Sie am Theater?

Jemand anderssein, in eine andere Rolle zu schlüpfen, lässt einen andere Blickwinkel entdecken. Und auch die ganze Theatergruppe ist cool. Viele engagieren sich nicht nur wegen des Theaters, sondern auch wegen der tollen Atmosphäre.

Geht die Faszination so weit, dass Sie auf den Spuren Ihres Vaters wandeln und ebenfalls den Beruf der Schauspielerei ergreifen?

Die Frage stelle ich mir durchaus. Falls ich mich so entscheiden würde, dann suchte ich mein Glück an einer grossen, professionellen Schauspielschule – wie beispielsweise in Wien. Schon seit der zweiten Primarklasse ist aber Primarlehrerin mein Traumberuf. Ich sehe mich durchaus an der Pädagogischen Hochschule. Aber es dauert ja noch mehr als zwei Jahre bis zur Matura.

Und noch ein Wort zu Arsen und Spitzenhäubchen: Weshalb muss man diesen Klassiker auf der Stiftstheaterbühne unbedingt sehen …

Das Stück hat sehr viele lustige Elemente – und ist gleichzeitig sehr morbid: Abby und Martha, diese zwei persönlichkeitsgestörten Charaktere, befördern laufend alleinstehende Frauen ins Jenseits – und sehen sich als Wohltäterinnen, da sie diese armen Personen endlich von ihrem Alleinsein erlösen.

«Arsen & Spitzenhäubchen»

Stiftstheater Einsiedeln.

17./18./24. und 25. März je 20 Uhr.
19. März, 17 Uhr.

www.stiftsschuleeinsiedeln.ch/theater

Einsiedler Anzeiger (Vi)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Bühne

Publiziert am

14.03.2017

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