Pippo Pollina an der Gitarre und Roberto Petroli am Saxophon: Ein kongeniales Duo. Bild Franz Kälin
Pippo Pollina an der Gitarre und Roberto Petroli am Saxophon: Ein kongeniales Duo. Bild Franz Kälin

Dies & Das

Eine Oase der musikalischen Ruhe

Einen ganz besonderen Abend durften die rund 120 Besucher von Pippo Pollinas Konzert im Chärnehus er- leben. Der Liedermacher mit italienischen Wurzeln wusste sein Publikum musikalisch zu verzaubern.

Beeindruckend, virtuos, ergreifend. Es gäbe noch viele Adjektive, welche einem nach Pippo Pollinas Auftritt im ausverkauften Chärnehus im Kopf herumschwirrten. Man hätte nach den ersten drei Worten auch ein, vielleicht gar zwei oder noch mehr Ausrufezeichen tippen können. Dass an erwähnter Stelle aber ganz bewusst ein Punkt gesetzt wurde, hat mit dem Respekt und der Anerkennung gegenüber der Message des charismatischen Cantautore zu tun, dessen Absicht es nicht war, mit seiner Musik eine kollektive Ekstase auszulösen, sondern vielmehr jedes einzelne Herz im Publikum zu berühren. Es gelang ihm mit Leichtigkeit. Wer den italienischen Liedermacher mit Schweizerpass zum ersten Mal auf der Bühne stehen sah, hat ihm – nach dem ersten optischen Eindruck – eine solch musikalische Tiefgründigkeit nicht zugetraut.

Tiefgründig und bescheiden

Bescheiden und schüchtern wirkend, ja fast unscheinbar stand er dort in konzentrierter Erwartung des Konzertbeginns. Dass er nächstes Jahr bereits seinen Fünfzigsten feiern soll, liess das Ganze beinahe surreal aussehen. Doch mit den ersten Pianoklängen und vor allem nach den ersten Gesangspassagen wurde man ganz schnell eines Besseren belehrt. Weg war das Bild des jugendlichen Musikers vor seinem ersten Auftritt und liess man sich vom besinnlichen Tanz der Akkorde und der klaren, selbstbewussten Stimme Pollinas verzaubern.

Meisterhafter Saxophonist

Mit Roberto Petroli hatte Pollina einen Saxophonisten erster Güte zur Seite, welcher es meisterhaft verstand, die meist sehr gefühlvollen Lieder mit viel Herzblut und Passion zu unterstreichen. Roberto Petroli als Pollinas «musikalischen Dekorateur» zu bezeichnen, würde dem Künstler auf Saxophon, Klarinette und EWI (Electric Wind Instrument…) aber mit Sicherheit zu wenig gerecht werden.

Geschichten aus dem Leben

Für das eigentliche Rahmenprogramm brachte Pippo Pollina neben seiner Musik viele Erinnerungen aus seiner mittlerweile 30-jährigen Karriere, die er zwischen seinen Liedern immer wieder aufgriff und zum Teil in Videoform auf ein gros-ses «Leinwandgemälde» projizieren liess. Es waren diese Geschichten aus dem Leben, von Pollina in gepflegtem «Italienerdeutsch» erzählt, welche am vergangenen Freitagabend entscheidend zum Verständnis der Liedertexte beitrugen, auch wenn man der italienischen Sprache nicht kundig war.

Ausdrucksstark

Bei solch ausdrucksstarken Melodien rückten die Worte beinahe gänzlich in den Hintergrund. Umso fokussierter lauschten die Zuhörer, wenn Pollina seine Geschichten zum Besten gab, die den Spagat vom sizilianischen Volksmusiker in Palermo bis zum multikulturellen Liedermacher im deutschsprachigen Raum schafften. Dieser Weg war neben dem musikalischen Schaffen auch von der geistigen Antimafiabewegung, welche von Pollina als Journalist unterstützt wurde, aber vor allem immer wieder von bewegenden Begegnungen mit besonderen Menschen gepflastert. Linard Bardill und Konstantin Wecker sind zwei davon, mit welchen Pollina heute noch sowohl musikalisch als auch privat eine enge Freundschaft verbindet.

Hühnerhautstimmung

Die Art und Weise, wie Pippo Pollina seine Erlebnisse in die Lieder verpackt hat, löste wohl nicht bei wenigen Zuhörern Hühnerhautstimmung aus. Mal sizilianisch fulminant, mal nachdenklich oder oft gar melancholisch, mal beschwinglich und unbeschwert, egal, welche Gefühle angesprochen wurden, es kam jederzeit echt und berührend rüber, der Abschluss mit Pollina am Piano im Zusammenspiel mit dem Jugend Sinfonieorchester Zürich auf der Leinwand schlicht ergreifend. Der Abend mit Pippo Pollina darf als Oase der musikalischen Ruhe, als Ausbruch aus der hektischen Zeit des Alltags bezeichnet werden. Neben den ruhigen, oft wehmütigen Klängen drückte aber Pollinas unerschütterlicher Glaube an das Gute im Menschen dem Konzert den wahren Stempel auf!

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

12.06.2012

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