«Der Friedhof ist ein Denkmal in Reinkultur»: Der kantonale Denkmalpfleger Markus Bamert (rechts) sprach auf dem Friedhof Einsiedeln. Foto: Jürg Eberle
«Der Friedhof ist ein Denkmal in Reinkultur»: Der kantonale Denkmalpfleger Markus Bamert (rechts) sprach auf dem Friedhof Einsiedeln. Foto: Jürg Eberle

Dies & Das

Der Friedhof – auch ein Denkmal

Der Friedhof ist eine Gedenkstätte, ein Denkmal, das Gedanken und Gedenken vermittelt. Am diesjährigen Tag des Denkmals wurde Interessantes und Wissenswertes über den Friedhof Einsiedeln aufgezeigt.

Im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals empfiehlt der Europarat alljährlich den Mitgliedsländern der Unesco, jeweils am zweiten September-Wochenende einen offenen Tag des Denkmals durchzuführen. Das Thema wird vom Bundesamt für Kultur festgelegt. Was liegt näher als aufgrund des diesjährigen Leitgedankens «Am Lebensweg» eine Stätte vorzustellen, die das Ende des Lebensweges am deutlichsten erkennen lässt – der Friedhof.

Friedhof – Denkmal in Reinkultur

Letzten Samstag fanden Führungen durch den Friedhof Einsiedeln statt. Gleichzeitig wurde das langfristige Sanierungsprojekt des Friedhofs erläutert. Wohl wegen des (zu) schönen Wetters folgten leider nur Wenige den detaillierten, interessanten Ausführungen des kantonalen Denkmalspflegers Markus Bamert und des Landschaftsarchitekten Tino Buchs. Der Friedhof – ein Ort, wo letztlich alle gleich sind – widerspiegelt in bedeutender Weise eine Gesellschaft. Wo auch immer auf der Welt, zeigt ein Friedhof auf eindrückliche Art das Verhältnis einer Gemeinschaft zu den Verstorbenen. Er ist ein Ort, der je nach Kulturkreis eine ganz unterschiedliche Ausformung haben kann. «Der Friedhof ist im wahrsten Sinne ein Denkmal in Reinkultur», hob Markus Bamert hervor. «Jedes Grab ist für sich ein Denkmal, eine Gedenkstätte für die Verstorbenen.» In der Regel wird ein Denkmal allerdings mit einem historischen Ereignis in Verbindung gebracht. In diesem Zusammenhang gibt es im Friedhof Einsiedeln verschiedene Gedenkmäler wie beispielsweise das Denkmal der Bourbaki-Armee und Gedenksteine, die an die Verstorbenen im ersten und zweiten Weltkrieg erinnern. «Ein Denkmal allein sagt allerdings nichts über dessen kulturhistorischen Wert und dessen Qualität aus,» präzisierte Bamert.

Besonderheit Friedhof Einsiedeln

Üblicherweise wurden christliche Friedhöfe in einer Ortschaft in unmittelbarer Nähe von Kirchen angelegt. Dies war – bis zur ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts – auch in Einsiedeln der Fall. Der erste Friedhof neben der Klosterkirche hat unter anderem wegen der auch in Einsiedeln grassierenden Pestepidemie bereits im Jahr 1611 seine Kapazitätsgrenzen erreicht. 1629 wurde deshalb die Neuanlage des Friedhofes ausserhalb des Dorfes erstellt. Abgesehen von ein paar Erweiterungen entspricht die Anlage, vor allem auch die heutige Kapelle weitgehend dem Zustand von 1630. 1932 wurde der heutige Haupteingang als repräsentatives Sandsteinportal von Albert Künzi erstellt. 2009 wurde der Werkhof integriert. Nebst der historischen Eigenheit zeichnet sich der Friedhof Einsiedeln durch seine Geschlossenheit, seine Einheitlichkeit, seine phantastisch schöne Lage in freier Landschaft aus. Dank dem Kloster und der Künstler, die im Umfeld des Klosters gearbeitet haben, befinden sich auf dem Friedhof eine grosse Zahl von guten, qualitativ hochstehenden Grabmälern wie zum Beispiel die Benziger Kreuze.

Entwicklungsplanung bis 2035

Aus dem vom Bezirk Einsiedeln in Auftrag gegebenen Wettbewerb «Entwicklungsplanung Friedhof Einsiedeln» gingen die BBZ Landschaftsarchitekten, Bern, als Sieger hervor. Fachmann Tino Buchs erläuterte das Ergebnis der Studie im Detail und zeigte die geplanten fünf Sanierungsetappen auf, die 2035 ihren Abschluss finden sollen. Hauptziel sei gemäss Buchs, die Geschlossenheit des Friedhofes Einsiedeln zu vervollständigen, die klaren Strukturen wie Grabfelder, Wege, Denkmäler, Bepflanzungen, Umfriedung hervorzuheben, beziehungsweise wieder herzustellen. «Aufgrund der geschichtlichen Analyse konnte eine denkmalpflegerische Lösung gefunden werden, die der wunderschönen Anlage gerecht wird», hob Buchs hervor. Über die Ausführung des Projektes wird in einer Abstimmung befunden werden.



Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

14.09.2010

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