Blick in den grossen Ausstellungsraum im Chärnehus. Die Besucherinnen und Besucher kommen nicht aus dem Staunen. Bilder Gina Graber
Blick in den grossen Ausstellungsraum im Chärnehus. Die Besucherinnen und Besucher kommen nicht aus dem Staunen. Bilder Gina Graber
Die Ausstellung «Sammelsurium – Wenn Einsiedler sammeln» läuft. Allein vor diesem Schaukasten könnte man stundenlang verweilen und staunen. Beat Kuriger präsentiert seine selbst bemalten Kunststoffsoldaten in einer Szene aus der Schlacht bei Murten
Die Ausstellung «Sammelsurium – Wenn Einsiedler sammeln» läuft. Allein vor diesem Schaukasten könnte man stundenlang verweilen und staunen. Beat Kuriger präsentiert seine selbst bemalten Kunststoffsoldaten in einer Szene aus der Schlacht bei Murten
Gespannt lauscht das Publikum den einführenden Worten von Erika Weber und Albert Bingisser, davor die Eisenbahn-Modelle Distler von Ernst Kümin-Kuriger.
Gespannt lauscht das Publikum den einführenden Worten von Erika Weber und Albert Bingisser, davor die Eisenbahn-Modelle Distler von Ernst Kümin-Kuriger.

Dies & Das

Sammeln: Laune und Leidenschaft

37 Einsiedler präsentieren bis am 9. Januar ihre ge- sammelten Schätze, vom Fingerhut bis zur manns- hohen Cola-Flasche, von der Briefmarke bis zum historischen Gewehr. Ein erstaunliches Sammelsurium zum Staunen und Entdecken.

Bezirksrätin Erika Weber zitierte in ihrer Begrüssungsrede Oscar Wilde: Der einzige Unterschied zwischen einer Laune und einer Leidenschaft sei die, dass die Leidenschaft länger halte. Tatsächlich hat der exzentrische irische Schriftsteller gerade das Gegenteil behauptet: «Der einzige Unterschied zwischen einer Laune und einer Leidenschaft, die ein Leben lang währt, ist, dass die Laune ein Weilchen länger dauert.» Die Verwechslung tut dem Charakter eines Sammlers aber keinen Abbruch, denn es braucht beides: Die Leidenschaft für ein Objekt und die Laune, dieser Leidenschaft zu frönen.

Wieso sammeln Sie?

Wieso sammeln Sie? Auf diese Frage antworten die meisten Sammelnden etwas verlegen. Oft ist es Zufall, dass jemand zum Sammler wird. So waren für Heidi Holdener der erste Steiff-Teddybär und der Steiff-Clown ihrer Kinder der Beginn einer wunderbaren Freundschaft mit den Kuscheltieren. Heute besitzt sie etwa 50 Tiere mit dem legendären Knopf im Ohr.
Keiner der Ausstellenden ist total besessen von seinem Hobby. Alle pflegen es so nebenbei, greifen aber blitzschnell zu, wenn sie irgendwo ein weiteres Objekt ihrer Begierde entdecken. Bruder Gerold Zenoni hat einen adlerscharfen «Wilhelm-Tell-Blick» entwickelt. Er erkennt auf jedem x-beliebigen Gegenstand von weitem die Silhouette Tells oder der Tellstatue. Als Urner ist der Tell für ihn seit der Kindheit präsent. Mit 13 Jahren stand er als Walter bei den Tellfestspielen in Altdorf auf der Bühne – und seitdem begleitet ihn Tell durchs Leben.


Sammeln: Ein Kinderspiel

Nicht nur Bruder Gerold hat bereits als Teenager mit Sammeln begonnen. An der Ausstellung sind die Sammlungen dreier Jugendlicher zu sehen. Dean Gelb (14 Jahre) sammelt besondere Spielsachen wie Zinnsoldaten und Modelle von Kriegsschiffen. Raphael Berli (14 Jahre) hat sein erstes Schaf als Baby bekommen; heute besitzt er 60 Stück, darunter auch ein lebendiges! Matteo Willinger sammelt – ziemlich speziell für einen Neunjährigen – Gitarrenplektren, das sind die Plastikplättchen, mit denen der Musiker über die Saiten der Gitarre streicht.
Ob als Jugendlicher oder Erwachsener: Sammeln fängt plötzlich an. So wie bei Matteo, der sein erstes Plektrum im Musikladen vom Boden aufgelesen hat und dann behalten durfte. Oder Albert Bingisser, der in den Siebzigerjahren einfach nicht an der gefüllten Abfallmulde der Firma Benziger vorbeigehen konnte, ohne sich noch Plakate und Drucke zu schnappen, bevor sie für immer verloren waren. So wird aus einer Laune heraus spontan eine Leidenschaft geweckt.

Sammlung mit Geschenken erweitern

Viele Sammelnden vermehren ihre Sammlung vorwiegend, indem sie sich beschenken lassen, wie Raphael, der Schafe-Sammler, der noch nie selber ein Schaf gekauft hat. Erwachsene lassen Gelegenheiten auf sich zukommen. Tierarzt Markus Staub ergänzt seine Kuh-Sammlung am liebsten mit Erinnerungsstücken aus den Ferien, gibt aber auch zu, dass er hin und wieder zum Kuh-Shopping ins Heimatwerk nach Zürich fahre. An den Kühen – sowohl im Stall als auch im Gestell – fasziniert ihn das Leben und die variantenreiche Darstellung des Lebens. Sammeln ist auch Philosophie.

Sammeln tut gut!

Jede Kuh, jede Zuckerdose, jeder Kugelschreiber und jede Starklichtlampe hat eine Geschichte. Sammeln ist keine verstaubte Angelegenheit. Viele Sammler wissen von jedem ihrer Objekte wann sie es erstanden haben, wie viel es gekostet hat, von wem sie es zu welchem Anlass geschenkt bekommen haben. So bezeichnet Markus Staub die Ausstellung geradezu als heilsam: Nachdem er jede einzelne Kuh hervorgeholt und auf ihre Ausstellungstauglichkeit begutachtet hatte, fühlte er sich «in einem besseren Zustand als vorher.»


Sammelsurium

Wer sammelt, lässt nicht gern los. Heidi Holdener trennt sich zwar hin und wieder auf dem Flohmarkt von Sachen, kann es dann aber nicht lassen, an den anderen Ständen nach Steiff-Tieren Ausschau zu halten. Ein Besucher bemerkte schmunzelnd, dass er nicht noch etwas speziell sammeln müsse, sein Haus sei schon

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

07.12.2010

Webcode

www.schwyzkultur.ch/hdnpeL