Es ist schlicht super, was die Akteure auf der Bühne zeigen.
Es ist schlicht super, was die Akteure auf der Bühne zeigen.
Die Dialekt-Aufführung verdient ein grosses Publikum. Bilder Franz Kälin
Die Dialekt-Aufführung verdient ein grosses Publikum. Bilder Franz Kälin

Bühne

Morbide Faszination eines Untoten

Die Aufführung des Stiftstheaters muss man gesehen haben: schnell und präzis gespielt, Schwank, Klamauk und hintergründiges Theater zugleich. Die Schauspieler um Regisseur Oscar Sales Bingisser überzeugten das Premierenpublikum total: kurz – ein grosses Lob für diese Aufführung.

Alphorntöne eröffnen die Aufführung. Eine rustikale Gaststätte in irgend einem kleinen Kaff, ausgestattet mit allem gängigen Kitsch, bildet die Kulisse. Eine junge Frau, die Wirtstochter, beherrscht mit ihrem bestimmten Tun die Szenerie. Ihr sogenannt Verlobter, ein Hasenfuss sondergleichen, kommt in den Dialog: energisch trifft Angst. Und nur der Raum als schützender Ort bewahrt ihn vor der Unbill draussen – und vor dem Pfarrer. Der Wirt ist halb nüchtern ein unberechenbarer Dämon, der den jungen Quasi-Schwiegersohn beherrscht und ängstigt. In diese Szenerie tritt mit unsicherem Schritt ein ruhiger, junger Mann. Der gibt sich einsilbig – jedes Wort muss aus ihm herausgeholt werden.

Unfassbares kommt hervor

Und da kommt nach und nach Unfassbares ans Tageslicht: Er hat seinen eigenen Vater, einen Tyrannen, mit dem Spaten erschlagen und ist seit Tagen rastlos auf der Flucht. I n der gottverlassenen Beiz geschieht nun schwer Erklärbares. Der Vatermörder wird zum Helden: «Da sind mir sicher. Sogar de Tschugger hätt Angscht vor dem!» – Die resolute Wirtstochter verspürt Gefühle und schlägt vor, ihn zum schon lange gesuchten Hausknecht zu machen. Der «Quasi-Verlobte» erkennt sofort den Rivalen im Fremden und will das dem Pfarrer berichten. Später kommt ein alleinstehendes Weib, das beim Pfarrer vom Vatermörder gehört hat. Sie will ihn anschauen – und ist sofort fasziniert von ihm. Und da entbrennt ein Kampf um den Mann, beziehungsweise darum, wo er schlafen soll; bei einer Witfrau oder bei einem Mädchen. Dieser Kampf geht zugunsten der Jungen aus – am Morgen putzt der Mann ihr die Schuhe. Er will ihr gefallen – und ihm gefällt die Situation: «Warum habe ich meinen Vater nicht schon lange erschlagen!»

Attraktiver Mörder

Die Frauen des Kaffs haben vom jungen Mann gehört. Sie umschwärmen ihn, buhlen um seine Gunst, bringen ihm Geschenke, wie weiland die heiligen drei Könige dem Jesuskind. Nun erhält der Mord eine morbide faszinative Erhöhung: Der Täter mutiert zum Helden – zumindest in der Frauenwelt des Dorfes! So böse das klingt: dieser Mord ist ein Wunder! Der Nebenbuhler will ihn weghaben. Er besorgt ihm neue Kleider, ein Ticket – er soll weit weg, nach Amerika. Jetzt trifft etwas ein, was das Ganze auf den Kopf zu stellen droht: Der «tote» Vater betritt die Beiz, sucht seinen undankbaren, unnützen Sohn. Wüst sieht er aus, man kann es fast nicht glauben, dass der überlebt hat. Der Witfrau gelingt es, den Alten auf eine falsche Fährte, und somit weg vom Umschwärmten hinter dem Büffet Versteckten, zu bringen. Und der Sohn? Der ist unglücklich, weil sein Vater noch lebt. Er wünscht ihm den Tod. Er erkennt auch sofort, dass er gestern noch ein Held war. Jetzt aber, da der Vater, verletzt zwar, aber noch lebend, wieder da ist, verliert er seine Aura.

Der Tote will nicht sterben!

Bei einem Geschicklichkeitswettkampf in der Gemeinde siegt der junge Mann – der untote Vater schaut dem Geschehen durchs Fenster der Beiz zu und er erkennt den Sohn. Es kommt zum Showdown der Beiden – und zum erneuten Ende: der Sohn erschlägt den Vater, wieder mit einem Spaten, erneut. Die Stimmung im Dorf kippt jetzt aber. Man will ihn gefangennehmen und hängen. Sogar die in ihn bis dahin verliebte Wirtstochter wendet sich von ihm ab. Es scheint nach einem handfesten Kampf in der Beiz mit dem zweifachen «Vatermörder» ein schlimmes Ende zu nehmen – auch die Frauen des Dorfes hat er nun gegen sich. Da betritt der «Tote» erneut die Szenerie. Alles ist perplex – sogar die Zuschauer im Publikum: «Kann denn den Alten wirklich nichts umbringen, wie viele Leben hat der?» –Konfusion allenthalben, zumal der Vater den Sohn mitnimmt: «Mein Sohn und ich gehen unsere eigenen Wege. Wir haben es lustig miteinander!» – Ende der Erzählung; der Schluss soll nicht verraten werden.

Geschlossenes Ensemble

Es muss hier gesagt sein: Die Dialekt-Aufführung verdient ein grosses Publikum. Es ist schlicht super, was die Akteure unter der Regie von Oscar Sales Bingisser auf der Bü

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

13.03.2012

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