Walter Kälin stellte Pater Lukas Helg die richtigen Fragen: ein bereichernder Abend mit einem Antwortenden, der über ein imposantes Musikwissen verfügt. Foto: Karl Hensler
Walter Kälin stellte Pater Lukas Helg die richtigen Fragen: ein bereichernder Abend mit einem Antwortenden, der über ein imposantes Musikwissen verfügt. Foto: Karl Hensler

Dies & Das

Ein Korb voller Erlebnisse

Der letzte vom Fram-Club organisierte Anlass dieses Jahres wirkte wie ein Feuerwerk. Mit seinen routiniert gestellten Fragen wusste Walter Kälin allerlei aus dem Leben von Ex-Kapellmeister Pater Lukas Helg herauszulocken.

Etwas mehr als fünfzig Zuhörer konnten interessiert und amüsiert mancherlei aus dem Leben des Mönchs und Musikkenners Pater Lukas Helg vernehmen. Der Bericht im «Einsiedler Anzeiger» zur grandiosen Aufführung der Einsiedler Messe war übertitelt mit «Ein beglückendes Klangspektakel». Wollte man in der gleichen Tonart den Bericht des Abends in der Fram weiterklingen lassen, müsste hier stehen: «Ein bereichernder Abend zur geistlichen Musik und den Menschen, die dahinterstehen.»


Der Mensch Pater Lukas


In der klösterlichen Zeitschrift Salve übertitelte Abt Urban in seiner Einleitung zum Bericht über die 42-jährige Tätigkeit von Pater Lukas als Kapellmeister unseres Klosters mit «Ein Bauernbub als Einsiedler Kapellmeister ». In seinen Zeilen lässt der Klostervorsteher den Genannten sagen: Ich bin halt ein Bauernbub. Damit hätte dieser eher sein lausbubenhaftes Benehmen, als ein undiszipliniertes Benehmen gemeint. Auf den einstigen «Bauernbub » kam denn bereits zu Beginn des unterhaltsamen Dialogs Walter Kälin zu sprechen. Darauf angesprochen, erzählte dieser in seiner lebhaften Art, dass seine Jugend von der strengen Arbeit auf dem elterlichen Bauernhof geprägt gewesen sei. Mit der später sein Wirken bestimmenden Musik kam der kleine Toggenburger Bub nur schleppend mit etwas Handorgelspiel in Kontakt. Für mehr Musikausbildung reichte das Geld nicht. Aus seinen Jugend-Erinnerungen zupfte Pater Lukas ein besonderes Intermezzo heraus. Als Knabe hätte er einen Mini-Altar auf dem Dachboden installiert gehabt. Während er bubenhaft die Messe gefeiert habe, hätten seine Schwestern dazu in seinem Rücken stehend gesungen. Auch am vergangenen Donnerstag kam die Lebhaftigkeit von Lukas oft zum Vorschein. Zum Thema Salzburg, der Klostermusiker durfte daselbst vier Jahre Musikstudium geniessen, stellte er fest, dass diese Stadt für einen jungen Mönch ein gefährliches Pflaster gewesen sei.


Über Pater Gall Morel erzählt


Auf die Frage, warum Giovanni Simone Mayr bei uns zu wenig bekannt sei, antwortete Pater Lukas mit einem Ausschnitt aus der Musikgeschichte. In der aktiven Zeit von Mayr hätten sich Verdi und Rossini die Musikliebhaberkreise erobert. Damit wäre Mayr etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Mit einem kleinen Abriss erinnerte der Historiker Heinz Nauer an das riesige Wirken von Pater Gall Morel. Erstaunen löste es zum Beispiel aus, als er zitierte, dass dieser Kirchenmann ein «katholischer Goethe » genannt worden sei. Aber nicht nur als Musiker, Lehrer, Bibliothekar, Rektor und Geschichtsforscher sei er tätig gewesen. Ein besonderes Verdienst von ihm war die Anschaffung von musikalischen Autographen (Originalschriftstücke) zu einer Sammlung, die im Kloster aufliegt. Wohl kaum jemandem in den Besucherreihen war bekannt, dass Gall Morel auch bei der Schaffung des ersten Schweizerischen Schulgesetzes anno 1848 mitwirkte.


Gedanken zum Abschluss


Als Pater Lukas die Partitur der «Einsiedler Messe» intensiv studiert habe, sei ihm eingefallen: So weltlich! – Ist das Kloster weltlich? Was sagen will, dass diese Komposition näher der Oper sei als einem kirchlichen Werk. Wer sich mit Pater Lukas über klassische und kirchliche Musik unterhält, stellt immer wieder fest, wie imposant sein Musikwissen ist. Darum überrascht es auch nicht, dass die arbeitsintensive Schaffung eines präzisen und repräsentablen Archivs zum Musikbereich des Klosters, mit 21’896 Titeln, eindeutig das liebste Werk von Pater Lukas ist. Inzwischen ist dieses in Teilen auf www.rism-ch.org abrufbar und kann beim Kloster umfänglich nachgefragt werden. Ab Mai 2019 kann in der Fram eine Ausstellung über die Musikbibliothek des Klosters besucht werden. Mit viel anerkennendem Beifall verdankten die Zuhörer einen Informationsabend, der noch weitere Facetten aufzeigte, die jedoch aus Platzgründen hier nicht mehr angesprochen werden können.


Einsiedler Anzeiger / heka

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

11.12.2018

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