Weder Proben noch Auftritte gibt es derzeit für Chöre und Orchester: Kirchenchor und Feldmusik Gross. Bilder Archiv
Weder Proben noch Auftritte gibt es derzeit für Chöre und Orchester: Kirchenchor und Feldmusik Gross. Bilder Archiv
Feldmusik Alpenrösli Unteriberg
Feldmusik Alpenrösli Unteriberg

Musik

Corona-Regeln verunmöglichen Orchestern und Chören Proben und Konzerte

Über 1000 Aktive sind betroffen Die Corona-Sanktionen schränken das gesellschaftliche Leben stark ein. Betroffen ist auch die Musik.

Ein Verbot betrifft nicht nur Proben oder Aufführungen. Es betrifft zuerst einmal Menschen – in diesem Fall Musikanten und Musikantinnen, Sänger und Sängerinnen. Sie alle müssen aufgrund der Corona-Bestimmungen von Bund und Kanton auf ihr Hobby verzichten – und damit auch auf soziale Kontakte sowie Konzerte und Aufführungen; gerade jetzt, wo mit Advent und Weihnachten die musikalisch intensivste Zeit bevorstehen würde. Eine Umfrage bei Orchestern und Chören in den Gemeinden Einsiedeln, Unteriberg, Oberiberg, Alpthal und Rothenthurm dokumentiert die Vielfalt des musikalischen Schaffens in unserer Region (siehe Kasten – ohne Gewähr auf Vollständigkeit). Auch ohne Kinder- und Jugendchöre, respektive Jugendorchester zählen diese 34 Vereine über 1000 erwachsene Aktive! Sie sind zur Untätigkeit gezwungen. Alleine in unserer Region hätten bis Weihnachten 36 Konzerte stattfinden sollen. Wie die Proben sind inzwischen auch alle öffentlichen Auftritte abgesagt worden.

Neue Uniform kann weiterhin nicht gezeigt werden


Besonders bitter sind die restriktiven Einschnitte für die Musikgesellschaft Egg. Die Feier ihrer Uniformenweihe fiel bereits im Frühjahr dem Coronavirus zum Opfer. Die Neuansetzung mit Konzert und Festakt vom 5. und 6. Dezember kann aus demselben Grund ebenfalls nicht durchgeführt werden. Vorsichtshalber haben die Egger noch kein neues, drittes Datum festgelegt. Eine «grosse Kiste» plante auch der Frauenchor Einsiedeln: Zusammen mit «männerxang » Küssnacht, dem Kirchenchor Ibach sowie ausgewählten Musikern war man dabei, ein grosses Weihnachtskonzert einzuüben, welches in Arth, Küssnacht, Ibach und am 28. November auch in der Einsiedler Jugendkirche hätte aufgeführt werden sollen. Doch daraus wird nichts. Auch die Wood and Metal Connection richtet jeweils «mit der grossen Kelle» an. Doch auch dieses Orchester musste seine Proben einstellen und das Konzert absagen. Ähnlich betroffen ist der Orchesterverein Einsiedeln. Mitte November plante dieser zwei Konzerte in den beiden Einsiedler Altersheimen. Als dies nicht mehr möglich war, evaluierten die Musiker eine Matinee in der Jugendkirche, was inzwischen auch verunmöglicht ist. Und bekanntlich fiel bereits das Frühjahres- Konzert den Coronaschutzmassnahmen zum Opfer ...

Jugendmusik: Die Hälfte könnte proben


… Vor einer leeren Agenda steht auch die Let’s go Big Band. Ihre Schwyzer Konzerttournee hätte sie nach Küssnacht, Wollerau und am 19. Dezember auch in die Jugendkirche Einsiedeln führen sollen. «Eine trostlose Zeit», kommentiert Bandleader Erwin Füchslin diese Situation. «Nur noch Absagen von Auftritten, Proben und Projekten. Jetzt heisst es, dies alles zu akzeptieren, durchzuhalten, positiv zu bleiben und nach vorne zu schauen sowie neue Wege und Ideen finden.» Gemeinde- und vereinsübergreifend waren die Kirchenchöre aus Unteriberg und Oberiberg unterwegs. Doch das für Mitte Dezember geplante Weihnachtskonzert ist bereits im Frühling abgesagt worden. Die Corona- Entwicklung gab den Verantwortlichen recht. Vor einer besonderen Herausforderung steht die Jugendmusik Einsiedeln. Rund die Hälfte der Mitglieder ist jünger als 16 Jahre. Für diese Altersstufe wären Proben eingeschränkt zwar weiterhin möglich. «Wir suchen nach einer sinnvollen Proben-Möglichkeit», erklärt Präsidentin Nadya Hitz-Steinauer. «Gerade jetzt, wo vieles nicht mehr erlaubt ist, ist eine geregelte Freizeitbeschäftigung für die Jugendlichen besonders wichtig», ist sie überzeugt. Sie hofft, dass die Buben und Mädchen «nicht abhängen».

Hoffnungsschimmer für Weihnachten


Wann die Corona-Regeln gelockert werden können, kann derzeit niemand sagen. Weder Dirigenten noch Präsidenten wollen sich irgendwelchen Illusionen hingeben. Einzig für Weihnachten überlegen sich einige Chöre alternative Möglichkeiten, damit die Feierlichkeit dieser Tage doch noch auch musikalisch betont werden kann. Für Lukas Meister, den Dirigenten des Stiftschors, ist dabei aber heute schon klar: «Es ist nicht denkbar, dass Chor und Orchester die Gottesdienste in der Klosterkirche wie gewohnt begleiten. Deshalb überlegen wir uns andere Formen für Weihnachten. » Alle Kirchenchöre vermissen die Gottesdienstbegleitung. Fabian Bucher, der Dirigent des Kirchenchores St. Cäcilia Einsiedeln, wünscht sich «so sehr,dass wir die Gottesdienste gesanglich wieder mitgestalten könnten». Die Aussichten schätzt Bucher allerdings «als nicht sehr vielversprechend » ein. Gesanglich schon lange auf dem Trockenen sitzt der Cäcilienverein Rothenthurm. Letztmals probte der Kirchenchor am 9. März. Kein Wunder, sind in der Umfrage des Öftern die psychologischen Auswirkungen erwähnt worden: «Irgendwie ist es trostlos. Man kann sich auf nichts mehr freuen.» Es gehe nicht nur ums Singen an sich; Proben seien auch jene Momente, in denen man sich trifft, anschliessend in der Beiz zusammensitzt und gar noch einen Jass klopft. Die Hoffnung aller Sängerinnen und Sänger bringt wohl Lisbeth Egli-Mathis vom Kirchenchor Trachslau auf den Punkt: «Vielleicht geschieht ja ein Weihnachtswunder und wir dürfen doch noch singen!» Weder Proben noch Auftritte gibt es derzeit für Chöre und Orchester. Oben links Kirchenchor und Feldmusik Gross; Feldmusik Alpenrösli Unteriberg (oben rechts); Brass Band Willerzell (unten links) und Gospel Singers Einsiedeln (unten rechts). Solche Bilder wird es im Herbst 2020 nicht geben. Fotos: Archiv EA o

Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

03.11.2020

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