Wollen etwas Grosses schaffen: Autor Lukas Bärfuss (rechts) und Regisseur Livio Andreina. Foto: Victor Kälin
Wollen etwas Grosses schaffen: Autor Lukas Bärfuss (rechts) und Regisseur Livio Andreina. Foto: Victor Kälin

Bühne

«Wir wollen Elefanten in Einsiedeln – und Elefanten werden kommen!»

Autor Lukas Bärfuss und Regisseur Livio Andreina denken an ein Welttheater, das auf Calderon zurückgeht – und somit auf die zentralen Fragen der Menschheit. Ihnen schwebt Grosses vor. In und mit Einsiedeln.

Und am Schluss des Gesprächs sagt Lukas Bärfuss fast beiläufig: «Wir wollen Elefanten auf dem Klosterplatz. Und Elefanten werden kommen!» Weder zieht er die Aussage zurück, noch bittet er um Geheimhaltung: «Elefanten im Einsiedler Welttheater – das steht sinnbildlich für unseren Ehrgeiz!»


«Ihr erlebt etwas!»


Gross soll es werden, das Theater 2020. Ein «grosses Fest», wenn es nach Regisseur Livio Andreina geht. Und die künstlerische Leitung scheut keinen Aufwand, dass es tatsächlich gross wird. Seit anderthalb Jahren beschäftigt sich das Duo Bärfuss/Andreina intensiv mit dem Auftrag, das nächste Welttheater zu übernehmen. Die grundlegenden Entscheide zur Aufführung 2020 sind im Herbst 2018 gefällt worden. Der Terminplan (siehe Kasten) ist die äussere Form eines Konzeptes, das letztlich zu einem «Welttheater-Flächenbrand» führen soll: Zu einem Feuer, das in möglichst vielen Personen entfacht wird – sodass sie gar nicht anders können, als 2020 mitzumachen. Als Spieler, Sänger, Tänzer, Musiker, vor, auf oder hinter der Bühne. «Bleibt 2020 in Einsiedeln», verspricht Bärfuss, «und ihr erlebt etwas, das ihr nicht mehr erleben werdet.» Der künstlerische Stab kommt auf 180 Jahre professionelle Theatererfahrung. «Dieses geballte Know-how schenken wir den Einsiedlern», schwärmt der Autor. Und empfiehlt allen Interessierten, vom Wissen und Können eines Regisseurs, Komponisten, Dramaturgen, Choreografen und aller weiterer Koryphäen zu profitieren – indem man am Welttheater 2020 mitmacht.


Vom Kindergarten bis zur Matura


Beim blossen Aufruf wollen es Bärfuss und Andreina nicht bewenden lassen. Sie unternehmen auch einiges, um die Spielfreude zu wecken – so früh wie nie zuvor und so gezielt wie nie zuvor. Aktuelle Schwerpunkte bilden die Musik und die Schule. «Wir müssen unbedingt die nächste Generation gewinnen», gibt er zu bedenken. «Diese müssen wir erreichen, um das Welttheater im 21. Jahrhundert sichern zu können.» Die Einsiedler Bezirksschule sowie die Stiftsschule liessen sich bereits begeistern: Im neuen Schuljahr hat das Welttheater seinen festen Platz! Choreograf Graham Smith führt tanz- und theaterpädagogische Projekte durch; und in Zusammenarbeit mit den Zürcher Hochschulen der Künste (ZHDK) plant Livio Andreina «stufenspezifische Welttheater, welche die verschiedenen Schulen selbst entwickeln». Andreinas Absicht ist klar: «Vom Kindergarten bis zur Matura wollen wir alle Beteiligten über ein direktes Erlebnis mit dem Welttheater-Virus ‹infizieren›».


«Einzigartige musikalische Kultur»


Ihren festen Platz hat auch die Musik. Instrumentalisten und Sänger spielen in Andreinas Inszenierung eine zentrale Rolle. Der Regisseur will die «einzigartige musikalische Kultur von Einsiedeln auf den Klosterplatz bringen». Er verspricht, dass in der Komposition von Michael Wertmüller «diese reiche Tradition, ja überhaupt alle Musikstile erklingen» werden. Witzig ist dessen Vorstellung, dass die stilistisch verschiedenen Formationen anfänglich «durcheinandergewirbelt werden, ehe sie zu einem grossen Ganzen finden». Im Oktober soll die Komposition in ihren Grundzügen vorliegen; die Probenarbeit kann beginnen.


Calderons zentrale Fragen


Ebenfalls im Oktober 2019 will Lukas Bärfuss seinen Text vorlegen: Eine «Auseinandersetzung mit Calderon» werde es, sagt der Autor. «Wir wollen dessen zentrale Fragen 2020 wieder stellen: Warum lebe ich? Und was mache ich mit meinem Leben – nicht zuletzt angesichts des vorbestimmten Todes?» Er verspricht einen Text, «der sich an ein Publikum von heute richtet, gespielt von Menschen aus dem Jahr 2020.» Und trotzdem wolle er sich nicht in den Fragen des Zeitgeistes verlieren. Die Aktualität der Thematik sei universell, da die grundsätzlichen Lebensfragen die Menschen überall auf der Welt beschäftigen. In der Vorstellung Bärfuss’ ist das Welttheater «mehr als eine blosse Gesellschaftskritik; es ist eine Auseinandersetzung mit der menschlichen Existenz». Und so sagt der berühmte, der vielschreibende und vielreisende Autor diesen bemerkenwerten Satz: «So etwas wie das Einsiedler Welttheater gibt es nirgendwo sonst!» Es sei bedeutend mehr als ein lokales Theater – «es hat Weltgeltung. Mit diesem Anspruch gehen wir daran».


Einsiedler Anzeiger / Vi

Autor

Höfner Volksblatt & March Anzeiger

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Kategorie

  • Bühne

Publiziert am

18.12.2018

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