Frater Thomas Fässler gewährte Einblicke in die Homepage der Schweizerischen Nationalphonothek. Fotos: Franz Kälin
Frater Thomas Fässler gewährte Einblicke in die Homepage der Schweizerischen Nationalphonothek. Fotos: Franz Kälin
Riesengrosses Interesse: An einen geordneten Ablauf der verschiedenen Führungen (hier durch Jeronimo Barahona – links) war aufgrund der nicht für einen solchen Ansturm konzipierten Räume kaum mehr zu denken.
Riesengrosses Interesse: An einen geordneten Ablauf der verschiedenen Führungen (hier durch Jeronimo Barahona – links) war aufgrund der nicht für einen solchen Ansturm konzipierten Räume kaum mehr zu denken.

Dies & Das

Von Besuchern regelrecht überrannt

Am vergangenen Samstag lud das Kloster Einsiedeln ein zum Tag der offenen Tür seines neuen Archivs und der Musikbibliothek. Wohl gegen tausend Personen kamen in den Statthaltereihof und interessierten sich für das klösterliche Angebot.

Nachdem vor dem Mittag die offizielle Eröffnung des neuen Archivs für geladene Gäste stattgefunden hatte, waren um 14 Uhr alle Interessenten aus Nah und Fern eingeladen, die neuen Räumlichkeiten und viel Kulturgut zu besichtigen. Ja und sie kamen in Scharen. Einheimische und Auswärtige wollten sich dieses Angebot des Klosters nicht entgehen lassen. Mit der Aufarbeitung dieses Kulturguts waren in den letzten rund sieben Jahren unter der Leitung von Andreas Kränzle ein Team von ungefähr zehn Historikerinnen und Historikern mit Teilzeitpensen von 40 bis 60 Prozent beschäftigt. Um diese Aufarbeitung, Sortierung und Katalogisierung überhaupt angehen zu können, war es unerlässlich, auch den dafür nötigen Platz zu schaffen. Der Ort der bisherigen Werkstätten und Ökonomiegebäuden erwies sich dafür als geeignet, denn wichtig war auch, dass das Archiv leicht zugänglich ist. – Besucher und Besucherinnen konnten nun in Gruppen an den verschiedenen Spezialführungen teilnehmen.

Werkstätten sind neu Archiv

Im neuen Archiv war der Ansturm so gross, dass wohl nicht alle Interessierten die Möglichkeit hatten, dieses zu sehen. Bis vor relativ Kurzem waren hier die Werkstätten, früher die Kuttenwäscherei und ähnliches untergebracht. Werkstättenleiter Jeronimo Barahona erklärte den Anwesenden die neuen Techniken des Archivs. Die riesige Kompaktusanlage, die momentan zu einem guten Drittel gefüllt ist, beeindruckte. Das immer gute Klima in diesem Raum werde automatisch gesteuert, da ein periodischer Luftaustausch stattfinde. Nachdem im vergangenen Frühling das Archiv gezügelt wurde, steht der Umzug der Musikbibliothek noch bevor. In einem anderen Raum zeigte Stiftsarchivar Pater Gregor Jäggi einige Juwelen aus frühere Zeiten, so Dokumente und Urkunden auf Pergament mit entsprechenden Siegelwappen. Diese kunstgerecht aufzubewahren, sei eine heikle und wichtige Aufgabe.

Anfällig auf Schäden

Interessant war dann auch der Einblick und die Ausführungen von Frater Thomas Fässler in die Homepage der Schweizerischen Nationalphonothek. Deren Aufgabe sei, Tonträger mit Inhalt und Bezug auf die Geschichte der Schweiz zu sammeln und für die Benützung zur Verfügung zu stellen. Ein weiterer Anziehungspunkt war die Buchbinder- und Restaurierungswerkstatt. Schimmel, Feuchtigkeitsschäden, Hitzeschäden, Klebestreifen, Mäusefrass, Einbandschäden: Dies seien alles Eigenschaften, woran alte Dokumente, Bücher und Schriften leiden könnten, erklärte der zuständige Restaurator. Mit Absaugarm und anderen Kleingeräten versuche man, der Schäden Herr zu werden. So wurde auch ein Buch mit Brandschaden gezeigt, vermutlich geschehen beim Statthaltereibrand im Jahre 1983.

Umfassende Bestände

Für fast alle Schäden hätten die Spezialisten eine Lösung bereit und auf die Frage eines Besuchers, ob das Kloster in früheren Zeiten das Archiv nicht sträflich vernachlässigt habe, antworte der Restaurator, dass zu jener Zeit viele andere Aufgaben der Klostergemeinschaft wichtig waren, wie die Verhinderung der helvetischen Revolution, die Lehrtätigkeit, das Gebet und die Seelsorge. D ie Bestände des alten Archives reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück und gelten wohl weitherum als bedeutendstes Kulturgut erklärte Andreas Meyerhans, externer Klosterarchivar.

Leere Räume

Die nun leeren Räumen muten fast etwas gespenstisch an. Sie befinden sich im ersten Stock oberhalb der Klosterpforte und unmittelbar vor dem Eingang zur Klausur. Deswegen wohl weisen diese Räume eine Art Zellenstruktur auf. Bis vor einiger Zeit gab es hier kaum Licht, so dass Pater Joachim Salzgeber (Stiftsarchivar von 1968 bis 2012) oft noch mit der Taschenlampe arbeiten musste. I n einem kleinen Metallschrank in einer Ecke lagen zwei Schädel, der eine von Abt Plazidus Reimann (1629–1670). Beschriftet waren diese ganz simpel mit Kugelschreiber auf der Schädeldecke und zwar vom früheren Archivar Pater Rudolf Henggeler. Was mit den nun leeren Räumen passieren wird, werde wohl die Klostergemeinschaft in absehbarer Zeit

Autor

Einsiedler Anzeiger

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  • Dies & Das

Publiziert am

21.08.2012

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