Der kantonale Denkmalpfleger Thomas Brunner (zweiter von rechts) sowie Architekt Hansjörg Kaufmann (rechts) erklären, warum sie Einsiedeln für das «städtischste Dorf des Kantons» halten. Bilder Viktor Kälin
Der kantonale Denkmalpfleger Thomas Brunner (zweiter von rechts) sowie Architekt Hansjörg Kaufmann (rechts) erklären, warum sie Einsiedeln für das «städtischste Dorf des Kantons» halten. Bilder Viktor Kälin
 Anschauungsunterricht vor Ort: Die Gruppe mit Thomas Brunner zwischen den Neubauten Bären (rechts) und Rebstock (links). Bild Victor Kälin
Anschauungsunterricht vor Ort: Die Gruppe mit Thomas Brunner zwischen den Neubauten Bären (rechts) und Rebstock (links). Bild Victor Kälin

Dies & Das

«Das städtischste Dorf des Kantons»

SchwyzKulturPlus lud ein, und über 40 Personen lauschten am Mittwoch angeregt diskutierend, warum der kantonale Denkmalpfleger Thomas Brunner sowie Architekt Hansjörg Kaufmann Einsiedeln für das «städtischste Dorf des Kan- tons» halten.

Auch Architektur ist Ausdruck der Geschichte und damit der Identität eines Ortes. Welchen Beitrag die Denkmalpflege dazu leisten will und muss, erläuterte Thomas Brunner am Mittwoch in Einsiedeln.

Zahlreiche Interessierte

Der Verein SchwyzKulturPlus SPK traf den Nerv der Zeit mit seinem erstmalig angesetzten Architekturspaziergang. Zur freudigen Überraschung von SKP-Vertreter und Architekt Hansjörg Kaufmann sowie des kantonalen Denkmalpflegers Thomas Brunner versammelten sich am Mittwoch rund 40 Personen auf dem Klosterplatz, um sich anschliessend lebhaft diskutierend gut anderthalb Stunden lang durch Strassen und Plätze des Dorfkerns führen zu lassen.

« man sieht es nicht immer»

«Die Anliegen der Denkmalpflege und die eigene Arbeit aufzeigen» war die prioritäre Absicht des seit vier Jahren als kantonaler Denkmalpfleger tätigen Thomas Brunner. Er tat dies in anschaulicher Art gleich am Ort des Geschehens; dort, wo die erhoffte Wirkung seiner Arbeit sich niederschlagen soll: am Einzelobjekt, am Ensemble, letztlich im Ortsbild. Stationen waren der Klosterplatz, die Schwanenstrasse, die Hauptstrasse und der Parkplatz bei der «Waldstatt». Die Denkmalpflege bezeichnete der 49-Jährige als interdisziplinäre Beschäftigung, angesiedelt zwischen Architektur und Kunstgeschichte. «Architektur», so Brunner, «ist auch eine der Künste, nur sieht man es nicht immer.» Solch pointierter Aussagen zum Trotz haftete seinen Ausführungen nichts Dogmatisches an. Selbst die zahlreich anwesenden Architekten und Hauseigentümer hatten keine lehr amtliche Schelte zu befürchten. Brunner ging es um den Dialog, um Argumente, um Grundsätze. Dass sich Grundsätze selbst bei der Denkmalpflege ändern können, illustrierte er anhand der noch relativ jungen Geschichte derselben: Einer längeren Phase der Kontraste, wo neben das Alte bewusst das Moderne gesetzt wurde, folgte eine «integrative Zeit», der sich Brunner eher verpflichtet fühlt. Inzwischen ebenfalls Abstand genommen hat die Denkmalpflege von einer Schauarchitektur, die hinter historischen Fassaden modernste Gebäude schafft, «bei denen nichts mehr übereinstimmt».

«Ein gewisser Charme»

Brunner pocht darauf, dass gerade bei der Architektur «eine Auseinandersetzung mit der Geschichte unablässig und die Qualität des Alten abseits aller Nostalgie abzuklären» sei. Ansonsten gehe mit der Baukultur auch ein «Teil unseres kulturellen Hintergrundes verloren». Wodurch würden sich Ortschaften letztlich unterscheiden? Durch deren Identität  und diese spiegelt sich auch in der Architektur. Einsiedeln stellte der Denkmalpfleger ein durchaus gnädiges Zeugnis aus. «Vorbildhaft» sei der Bezirk gar im Bemühen um die Leitbilder, deren Ziel es sei, vom Bestehenden auszugehen, um darauf Neues zu entwickeln. Geschickt führte Brunner während des Spazierganges vor Augen, dass selbst eine architektonisch sehr heterogene Häusergruppierung eine Strasse, Gasse oder einen Platz als homogen erscheinen lassen könne. Einsiedeln bezeichnete er als «das verdichtetste, städtischste Dorf des Kantons», dessen Höhe der Gebäude gerade in Klosternähe kantonsweit einmalig sei. Der Dorfkern sei ein «riesiges Konglomerat unterschiedlicher Alter, Höhen und Stile, ein sehr schöner Anschauungsort für den Wandel». Und dennoch spricht der Fachmann Einsiedeln «in der Summe einen gewissen Charme» nicht ab. Brüchige Schutz-Garantie Eine längere Betrachtung war Thomas Brunner das Haus «Rebstock» an der Schwanenstrasse wert. Es befand sich zwar im kantonalen Inventar der geschützten Bauten und Objekte (Kigbo); doch selbst diese Unterschutzstellung hatte den zwar heimeligen, aber gänzlich ortsuntypischen Bau nicht vor dem Totalabriss bewahrt. Der äusserst schlechte Zustand des Gebäudes und eine kaum mehr mögliche, sinnvolle Nutzung hätten gemäss Brunner zur Einsicht geführt, dass «eine Sanierung letztlich nichts bringt». Immerhin, so Brunner schmunzelnd, zeige dieses Beispiel, dass eine Entlassung aus einem Inventar durchaus möglich sei. Übrigens kein Ei

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

20.05.2016

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www.schwyzkultur.ch/fBvFP8