Einsiedler Gemuetlichkeits-Club in Tacoma Washington. Fotografie, 1895. Archiv Stiftung Kulturerbe Einsiedeln, Nachlass Josef und Anton Zehnder. Fotos: zvg
Einsiedler Gemuetlichkeits-Club in Tacoma Washington. Fotografie, 1895. Archiv Stiftung Kulturerbe Einsiedeln, Nachlass Josef und Anton Zehnder. Fotos: zvg
Anthony J. Bisig mit zwei Kindern vor seinem Milch-Truck, Louisville. Fotografie, um 1950.
Anthony J. Bisig mit zwei Kindern vor seinem Milch-Truck, Louisville. Fotografie, um 1950.
Heinz Nauer und Susann Bossard-Kälin referierten am Themenabend «Einsiedeln anderswo». Foto: Urs Fink
Heinz Nauer und Susann Bossard-Kälin referierten am Themenabend «Einsiedeln anderswo». Foto: Urs Fink

Dies & Das

Ein Kälin erfand den Cheesburger

Heinz Nauer und Susann Bossard-Kälin referierten am 22. Mai im Zunfthaus Bären vor rund 40 interessierten Gästen über ihr im 2015 initiiertes, multimediales Projekt Einsiedeln anderswo.

Wer die Telefonbücher in der amerikanischen Stadt Louisville in Kentucky genauer studiert, entdeckt Spuren, die zurück in die Innerschweiz führen. In den Adressverzeichnissen finden sich über 500 Einsiedler Namen wie beispielsweise Birchler, Bisig, Fuchs, Kaelin, Oechslin, Schoenbaechler und Zehnder.


Per Zufall entdeckt


Susann Bossard-Kälin erklärte auf unterhaltsame Weise, wie sie vor rund vier Jahren auf diese Hinweise in Übersee gestossen sei und dies schlussendlich zu einer ambitiösen und intensiven Spurensuche geführt habe. So gründeten Mönche aus Einsiedeln im Jahr 1854 das Benediktinerkloster St. Meinrad im südlichen Indiana. Noch heute strahlt die Klostergemeinschaft eine grosse Vitalität aus. Aufschlussreich ist auch die Episode von Carl und Margareth Kaelin, die in Louisville 1934 an der Newburg Road das Restaurant Kaelin’s gegründet hatten. Tochter Irma Kaelin Raque, erinnert sich: «Vater wollte die besten Hamburger der Stadt servieren. Er probierte immer neue Rezepte aus – und eines Tages legte er ein Stück Käse ‹on top of the hamburger›, kurz bevor dieser fertig war. Das Echo der Gäste war fulminant, der Cheeseburger war erfunden und begann seinen Siegeszug vom Kaelin’s aus in alle Welt.»


Im Netz und in Buchform


Das Interesse der kontaktierten Amerikaner und Amerikanerinnen mit Einsiedler Wurzeln in der Region Louisville am Ohio sei immens. Dies führte dazu, dass Bossard – als Initiantin – ihr Team bewusst erweiterte, um die Dokumentation multimedial gestalten zu können. Entstanden ist mittlerweile eine ansehnliche, lebendige Sammlung an Interviews, Befragungen, Dokumenten oder Bildern, die laufend auf der Homepage ergänzt werden: www.einsiedeln-anderswo.ch / www.einsiedeln- elsewhere.ch Die Dokumentation gestaltete sich nicht immer einfach, da zahlreiche Zeitzeugen auch bereits im fortgeschrittenen Alter sind. Das Projekt versteht sich auch als virtuelle Brücke und eröffnet die Möglichkeit, das Thema der Migration aus der eigenen Region in einem neuen Kontext erforschen und erleben zu können. Ergänzt wird das bestehende Projekt mit einer Buchveröffentlichung im Juli. Die Publikation «Einsiedeln Elsewhere» dokumentiert und ergänzt zunächst die gedruckte Aufarbeitung der Homepage in Englisch. Kommentiert wird die Schrift von Professor Leo Schelbert, Historiker und Professor der Universität Illinois (Chicago). Eine Auflage des Werks in Deutsch ist für 2019 geplant.


Rund 3000 aus unserer Region


Heinz Nauer erkärte in seinen Ausführungen die Auswanderung aus historischer Sicht. In den Archiven von Bezirk und Genossame Dorf-Binzen finden sich zahlreiche Hinweise für dieses Phänomen. Zwischen 1850 bis 1950 sind schweizweit rund 500’000 Schweizerinnen und Schweizer nach Übersee ausgewandert. In der Region Einsiedeln waren dies rund 3000 Personen, die aus wirtschaftlichen oder sozialen Gründen ausgewandert waren, wobei die Kosten der Überfahrt oftmals von den damaligen Behörden übernommen wurden. Die Auswanderer blieben oftmals unter sich und auch geheiratet wurde unter sich. Die Einsiedler, Schwyzer oder deutschsprachigen Auswanderer trafen sich oftmals in einer Community oder während des Swiss National Day. Charakteristisch war auch, dass die Auswanderer ihrer beruflichen Tätigkeit in der Landwirtschaft als Farmer, Viehzüchter oder in der Milchwirtschaft treu blieben. Vielleicht ist es das Suchen in der eigenen Vergangenheit, das das Interesse an Einsiedeln anderswo geweckt hat oder zutreffend mit Nauers Worten: «Man teilt die gleiche Geschichte, ob als Einsiedler oder Amerikaner.» Die Spurensuche geht weiter. Am 5. Juli wird in der cineboxx die Filmpremiere von Claudia Steiners Dokumentarfilm «Auf den Spuren der Identität?» zu sehen sein.


Einsiedler Anzeiger / uff

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Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

29.05.2018

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