«Die Gewänder der Madonna sind einer der Höhepunkte der Ausstellung. Sie stehen für die Sehnsucht, Dankbarkeit und den Glauben, die Menschen aus aller Welt unserem Gnadenbild entgegenbringen», sagt Abt Urban Federer im Landesmuseum. Bild Urs Gusset
«Die Gewänder der Madonna sind einer der Höhepunkte der Ausstellung. Sie stehen für die Sehnsucht, Dankbarkeit und den Glauben, die Menschen aus aller Welt unserem Gnadenbild entgegenbringen», sagt Abt Urban Federer im Landesmuseum. Bild Urs Gusset
Kleider für die Schwarze Madonna: Sie ist prunkvoll gekleidet. Bis heute gibt es 35 Madonnenkleider, wobei immer wieder neue dazukommen. Bild Schweizerisches Nationalmuseum
Kleider für die Schwarze Madonna: Sie ist prunkvoll gekleidet. Bis heute gibt es 35 Madonnenkleider, wobei immer wieder neue dazukommen. Bild Schweizerisches Nationalmuseum
Pilgerinnen und Pilger hängten Wachsvotive als Zeichen des Dankes an die Gnadenkapelle. Die Motive geben Aufschluss über die damit verbundenen Wünsche. 18. bis 19. Jahrhundert. Kloster Einsiedeln, Kunstsammlung. Bild Schweizerisches Nationalmuseum
Pilgerinnen und Pilger hängten Wachsvotive als Zeichen des Dankes an die Gnadenkapelle. Die Motive geben Aufschluss über die damit verbundenen Wünsche. 18. bis 19. Jahrhundert. Kloster Einsiedeln, Kunstsammlung. Bild Schweizerisches Nationalmuseum

Dies & Das

«Das kommt schön zum Ausdruck»

Abt Urban Federer, Kloster Einsiedeln, zur Ausstellung «Kloster Einsiedeln. Pilgern seit 1000 Jahren» im Landesmuseum Zürich.

Urs Gusset: Abt Urban, wie haben Sie am Mittwochvormittag die Medienkonferenz im Auditorium des Landesmuseums Zürich zur Ausstellung erlebt?

Abt Urban Federer: Es war ein besonderer Moment. Wir haben lange darauf hingearbeitet und sehen jetzt das Ergebnis – und es ist wunderbar gelungen. Für mich war es natürlich ganz besonders interessant, viele vertraute Objekte aus dem Kloster an einem andern Ort zu sehen, in einem neuen Kontext. Beim Rundgang mit Kuratorin Christine Keller durfte ich feststellen, dass die Objekte aus der klösterlichen Kunstsammlung sehr gut in den Zusammenhang gebracht worden sind, den die Ausstellung näherbringen möchte: 1000 Jahre Pilgern nach Einsiedeln. Denn darum geht es: um Geschichte und Gegenwart des Pilgerns. Dieser Schwerpunkt der Ausstellung, die Wallfahrt, war für uns im Kloster auch der Grund, weshalb wir in dieses Unterfangen eingewilligt haben.

Sie erwähnen die Kuratorin der Ausstellung, Christine Keller vom Landesmuseum. Wie war die Zusammenarbeit mit ihr und ihrem Team?

Ich habe sie als äusserst kompetent und einfühlsam erlebt. Das sind erfahrene Ausstellungsmacher. Dennoch ist es für Aussenstehende wohl nie leicht, sich in die Welt eines Klosters hineinzudenken. Ich war deshalb froh, dass wir von unserer Seite mit Markus Bamert, dem früheren Denkmalpfleger des Kantons Schwyz, einen Vertreter vor Ort hatten, der das Kloster und die Klostergemeinschaft bestens kennt. Das Ergebnis der Zusammenarbeit beeindruckt mich sehr. Der Neubau des Landesmuseums bildet einen ganz besonderen Rahmen für diese Ausstellung, die mit modernster Ausstellungstechnik – und auch mit etwas Elektronik – eine tausendjährige Tradition thematisiert.

Das Ausstellungsplakat ist speziell: Nicht eigentlich die berühmte Schwarze Madonna von Einsiedeln mit ihrem Kind ist darauf zu sehen.

Man sieht nur das Kleid. Das Kleid steht für den Bezug der Menschen, der Pilger, zur Schwarzen Madonna. Die vielen Gewänder der Madonna gehören zu den Dingen, die die Pilger nach Einsiedeln bringen. So sehen wir auf dem Plakat eine Lücke, die die Besucherinnen und Besucher selbst füllen müssen. Vielleicht mit jener Sehnsucht, die die unterschiedlichsten Leute über die Jahrhunderte hinweg nach Einsiedeln pilgern liess.

Womit füllen Sie selber diese Lücke?

Ich denke an die vielen – manchmal sehr schweren – Anliegen, die mir persönlich und der Klostergemeinschaft anvertraut werden. Eine Wallfahrt nach Einsiedeln bringt nicht automatisch Lösungen für alle Probleme – es bleibt eine Lücke. Aber viele gehen mit mehr Kraft und mehr Hoffnung von hier weg. Und sie kehren wieder zurück nach Einsiedeln.

Die Ausstellung erzählt von der religiösen und politischen Geschichte der Marienverehrung und von der bis heute andauernden Bedeutung des Klosters als Pilgerstätte. Was gefällt Ihnen an dieser Ausstellung ganz besonders, was vielleicht weniger?

Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Ursprüngen Einsiedelns, unter anderem mit der Geschichte des heiligen Meinrad, und auch mit der Grundlage des Zusammenlebens unserer Gemeinschaft, der Regel des heiligen Benedikt. Und sie schlägt den Bogen über die Jahrhunderte in die heutige Zeit. Pilgern, suchen, unterwegs sein: Das ist ein konstantes Grundbedürfnis des Menschen. Das kommt in der Ausstellung schön zum Ausdruck.

Die Ausstellung ist auch eine Begegnung des modernen Menschen mit dem traditionellen Pilgern, ein Zusammentreffen des ästhetisch Interessierten mit religiösen Gegenständen aus der klösterlichen Kunstsammlung. Wie erleben Sie diesen Widerspruch?

Das sind in der Tat äusserst interessante Begegnungen. Ich sehe es eher als inspirierendes Zusammenprallen denn als Widerspruch: Mitten im pulsierenden Zürich, gleich beim Hauptbahnhof, wo so viele Menschen rastlos durchhetzen, zeigt das Museum eine andere Mobilität, jene des Pilgerns. Was kann das Pilgern dem heutigen Menschen geben, der eben auch viel und gerne unterwegs ist? Pilgern ist nicht nur äusserliche Bewegung, sondern ein Weg zu sich

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

16.09.2017

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