Urs Hobi gemeinsam mit seiner Hofbauer-Drehorgel aus den 30er-Jahren auf dem Klosterplatz. Foto: René Hensler
Urs Hobi gemeinsam mit seiner Hofbauer-Drehorgel aus den 30er-Jahren auf dem Klosterplatz. Foto: René Hensler

Musik

Das Welttheater-Lied für Drehorgeln ist geboren

Urs Hobi ist Teil des Welttheater-Spielvolkes. Er ist stolzer Besitzer einer historischen Hofbauer-Drehorgel. Er hat den Traum, dass das Welttheater-Lied 2024 auch auf seiner Drehorgel spielbar wird. Der EA hat nachgefragt.

René Hensler:  Was ist das Besondere an Ihrer Drehorgel?

Urs Hobi: Die Firma Carl Hofbauer, seit 1923 in Mittelheim (Allgäu), nach dem Krieg in Göttingen, ist Anfang des 20. Jahrhunderts der beste Produzent von Drehorgeln und Orgeln. Eine besondere Liebe widmete Carl Hofbauer den Drehorgeln. Da jedes Holzstück und jede Pfeife von Hand hergestellt wurde, hat jede Drehorgel ihren eigenen Klang oder, wie Drehorgelspieler sagen, eine Seele. Heutige Drehorgeln sind genauer, haben vielfach einen Motor, haben aber keine Seele mehr wie ein historisches Instrument. Daher lieben Drehorgelspieler mit Herz eine historische Orgel. Meine stammt aus den 30er-Jahren und somit aus dem ersten Jahrzehnt der Firma Hofbauer.

 

Warum wollten Sie das Welttheater Lied unbedingt auf Ihrer Drehorgel haben?

Ich habe in den vergangenen Jahren festgestellt, dass, wenn eine Drehorgel mit einem bekannten Titel aufspielt, an jeder Veranstaltung Pausen und Probleme überbrückt werden können. Im Kanton Bern holt man jeden mit dem «Vogel-Lisi» ab oder in der Ostschweiz hebt man mit dem Appenzeller-Lied jede Stimmung. Ich spürte, dass das Welttheater Lied, geschrieben von Bruno Amstad und getextet von Lukas Bärfuss, das Potenzial hat, nach dem Welttheater 2024 zum Einsiedler-Lied zu werden. Das Lied ist so grossartig, dass die Zeit kommen wird, dass jeder im Kanton Schwyz dieses Lied kennen wird. Ich wollte daher der Erste sein, der dieses Lied auf seiner Drehorgel spielen kann.

 

Denken Sie, dass das Welttheater- Lied zu einem Evergreen werden könnte?

 Davon bin ich überzeugt. Dieses Lied ist so grossartig, dass man immer wieder an das 100-Jahr-Jubiläum des Welttheaters erinnert werden möchte. Da der Text absolut zeitlos ist, existiert die Grundlage zu einem Evergreen. Es liegt an den Einsiedlern, dass es ihr Volkslied wird. Für mich ist es heute schon das Einsiedlerlied. 

 

Wie ist nun das Welttheater-Lied auf die Drehorgel gekommen?

Ich habe in der Schweiz einen Musiker gesucht, der mir das Welttheater-Lied für die Drehorgel arrangiert. Hier muss man wissen, dass meine Drehorgel nur 20 Töne hat und es daher eine Kunst für sich ist, das Lied so umzuschreiben, dass es auf einer Drehorgel überhaupt spielbar wird. Danach brauchte ich einen Produzenten, der die gewählten Töne noch auf die Notenrolle bringt. Leider hatten meine Bemühungen in der Schweiz keinen Erfolg. Hingegen im Allgäu habe ich das Gesuchte gefunden. 

 

Wie ist die Notenrolle entstanden?

Im Juni wurde das Lied durch mehrere Musiker analysiert. Sie haben sich Gedanken gemacht, wie sie die Töne arrangieren. Ende Juli haben wir dann jeden Takt gespielt und festgelegt, wie er tönen muss. Hier gab es stundenlange Diskussionen, wie etwas tönen sollte. Danach wurde die Notenrolle in Handarbeit Ton für Ton in die Folienrolle gestanzt. Hier muss jedes Loch einzeln gestanzt werden. Am Schluss kontrolliert man das Lied, ob jeder Ton so tönt, wie man das wollte. Wenn es nicht gut war, schneidet man einen Teil aus der Notenrolle heraus und beginnt von Neuem, bis alles passt. Heute existiert das Welttheater-Lied in einer einzigen Notenrolle.

 

Wann kann man zum ersten Mal das Welttheater-Lied auf der Drehorgel hören?

Morgen Mittwoch, 14. August, 19 Uhr, findet die Taufe statt. Hier sind alle ins Restaurant Biergarten in Einsiedeln eingeladen, um das Lied zum ersten Mal zu hören. Der grosse Auftritt erfolgt am 15. August nach der Spezialaufführung des Welttheaters. Sämtliche Besucher werden beim Marienbrunnen mit dem Welttheater-Lied auf der Drehorgel verabschiedet. Auch Gäste ohne Ticket können sich das Lied dann anhören kommen.

 

Was haben Ihre Helfer zur Erstellung der Notenrolle über Ihre Leidenschaft für die Drehorgel gedacht?

Ich bin mir bewusst, dass ich mit der Drehorgel immer wieder polarisiere. Für einige ist es nur Katzenmusik. Für viele Musiker ist eine Drehorgel kein Instrument. Erst wer verstanden hat, was es bedeutet, mit einer historischen Drehorgel zu spielen, kann sich ein besseres Bild machen. Alles ist Handarbeit. Und wer weiss, wie eine solche Notenrolle entsteht, erkennt das Kunstwerk. Der Notenrollenproduzent Edi Hofmann aus Haidgau reist am 15. August extra ans Welttheater an, damit er die Jubiläumsvorstellung und, aus seiner Sicht, den Höhepunkt mit der Drehorgel erleben kann, wie sein Werk gespielt wird.

 

Spielen Sie auch am 18. August am 20. internationalen Drehorgeltreff in Einsiedeln?

Ja, auch hier wird das Welttheater- Lied zu hören sein. Hier freue ich mich darauf, dass durch das Kloster Einsiedeln die Drehorgeln gesegnet werden und auch das Welttheater-Lied noch den Segen des Klosters bekommt. Und was wollten Sie sonst noch sagen? Zum Schluss möchte ich einen Wunsch aussprechen: Würdigt alle Drehorgelspieler, diese sind die Friedensbotschafter unserer Zeit und bringen immer gute Laune mit. Hier wird Leben wieder lebenswert.

 

Einsiedler Anzeiger / René Hensler

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

13.08.2024

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