Sie leiteten durch das Referat, Historikerin Susanna Bingisser mit Staatsarchivar Valentin Kessler. Bild Karl Hensler
Sie leiteten durch das Referat, Historikerin Susanna Bingisser mit Staatsarchivar Valentin Kessler. Bild Karl Hensler

Dies & Das

Geschichtsstunde im Chärnehus

Am Samstag, 11. Januar, konnte Susanna Bingisser, Vorstandsmitglied des Historischen Vereins des Kantons Schwyz und Fachfrau der Geschichte, die Gäste im vollbesetzten Chärnehus begrüssen.

Der Vortrag fand deshalb in Einsiedeln statt, weil das Bundesbriefarchiv, das bisher für solche Geschichtsschilderungen diente, im Umbau ist. Nach dieser Randbemerkung liess Susanna Bingisser gleich Staatsarchivar Valentin Kessler seinen Vortrag starten. Der Referent erwähnte eingangs, dass es eine Überlegung wert sei, in Zukunft die Vorträge neu an verschiedenen Orten im Kanton stattfinden zu lassen, was mit starkem Applaus quittiert wurde.

Das Thema der Historie

Die Überschrift zum gut verständlich gehaltenen Vortrag lautete «und man schämt sich, solch gotteslästerliche Taten zu berichten». Der Überfall von Schwyzer Landleuten auf das Kloster Einsiedeln am 6. Januar 1314, wies bereits darauf hin, dass über den Gipfel der Streitigkeiten rund um den über zweihundert Jahre dauernden Marchenstreit und sein Umfeld referiert wird.

Zu Beginn zitierte Valentin Kessler aus dem Bericht des Schulmeisters Rudolf von Randegg, der ein Augenzeuge des Überfalls war. Obwohl die primitiven Randalierer bei ihrer Untat viele Urkunden verbrannten, war das für die Schwyzer wichtige Schriftstück nicht darunter. Dieses hatte der damalige Abt Johannes im Schlossturm in Pfäffikon in Sicherheit gebracht. Diese Ur-kunde des damaligen Kaisers gab dem Kloster nämlich das Recht, besitzlose Ländereien zu seinem Eigentum zu erklären. Darunter waren einige, welche an den Schwyzer Teil grenzten, oder gar von diesen, gemäss klösterlicher Auslegung, widerrechtlich genutzt wurden. Die Beanspruchung solcher Gebiete durch das Kloster passte also den Schwyzern nicht. Sie versuchten deshalb mit Gewalt diese zu ihrem Eigentum zu machen, oder pochten auf bestehenden Rechtsanspruch. Vieh- und Pferdediebstahl waren an der Tagesordnung. Der Haken an der ganzen Sache war eigentlich, dass die beiden Parteien von verschiedener Rechtsauslegung ausgingen. Die Schwyzer bestanden auf dem alemannischen Recht, während das Kloster auf dem alteingesessenen beharrte.

Verbindungen der Parteien

Den interessanten Hintergrund zu diesen Streitigkeiten, nämlich die Verbindungen des Klosters und demgegenüber diejenigen der Schwyzer leuchtete der Referent spannend aus. Der versierte Geschichtsfachmann zeigte auf, wie die verschiedenen Fürstenhäuser die Geschicke dieser Gegenparte zu ihrem Nutzen beeinflussten.

Die Geschichte zeigt auf, dass bereits vor siebenhundert Jahren der Wandel der Wirtschaft auch die Rechtslage beeinflusste. Auch kann anhand der Ereignisse festge stellt werden, dass nicht nur zwischen dem Kloster Einsiedeln und den Schwyzern Zwistigkeiten herrschten. Es war damals in der ganzen Zentralschweiz eine streitsüchtige Zeit. Im Begleit war auch zu vernehmen, dass das damalige Alt-Rapperswil mit dem heutigen Altendorf identisch ist. Auch taucht in diesen Geschichtsakten bereits der in Einsiedeln alteingesessene Name Ochsner auf.



Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

14.01.2014

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