«Das war revolutionär»: Der scheidende Präsident Peter Kälin zum Entscheid von 1994, nicht mehr Calderons Text aufzuführen. Bild Victor Kälin
«Das war revolutionär»: Der scheidende Präsident Peter Kälin zum Entscheid von 1994, nicht mehr Calderons Text aufzuführen. Bild Victor Kälin

Dies & Das

«Wir sind an Grenzen gestossen»

Unter seinem Präsidium fand das Welttheater den Weg in die Gegenwart - übermorgen Donnerstag tritt Peter Kälin zurück. Als Mann, der die Wende ermöglichte, wird Peter Kälin in die Geschichte des Welttheaters eingehen. 22 Jahre lang prägte er als Präsident die Geschicke des Vereines und somit auch des Theaters.

Eine Generalversammlung fernab täglicher Routine erwartet die Mitglieder der Welttheater Gesellschaft übermorgen Donnerstag, 26. März. An dieser werden nicht weniger als sechs von neun Vorstandsmitglieder zurücktreten. Einer davon ist Präsident Peter Kälin. Im Gespräch mit unserer Zeitung blickt er zurück - und auch voraus.

PERSÖNLICHES
Victor Kälin: Wissen Sie noch, wie Sie zum Welttheater gekommen sind?

Peter Kälin: Interessanterweise war ich theatralisch nicht «vorbelastet»: Niemand aus unserer Familie spielte aktiv mit. Dennoch war das Welttheater bei uns schon immer ein Thema - und nicht nur, weil Linus Birchler ein Cousin meines Vaters war. 1955 kaufte mein Vater einen Fernseher und es gab eine Direktübertragung des Welttheaters! 1955  das muss man sich einmal vorstellen. Die Technik spielte aber nicht ganz mit, und so konnten lediglich die letzten 20 Minuten gesendet werden. Wie war ich als Kind enttäuscht, nur so wenig vom Theater zu sehen - In späteren Perioden ging ich mit meinem Vater oft nach Einsiedeln, um das Theater vor Ort zu verfolgen - was trotz Absperrungen möglich war.

Wie wurde Ihre Welttheater-Karriere lanciert?

Entscheidend war 1980, als ich Präsident des Männerchores wurde und somit direkt in Kontakt mit der Welttheater-Gesellschaft kam. 1981 war ich erstmals aktiv dabei - in der Inszenierung Gerd Kübel im Chor des Meisters. Danach ging es nicht lange, und die Anfrage kam, im Vorstand mitzuwirken. 1982 bis 1985 war ich bereits einmal dabei. Aus beruflichen und familiären Gründen dauerte das Gastspiel aber lediglich drei Jahre. Es war noch nicht meine Zeit. 1987 spielte ich wieder mit («ein Engel») und 1992 fragte mich der damalige Präsident Hermann Betschart, ob ich sein Nachfolger werden wolle. Ich sagte zu.

PRÄSIDIALER RÜCKBLICK
Was hat Sie zu diesem Schritt, sozusagen zur Rückkehr bewogen?

Es war der Reiz, jetzt einen neuen Weg einschlagen zu können, ja zu müssen. Damals war alles erlaubt zu denken: Aufhören oder etwas Neues wagen. Die bisherigen Vorstandsmitglieder - unter anderem Hanspeter (James) Kälin - und die neuen waren dafür zu haben. An der Generalversammlung 1993 wurde ich zum Präsidenten gewählt.

Was war es, was ist es, dass Sie nicht nur so lange, sondern über Massen engagiert dem Welttheater treu geblieben sind?Angesichts Ihres Leistungs- und Arbeitsausweises müssen Sie von einem besonders hartnäckigen Virus befallen sein

Dieser Virus reicht wohl in meine Kindheit zurück. Unverändert fasziniert mich das «Gemeinschaftserlebnis Welttheater». Ich war und bin fest überzeugt, dass es wahnsinnig spannend ist, die Tradition in immer wieder angepasster Form weiterzuführen. Zudem war ich als Oberleutnant gewohnt, Leute zu leiten und zu organisieren. Es gab damals zwar nicht wenige, welche mich warnten, «mit diesen Künstlern nicht zurecht zu kommen»! Was allerdings in keiner Weise eingetroffen ist.

Was war Ihr Lohn, Ihre Genugtuung, Ihre Freude?

Während allen Spielperioden war ich jeden Aufführungsabend beim Spielvolk und sprach zu ihm. Auch als Präsident war ich somit nahe dabei, was sehr geschätzt wurde und, den Rückmeldungen nach zu schliessen, Vertrauen und Motivation zugleich war. Eine grosse Genugtuung war natürlich der Umstand, mit der Wahl von Thomas Hürlimann und Volker Hesse offensichtlich den Schlüssel für die Zukunft des Spiels gefunden zu haben. Da hatte der Vorstand auch Glück mit seiner Wahl: Hesse als starke Persönlichkeit weit über seine künstlerische Tätigkeit hinaus, und Hürlimann als einer der besten Autoren, mit einem unnachahmlichen Talent, einen Theatertext zu entwickeln.

Würden Sie heute nochmals Ja sagen, wenn Sie zur Übernahme des Präsidiums angefragt würden?

Grundsätzlich schon. 22 Jahre zurückgedreht, würde ich wieder Ja sagen. Aber jetzt bin ich zu alt, obwohl der Virus noch immer vorhanden ist.

Wenn Sie Ihre Vorstands- und insbesondere die Präsidialzeit Revue passieren lassen: Wo sehen Sie heute die prägenden, die richtungsweisenden Entscheide?

Es gib

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Dies & Das

Publiziert am

24.03.2015

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