Dies & Das

«Habe das Fotografieren im Blut»

Die neue Ausstellung 2018/2019 im Chärnehus heisst «Einsiedeln und seine Fotograf(i)en» und dauert vom 9. Dezember bis am 27. Januar

Die Ausstellungsgruppe des Kulturvereins Chärnehus zeigt Ausstellungen rund um das Thema Einsiedeln und seine Bevölkerung. «Dieses Mal stehen Fotografen und Fotografien im Fokus», sagt die Kommunikationsverantwortliche.


Wer sich mit der Einsiedlerin Madeleine Schönbächler, seit 1993 Mitglied der Ausstellungsgruppe des Kulturvereins Chärnehus Einsiedeln und für Marketing und Kommunikation zuständig, über die neue Ausstellung «Einsiedeln und seine Fotograf(i)en» unterhält, spürt deren Begeisterung fürs Fotografieren, für Fotografinnen, Fotografen und für Erinnerungen an früher.  In diesen Themen kennt sie sich gut aus, sei es bezüglich der Technik, die sich seit den Anfängen vor rund 180 Jahren markant verändert hat, sei es bezüglich der Werke oder der Personen, die hinter diesen Bildern stehen. So erwähnt sie im Schnelldurchlauf die technische Entwicklung von den Anfängen – mit der Stereoskopie um 1860, über die Aufnahme von Bildern auf Glasplatten, Schwarzweiss- Filme, Farbfilme, von den riesigen Studiokameras auf Gestellen bis hin zu den Sofortbildkameras, den digitalen Apparaten und den «schlauen» Smartphones von heute. Sie kennt durch die Forschungsarbeit unterdessen auch Fotografinnen und Fotografen, die sich in Einsiedeln in all den Jahren einen Namen gemacht haben. Darunter sind Mönche vom Kloster, Profis wie Pierre Rossier, Josephine Kälin- Marthaler, Wilhelmine Marthaler, Othmar Baur (Stella Foto), das Studio Lienhardt/Gasser bis zur Familie Senior und Junior Franz Kälin, Paul Gabriel, Robert Rosenberg und mehrere frühe, sehr begabte Laien-Pioniere aus Einsiedeln.


Von Brüdern gelernt


«Ich habe das Fotografieren im Blut», sagt Madeleine Schönbächler. Ihre Mutter Emma Kälin vom Landhaus bewahrte Familienfotos sorgfältig auf. Das Fotografieren lernte sie von ihren drei Brüdern Ernst, Albert und Franz. Die erste Fotografie, an die sie sich bewusst erinnern kann, stammt von 1960 aus einem Atelier in Luzern. Der Vater habe schwerstkrank im Kantonsspital Luzern gelegen, als ein Familienbild mit Grossvater gemacht worden sei, sagt sie. «Ich habe einen Pullover mit Rössli-Motiv getragen», erinnert sie sich, auch dank der Aufnahme, die sich in einem der vielen Fotoalben befindet. «Die neue Ausstellung erinnert thematisch ein wenig an ’Weisch nu früener’ und ’Gasthäuser’», sagt Schönbächler. Sowohl in der Ausstellung «Weisch nu früener – Einsiedeln 1930 bis 1965», die 2012/2013 gezeigt wurde, und in «Einsiedeln – von der Herberge zum Take away» über die alten Gasthäuser und Hotels, die 2014/2015 präsentiert wurde, waren viele Fotos zu sehen. «Beide Ausstellungen waren ein Publikumsmagnet», erinnert sich die 63-Jährige. 2013 wurden 3869 Besucher gezählt, 2015 deren 3232. Fotos sprächen viele Leute an, lautet die Begründung. Wer sich an die Ausstellung «Gasthäuser» erinnert, dürfte vor seinem geistigen Auge den viel besuchten Stammtisch im Dachstock mit zahlreichen bekannten Gesichtern sehen. Weisch nu früener, war begeistert zu hören. Budget von 80’000 Franken Die Ausstellungsgruppe suche wenn möglich nach Themen, die möglichst viele Besucher interessierten, sagt die Kommunikationsverantwortliche. Zumal das Ziel jeder Ausstellung auch darin bestehe, eine schwarze Null zu schreiben – dieses Mal bei einem Budget von rund 80’000 Franken. Etwas mehr als die Hälfe der Finanzierung steht. Der offene Betrag muss durch die Suche von Sponsoren und Gönnern gedeckt werden. Der Eintritt ist wie immer kostenlos. Je mehr begeisterte Besucher kommen, desto grösser ist die Kollekte.Wie stark sich die Themenwahl auf die Besucherzahlen auswirken kann, hat die Ausstellungsgruppe bei der letzten Ausstellung «Abgestaubt! Fundstücke aus dem Bezirksarchiv Einsiedeln » erfahren. Damals kamen nur rund 1500 Besucher. Die Ausstellungen im Chärnehus werden durchschnittlich von 2500 Personen besucht. An wen richtet sich die neue Ausstellung «Einsiedeln und seine Fotograf(i)en»? «Das populäre Thema interessiert sicher viele Leute aus der Region Einsiedeln», sagt Madeleine Schönbächler und ergänzt: «Besonders die ‹Mittelalterlichen›, weil sie viele Erinnerungen an die Jugend auffrischen können. Die heutigen Jungen würden die rasante Entwicklung im und ums Dorf der letzten Jahrzehnte erleben. Wir hoffen auf mindestens 2000 Besucher», sagt sie. Die beste Werbung sei immer die von Mund-zu-Mund-Propaganda! «Muesch unbedingt au is Chärnehus gou luege!» Eine Spezialität sind auch die angebotenen Führungen für Gruppen aller Art (ausstellung@chaernehus.ch).


Zeitlicher Bogen


Die Ausstellung «Einsiedeln und seine Fotograf(i)en» thematisiert die verschiedenen Fotografinnen und Fotografen, die in Einsiedeln wirkten und noch immer wirken. Der zeitliche Bogen wird geschlagen von der Erfindung der Fotografie 1839 bis in die Gegenwart. Fotografien, Fotoausrüstung, Texte, Hörstationen und Bildschirme zeigen den Besuchern, wie vielfältig die Fotografie in Einsiedeln daherkommt und welche Personen hinter den Bildern stecken. Ein kurzer Film zur Geschichte der Fotografie im Foyer dient den Besuchern als Einstieg in die Ausstellung. Das Herzstück der Ausstellung bildet das ehemalige Einsiedler Fotostudio Lienhardt/Gasser, das als Nachbau und mit Objekten aus der Sammlung des Schweizerischen Nationalmuseums Zürich zum Leben erweckt wird. Auch eine Dunkelkammer ist als Nachbildung zu besichtigen. Das Fotostudio soll in nostalgischer Kulisse zum Fotoshooting einladen. Im Saal und auf der Galerie werden die verschiedenen Fotografinnen und Fotografen, die im Laufe der Zeit in Einsiedeln ihre Studios hatten, porträtiert und ihr Schaffen präsentiert. Im Dachstock zeigen aktuelle Fotografinnen und Fotografen aus Einsiedeln ihren Blick auf die Dinge und Personen. Es darf gestaunt werden.


Einsiedler Anzeiger / Urs Gusset

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

10.07.2018

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