Alte Bestände in neuen Räumlichkeiten: (v.r.) Abt Martin Werlen, Klosterarchivar P. Gregor Jäggi und Andreas Kränzle, Leiter des Reorganisationsprojektes, mit einem alten Buch, das nun im modernen Klosterarchiv sicher nachhaltig gelagert werden kann.
Alte Bestände in neuen Räumlichkeiten: (v.r.) Abt Martin Werlen, Klosterarchivar P. Gregor Jäggi und Andreas Kränzle, Leiter des Reorganisationsprojektes, mit einem alten Buch, das nun im modernen Klosterarchiv sicher nachhaltig gelagert werden kann.

Dies & Das

Klosterarchiv ans Licht geholt

In sieben Jahren wurden das bedeutende Archiv und die Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln im Staatsarchiv Schwyz aufgearbeitet und neu organisiert. Jetzt sind sie ins Kloster zurückgekehrt und werden der Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das Klosterarchiv staubte vor sich hin. Die teils uralten Urkunden, Aktenstücke, Pläne und Bilder lagerten in viel zu engen Räumlichkeiten, in Feuertruhen oder Kartonschachteln aus dem 19. Jahrhundert. Mehr als die Hälfte des Archivguts war nirgends systematisch verzeichnet. Die neueste Archivordnung stammte aus dem Jahr 1773. Dabei reichen die Bestände des Klosterarchivs bis ins 10. Jahrhundert zurück. «Sie gehören zum bedeutenden Kulturgut der Schweiz und umfassten rund einen Laufkilometer», umschrieb der Historiker Andreas Meyerhans die Situation, die er 1999 vorfand. Damals erhielt er den Auftrag, das Archiv zu sichten und den Handlungsbedarf aufzuzeigen.

Auf neuen Medien gespeichert

Abt und Konvent beschlossen im Herbst 2004, das Klosterarchiv von Grund auf neu zu organisieren und neue Archivräume zu schaffen. Finanziell unterstützt von zwei grosszügigen Sponsoren, Stiftungen und getragen vom Kanton Schwyz, wurde das Vorhaben ab 2005 umgesetzt. Der gesamte Bestand des Archivs und der Musikbibliothek von europäischem Rang wurden ins Staatsarchiv Schwyz überführt und in sieben Jahren entstaubt, fachmännisch restauriert, verpackt, katalogisiert. Über 100 000 Verzeichnungseinheiten wurden digitalisiert, womit die Archivbestände elektronisch gesucht und der Forschung auch über das Internet zugänglich gemacht werden. Neben den Planbeständen und Archivalien wurden die verstreuten Fotobestände zentralisiert. Insgesamt kamen gegen 100 000 Bilder zusammen. In einem grösseren Projekt konnten zirka 200 der ältesten Fotografien, die bis in die 1850er-Jahre zurückreichen, gereinigt und präpariert werden. Wichtige Bücher aus dem Mittelalter und sämtliche Urkunden bis ins Jahr 1600 wurden mikroverfilmt.

Archiv in neuen Räumlichkeiten

Mit der Urkundendatei und dem teilweise ebenfalls digitalisierten Bildbestand konnte das wertvolle Klosterarchiv «aus dem Dunkel geholt werden », wie es Abt MartinWerlen an der gestrigen Medienorientierungumschrieb. Gleichzeitig wurden im Statthalterhof (zwischen Abteihof und Pferdestallungen) die Räumlichkeiten für das Klosterarchiv hergerichtet. Die oberirdischen Räume mit Buchbinderei, Lesesaal und den Büros des Archivars und Musikbibliothekars sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Das unterirdische Magazin – ein 450 Quadratmeter grosser Raum mit 4,8 km Regallänge – ist das eigentliche Herz der Anlage, wo die wertvollen Schriften, Urkunden, Pläne, Akten und Bilder lagern. Gleichzeitig wird nun ein digitales Archiv im neu entstandenen Rechenzentrum aufgebaut.

Ein ewiges Werk

Diesen Frühling wurden die im Staatsarchiv Schwyz bearbeiteten Bestände wieder nach Einsiedeln überführt und sind ab Samstag für die Öffentlichkeit zugänglich (siehe Kasten). Für die Reorganisation unter der Leitung von Andreas Kränzle zeichnete ein aus acht bis zehn externen Teilzeitmitarbeitern bestehendesTeam. Die Kosten betrugen 12 Mio. Franken, wobei rund 7,3 Mio. in den Neu- und Umbau flossen. 2009 wurde eine neue Archivordnung verabschiedet. Pater Gregor Jäggi als Archivar hat die Aufgabe, die Überlieferung zu sichern, die Akten der Forschung bereitzustellen, neue Bestände einzugliedern und bedeutende Papier- und Pergamentbestände durch konservatorische Massnahmen zu erhalten.Weil aber die finanziellen Ressourcen beschränkt sind, müssen in Zukunft Prioritäten gesetzt werden, «damit das Gedächtnis des Klosters erhalten bleibt», wie Abt Martin Werlen sagte.

Buch und CD

Gleichzeitig erscheint das Buch «Von gutenTaten und goldenen Bullen», das einen interessanten Einblick ins Archiv und in die Musikbibliothek gibt. Die CD «Die 4 Klosterorganisten in Concert. Kompositionen aus der Musikbibliothek» ist ein einmaliges Tondokument. Auf der CD sind ausschliesslich Werke aus der Musikbibliothek Einsiedeln aufgenommen; alle Werke sind von Einsiedler Mönchen geschrieben und gespielt.

Weitere Informationen unter www.klosterarchiv.ch

Bote der Urschweiz

Autor

Bote der Urschweiz

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  • Dies & Das

Publiziert am

24.08.2012

Webcode

www.schwyzkultur.ch/3ZQsER