Regal um Regal – rund 1000 Laufmeter sind im unterirdischen Magazin gelagert. Bilder Victor Kälin
Regal um Regal – rund 1000 Laufmeter sind im unterirdischen Magazin gelagert. Bilder Victor Kälin
200 Jahre aufgearbeitet: Projektleiter Dr. Andreas Kränzle in den neuen Arbeitsräumen des Einsiedler Klosterarchivs.
200 Jahre aufgearbeitet: Projektleiter Dr. Andreas Kränzle in den neuen Arbeitsräumen des Einsiedler Klosterarchivs.
Ein Nebeneinander: Bücher mit ihrem ursprünglichen Einband, oder – falls dieser zerstört ist – in praktisch alterungsfreien Kartonschachteln (grau).
Ein Nebeneinander: Bücher mit ihrem ursprünglichen Einband, oder – falls dieser zerstört ist – in praktisch alterungsfreien Kartonschachteln (grau).

Dies & Das

Archiv kurz vor der Vollendung

Ein herkulisches Werk steht kurz vor dem Abschluss: Bis Ende Jahr ist die Reorganisation des Klosterarchivs abgeschlossen. Eine beeindruckende Leistung.

«Ein Archiv ist nie fertig.» Projektleiter Andreas Kränzle hält das für eine der wichtigsten Botschaften, um das Wesen eines Archivs verstehen zu können. Deshalb ist das, was gegen Ende dieses Jahres erwartet wird, auch «nur» der Abschluss der siebenjährigen Phase, in denen das Klosterarchiv in die Gegenwart geführt wurde.

200 Jahre aufgearbeitet

Den Zustand des Klosterarchivs vor 2005 bezeichnet Kränzle als «in mehrerer Hinsicht kritisch». Rund die Hälfte der Unterlagen, die 2004 in den Archivräumen lagerten, war weder geordnet noch verzeichnet! Und das Findmittel des Archivs, das sogenannte Summarium, stammte in weiten Teilen aus dem 18. Jahrhundert. Was in den letzten sieben Jahren in Schwyz und Einsiedeln geschah, war ein Aufarbeiten der letzten 200 Jahre, damit das Archiv in seinem vielfältigen und gewaltigen Umfang überhaupt systematisch überblickbar wird. Und zugleich wurde ihm noch ein Gehäuse verpasst, in dem diese bedeutenden Bestände in Zukunft nicht nur sicher aufbewahrt, sondern auch bewirtschaftet werden können.

Optisches und funktionales Juwel

Die Reorganisation bezeichnet Kränzle auch aus überregionaler Sicht als «eine der aufwendigsten der letzten Jahrzehnte». Und gar von einem «der am besten eingerichteten Klosterarchive Westeuropas» schwärmte ein Teilnehmer der internationalen Tagung der Archivare und Bibliothekare, welche in dieser Woche im Kloster Einsiedeln stattfand. Fürwahr hat das Kloster in den letzten sieben Jahren ein nicht nur optisches, sondern auch funktionales Juwel geschaffen. Die Bauten umfassen als Kernstück das neue unterirdische Magazin. Damit die Archivalien der Nachwelt lange erhalten bleiben, muss dieses Schutz vor Feuer, Wasser, Erdbeben, Diebstahl und Vandalismus bieten. Besondere Bedeutung für eine langfristige Erhaltung kommt dem Raumklima zu. Ziel ist es, ein langfristig stabiles und ausgeglichenes Mikroklima herzustellen mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 45 und 60 Prozent und Temperaturen zwischen 16 und 22 Grad Celsius. Die Lage des Magazins unter der Erdoberfläche ist dafür ideal. «Die Klimawerte stimmen bereits», freut sich Kränzle. Im Erdgeschoss befinden sich verschiedene Arbeitsräume, das Büro des Klosterarchivars Pater Gregor Jäggi sowie der öffentlich zugängliche Lesesaal.

Budget nicht ausgeschöpft

Da einige Arbeiten andauern, liegt die Schlussabrechnung noch nicht vor. Dennoch ist Andreas Kränzle überzeugt, dass die budgetierten Baukosten von acht Millionen Franken «sicher unterschritten» werden. Und auch die mit vier Millionen Franken veranschlagten Personalkosten der Reorganisationen müssen nach Einschätzung des Projektleiters nicht voll ausgeschöpft werden.

Offene Türen am 25. August

Aus Anlass des Abschlusses dieses bedeutsamen Projektes lädt das Kloster Einsiedeln an Samstag, 25. August, zu einem Tag der offenen Türe. Das Programm steht noch nicht im Detail, doch seien gemäss Kränzle die «offenen Türen» wörtlich gemeint: Den Besuchern wird an diesem Tag also auch ein Blick ins Magazin gewährt, was ansonsten nicht möglich ist. Zudem gibt das Kloster auf diesen Tag hin eine Schrift über die Reorganisation heraus.

Internationale Bedeutung

Das Klosterarchiv umfasst heute ungefähr einen Laufkilometer Urkunden, Akten und Bücher aus allen Bereichen des Klosters. «Und es wird auch in Zukunft langsam weiterwachsen», prophezeit Kränzle. D a die Bestände des Stiftsarchivs ins 10. Jahrhundert zurückgehen (Kaiser- und Königsurkunden), kommt ihnen eine internationale Bedeutung zu. Urkunden aus dem 10. Jahrhundert in dieser Überlieferungsdichte seien äusserst selten – in der Schweiz ist gemäss Kränzle nur noch Chur vergleichbar: «So findet jeder Historiker selbst in den USA nach Einsiedeln, sollte er im 10. Jahrhundert forschen.»

(Fast) alles im Netz

Dass dieses Forschen in allen Gegenden der Welt nun einfacher geworden ist, ist ebenfalls der Reorganisation zu verdanken. Denn diese führte zur Digitalisierung der klösterlichen Sammlungen. So können auf der Internet-Sei

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

29.06.2012

Webcode

www.schwyzkultur.ch/sZs4pY