Die Uraufführung einer neuen Welttheater-Fassung in Vorbereitung: Autor Tim Krohn (rechts) und Regisseur Beat Fäh vor einer Ideenskizze für das Bühnenbild auf dem Klosterplatz. Bild Josias Clavadetscher
Die Uraufführung einer neuen Welttheater-Fassung in Vorbereitung: Autor Tim Krohn (rechts) und Regisseur Beat Fäh vor einer Ideenskizze für das Bühnenbild auf dem Klosterplatz. Bild Josias Clavadetscher

Bühne

Welttheater kritisiert Optimierungswahn

Das Welttheater 2013 wird Bilder sprechen lassen, bringt traditionelle Figuren in neuen Rollen auf den Klosterplatz und rechnet hart mit dem Machbarkeitswahn unserer Gesellschaft ab. Am Welttheatertag wurde näher über das Spiel und das Konzept informiert.

In der Luft flimmerten zwei grosse Fragen: Was werden Autor Tim Krohn und Regisseur Beat Fäh auf dem Klosterplatz inszenieren? Und wie ist diese Spielerwartung der Einsiedler zu bändigen? Diese Spiellust war omnipräsent. Die Vorträge am Welttheatertag vom Samstag waren ausgebucht und die Spannung greifbar, als das neue Team erstmals breiter informiert und auch Textproben vorgestellt hat.

Wenn der Mensch Schöpfer spielt

Regisseur Beat Fäh erklärte, dass sich das Welttheater 2013 mit dem Optimierungswahn unserer Zeit und mit dessen zwangsläufigem Scheitern befassen wird. Eine Thematik, die letztlich tief in Calderons Urfassung steckt. Autor Tim Krohn sieht diesen Machbarkeitswahn vor allem in der Medizin, in der Pharmazeutik, in der Jagd nach ewiger Jugend und Schönheit. Es sei heute mit all den Möglichkeiten so weit, dass der Mensch «Gott in die Schöpfung hineinpfuschen kann». Der Mensch sei sich dabei gar nicht mehr bewusst, was richtig sei und was falsch, die Verantwortung sei schwierig zu tragen.

Baustelle auf dem Klosterplatz

Im Welttheater 2013 werden so auch einige der traditionellen Figuren des Welttheaters in anderen Rollen auftreten: Aus dem Bettler ist der Penner geworden, aus dem König der Präsident, die Schönheit kommt als Liebespaar daher, der Landmann als Bauernfamilie. Krohn möchte mehr noch als je Bilder sprechen lassen. Nicht nur monumental oder mit den Mitteln neuer Projektionstechnik, sondern auch in der Stille und Weite des Platzes mit Einzelfiguren. Ebenso werden Chöre auftreten und grosse Gruppen. Auch Regisseur Beat Fäh sieht die grosse Aufgabe der Inszenierung darin, mit der Magie dieses Platzes, «diesem permanenten Naturalismus», umgehen zu können. Der Entwurf des Bühnenbilds zeigt, dass der Klosterplatz zu einer Baustelle werden soll, eine Baustelle als Symbol für den Wahn, elementar in die Genesis eingreifen zu wollen. Der Text ist gemischt in Schriftsprache und Dialekt verfasst, wobei man einen «sanftangepassten Einsiedler Dialekt» anwenden werde. Alle Sprechrollen werden verstärkt. Welttheater-Präsident Peter Kälin schätzt, dass auf der Bühne rund 300 Personen mitwirken werden, teils in mehreren Rollen. Weitere 300 Personen werden hinter der Bühne eingesetzt.

Jeder erhält Chance für eine Rolle

Wie Regisseur Fäh betonte, soll jeder Interessent eine faire Chance zum Mitmachen haben. Es sind bis dato noch keine Rollen besetzt worden. Fäh will bis Ende Oktober in zwei Tranchen Castings durchführen. Im Dezember werden Arbeitsproben stattfinden, Mitte Januar 2013 sollen dann die Rollenverteilung bekannt gegeben werden und die Proben beginnen. Am Mai werden sie intensiviert. Gemäss Fäh werde man hart arbeiten müssen, «es wird eine strenge Zeit sein», betonte er. Anderseits setzt er stark auf die Spiellust der Einsiedler und deren Freude an der Inszenierung. Fäh ist der Ansicht, dass die Lust am Theater «den Einsiedlern gegeben ist». Das habe vermutlich ebenso mit barocker Lebensfreude wie mit dem Archaischen in der Fasnacht zu tun. Generell entstand am Welttheatertag der Eindruck, dass Fäh und Krohn als verantwortliche Spielleitung sehr nahe am Puls der Mitwirkenden sind. Näher als das oft akademisch wirkende Team Thomas Hürlimann und Volker Hesse von 2007.

Infos

www.welttheater.ch



Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Bühne

Publiziert am

10.09.2012

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