Die Nordwand im ersten Stock des Katharinahofes mit der Blindtapete.
Die Nordwand im ersten Stock des Katharinahofes mit der Blindtapete.
Fein säuberlich sind die verschiedenen Posten aufgelistet.
Fein säuberlich sind die verschiedenen Posten aufgelistet.

Dies & Das

Alte Schriften hinter der Täfelung entdeckt

Vor 200 Jahren war Arbeit billig aber Material teuer. Dies führte dazu, dass alles Material wiederverwendet wurde. So auch ein Abrechnungsbuch, das im Katharinahof als Blindtapete zum Einsatz kam und beim Abbruch gefunden wurde.

An alten Gebäuden ist manchmal mehr dran, als man auf den ersten Blick erkennt. Dies zeigte sich Mitte August auch beim Abbruch des altehrwürdigen Hauses Katharinahof an der Ilgenweidstrasse.

In der Nordwand versteckt

Der Einsiedler Architekt Hanspeter «James» Kälin ist schon lange im Metier tätig und erinnert sich an einen Umbau im Haus Katharinahof im Frühjahr 1987: Damals kamen bei einem Durchbruch im ersten Stock in der nördlichen Wand spezielle Dokumente zum Vorschein. Hinter der Täfelung wurden von Hand beschriebene Papierblätter aus einem Abrechnungsbuch als Blindtapete benutzt. «Ich ärgerte mich, dass man das Material damals nicht sicherte», so Kälin. Zwar machte man einige Fotos, da die Dokumente aber an der Holzwand befestigt waren, konnte man sie nicht lösen. In einer Bodenritze fand der Einsiedler damals zudem einen halben Kreuzer aus dem Kanton St. Gallen mit Jahrgang 1848. Mit diesem Vorwissen liess James Kälin vor Monatsfrist beim Abbruch des Hauses Katharinahof besondere Vorsicht walten. Die oberen Stockwerke beherbergten nichts Aussergewöhnliches. Deshalb konzentrierte man sich vor allem auf den Saal im ersten Geschoss: Der Architekt bot einen Schreiner auf und liess die getäfelte Verkleidung an der Nordwand in Richtung Haus St. Johann fachmännisch entfernen. «Die Dokumente mussten irgendwo hinter dem Täfer sein», begründet Kälin sein Bauchgefühl. Er sollte recht behalten  verschiedene Blätter mit Abrechnungen und auch Musiknoten kamen zum Vorschein. Wäre man an jener Stelle nicht bewusst vorsichtig vorgegangen, hätte man die Dokumente nie gefunden, weiss der Architekt.

Dokumente aus alter Zeit

Die Wände wurden mittels aufeinander geschichteten Holzbalken erstellt. Die Zwischenräume der Balken füllte man mit einer Art Moos aus dem Hochmoor. Davor wurde die sogenannte Blindtapete befestigt, sodass nichts runterfällt. Die Verkleidung im Katharinahof-Saal war geschindelt, was auf einen zusätzlichen Ausbau hindeutete. Bei älteren Häusern sei es typisch, dass Räume oder Geschosse verschieden ausgebaut seien, erklärt James Kälin. Früher wurden die Häuser quasi im Rohbau verkauft und dann nach und nach  sobald das Geld vorhanden war  ausgebaut. Die als Blindtapete verwendeten beidseitig beschriebenen Papierbögen stammen grösstenteils aus einem Abrechnungsbuch und sind zwischen 1798 und 1806 datiert. Der Umbau des Saales muss also danach stattgefunden haben. Eine solche Wiederverwertung von Material sei Anfang des 19. Jahrhun derts nichts Spezielles gewesen. «Papier war damals teuer, so wurde es recycelt», sagt Kälin.

Die französische Besatzung

Die verwendeten Seiten sind mit Tinte beschrieben. Auf einem Fragment, dass Kälin in seinem Büro hat, sind die Worte «Capital» mehrmals und die Jahreszahl 1798 gut lesbar. Zudem entdeckte er an der Wand die Unterschrift eines bekannten französischen Generals. Daraus folgert Kälin: «Es handelt sich bei einem Teil der Blindtapete um die Abrechnung für den französischen General und seine Konsumation. Der Wirt konnte etwas verlangen.» Es regt die Phantasie des Architekten an, was damals während der Französischen Revolution in Einsiedeln wohl genau passierte. Leider ist ein grosser Teil der Notizen auf dem Papier unleserlich, in all den Jahren in der Katharinahof-Wand ereignete sich am Papier ein Wasserschaden. Um die Schriftstücke für die Nachwelt aufzubewahren, liess Kälin alles fotografieren und zudem ein Wandstück von etwa einem Quadratmeter Grösse sichern und aussägen. Er plant, diesen Fund im Neubau auf eine Art und Weise einzubauen, eventuell gepaart mit den Fotos der Originalwand und den zwei Papierstücken, die er momentan im Büro aufbewahrt.

Fertigstellung 2018

In den nächsten Tagen folgt eine archäologische Untersuchung des Katharinahof-Untergrundes. «Die wird bei allen Bauten in Klosternähe durchgeführt», erklärt der Architekt. Er rechnet jedoch nicht damit, dass man etwas Aussergewöhnliches findet. Bereits nächste Woche folgt der Baugrubenabschluss, noch vor dem

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

23.09.2016

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