Thomas Kreimeyer war stark – und er scharte die 79 Unbefragten jeweils geschickt um sich. Bild Franz Kälin
Thomas Kreimeyer war stark – und er scharte die 79 Unbefragten jeweils geschickt um sich. Bild Franz Kälin

Dies & Das

Schlagfertigkeit und Seelenkitzelei

Der Steh-Greif-Kabarett-Abend bot zwei Stunden Lachen und Schenkelklopfen – aber auch die Angst, der Künstler könnte einen selbst befragen. Seine Folgerungen und sein Wortwitz waren schlagend und lösten bei den Zuhörern schallendes Gelächter aus. Und bei den Befragten?

Das Wetter draussen war am letzten Freitagabend stark bewölkt mit leichtem Abendrot – ein Einstimmungsbild für den Steh-Greif-Abend. Drinnen eine gelöste Stimmung, viele Gespräche. Es sind erstaunlich viele Besucher da, die meisten in schwarz oder dunkel gekleidet. Da fällt das Servicepersonal in Rot so richtig auf und setzt die ersten Farbtupfer.

Rot und Schwarz als Hauptfarben

Um punkt acht Uhr betritt dann der Hauptakteur des Abends, Thomas Kreimeyer, unter grossem Eröffnungsapplaus die – auch in schwarz gehaltene Bühne. Als einziges Utensil trägt er einen kleinen, etwa zehn Zentimeter grossen, roten Stuhl mit sich. Den hängt er gleich an die Rückwand der Bühne. Warum das? «Bei intellektueller Überforderung könnt ihr auf dem roten Stuhl kurz Pause machen», bemerkt der Künstler – und stellt den Wecker auf eine Zeit ein, die nur er kennt: «Ich produziere mich auf Zeit!»

Bereitwilliges Publikum

Nun geht’s aber los! Thomas Kreimeyer hat den untrüglichen Blick, wen er sich für sein Frage- und Antwortspiel aussuchen kann. Wer will sich schon immer weiter outen – und sein Outing vom ganzen Publikum mit Lachen und Gebrüll quittiert sehen? Da wird ein Paar – von auswärts, und nur wegen ihm nach Einsiedeln gekommen – immer weiter ausgefragt. So ging es früher an der Fasnacht in kleinem Rahmen zu und her, wenn sich Hudi in Privathäusern geschickt einlebten: eine geschickte Frage löste eine Antwort aus, die in die nächste Frage mündete. Schlagfertig muss man dabei sein – und das war Thomas Kreimeyer den ganzen Abend. Er hielt die Spannung aufrecht – das Publikum war in einem permanenten Gefühlsbad von «wie weit geht der jetzt mit seinen Fragen» und «gibt der/die Gefragte darauf eine Antwort». Doch einmal drin in diesem Karussell, wagte es niemand, auszusteigen. Dann führte ein solches Spiel urplötzlich auf eine andere Ebene, auf jene, wo der Frager – für einen kurzen Moment – verblüfft ist. Und da wurden die Spiesse für einen winzigen Moment gleich lang, spielte das Momentum für die Befragte. Das begann so: «Woher kommen Sie?» – «Aus Zug.» – «Wie weit ist das von hier entfernt?» – «33 Minuten!» – «Von einer solchen Streckenangabe habe ich jetzt noch nie gehört.» – «Nun ja, das GPS im heutigen Auto sagt das eben…»

Gewiefte Zusatzfragen

Ein weiteres Paar wurde zu seinen Ferien und dem Ferienort befragt. Es gab zur Antwort, dass es in Panama war und dort unter anderem Reis pflückte. – An sich etwas Banales und für 80 Personen in einer Abendveranstaltung völlig unwichtig. Aber eben, die Zusatzfragen und die gekonnte Mimik des Künstlers hoben diese Ferien auf ein Podest – bis der Wecker läutete – Pause – und man aus einem unwirklichen Traum erwachte. So müssen Albträume ablaufen – nur mit einem selber als Opfer: noch einmal davon gekommen!

Waren Einsiedler dabei?

Zur Pause fragte man sich, ob der Mann diese Spannung aufrechterhalten könne – der Abend war gut 75 Minuten alt. Kein Problem für Thomas Kreimeyer, der nahtlos da weitermachte, wo er vor dem Läuten des Weckers aufgehört hatte. Und in der Pause muss ihm etwas aufgegangen sein: Da gab es zwischen den befragten Paaren Gemeinsamkeiten. So kamen einige davon aus Zug, andere arbeiteten im Spital, und so weiter. Und hier hakte der Kabarettist ein: «Gibt es hier und heute Abend jemand, der/die aus Einsiedeln kommt/hier geboren wurde?» – Ja, wen erwischte er da wohl? – Mit dem Einsiedler Urgestein «Ringgi» ging es in die letzte Runde des Abends. Und noch einmal geriet der Künstler einen Wimpernschlag aus dem Tritt: «Ringgi» beantwortete seine Frage mit einer Gegenfrage!

Starker Auftritt

Das hatte er – zumindest diesen Abend – noch nicht erlebt, da musste er kurz und trocken schlucken – um dann weiterzufragen. Und die Runde endete – natürlich – wieder mit Gelächter. Seine Schlussfrage: «Wie alt möchten Sie werden?» – Sie: «99 ½ Jahre.» Er: «Was machen Sie in den Jahrzehnten dazwischen?» – Sie: «Abwarten und Tee trinken!» – Der Abend war um – und das Gefühl weg, man könnte das näch

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Einsiedler Anzeiger

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Publiziert am

03.04.2012

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