Ein einmaliges Institut, ein ebenso einmaliger Rahmen: Die Stiftung Bibliothek Werner Oechslin feierte ihren 25. Geburtstag gleich vor Ort in Einsiedeln. Foto: Victor Kälin
Ein einmaliges Institut, ein ebenso einmaliger Rahmen: Die Stiftung Bibliothek Werner Oechslin feierte ihren 25. Geburtstag gleich vor Ort in Einsiedeln. Foto: Victor Kälin

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Literatur

«Diese Bibliothek ist einzigartig»

Auch im 25. Jahr kämpft die Einsiedler Bibliothek um ihr finanzielles Überleben. Die Lage ist zwar angespannt, aber nicht hoffnungslos.

Fanfarenstösse des Trompeters Erwin Füchslin eröffneten am letzten Mittwoch, 13. Dezember, die Jubiläumsfeier zum 25. Geburtstag der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin. «Es soll ja festlich sein», meinte Stifter und Gastgeber Werner Oechslin. Es klang weniger als Feststellung, denn als Aufforderung.

 

Dräuende Wolken 

Festlich war dem Gastgeber nämlich nur bedingt zu Mute. «Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan», gestand er den rund 30 Anwesenden freimütig. Grund war der vortägige Besuch des Schweizerischen Wissenschaftsrats, der mit einer Zweierdelegation eine «Site Visit» durchführte und die Bibliothek inspizierte. Die Bewertung des Wissenschaftsrats ist nicht unerheblich, sollte die Bibliothek in Zukunft vermehrt auf Bundesgelder zählen können. Doch der Besuch des Vortags hat Oechslins Optimismus eher geschmälert als genährt; er rechnet sich höchstens «eine kleine Chance» aus. «Für selbstständige Institute gibts beim Bund kaum zusätzliche Zuwendungen, und noch weniger für geisteswissenschaftliche. » Diese bittere Erfahrung begleitet die Bibliothek durch deren ganze Geschichte. Der Gang durch die Bundesinstanzen dürfte ein Jahr dauern. «Ein Jahr, in dem wir nichts erfahren», konstatiert Oechslin. «Es wird über uns verfügt.» Dabei dürfe die Bibliothek «stolz sein auf ihre Leistung», so die Einschätzung des Gastgebers: «Diese Bibliothek ist einmalig. Dass sich die Schweiz nicht vermehrt darum kümmert, ist ein Skandal.»

 

Morgenröte

Grund zum Feiern gab es aber auch. «Im Grunde genommen», so Oechslin, «sind wir heute so gut aufgestellt wie noch nie.» Er erinnerte an die Leistungsvereinbarung mit der ETH Zürich, «die uns in dieser Durststrecke am Leben erhält». Allerdings läuft der Vertrag Ende 2024 aus und an der Luegetenstrasse weiss man nicht, «wie es dann weitergeht». Daran kann auch die lobend erwähnte Unterstützung durch den Bezirk Einsiedeln nichts ändern. Gut möglich, dass sich dafür eine andere Türe auftut. «Es ist das Ziel laufender Gespräche, dass der Kanton Schwyz Hauptträger der Stiftung wird», blickte Werner Oechslin in die nähere Zukunft. Dieser Kanton Schwyz war mit einer starken Delegation vertreten: mit den beiden Regierungsräten Bildungsdirektor Michael Stähli und Finanzchef Herbert Huwiler sowie mit dem Kulturbeauftragten Franz-Xaver Risi. Diese äusserten sich zwar nicht direkt zu den laufenden Verhandlungen, deuteten mit ihrer Präsenz aber an, welche Bedeutung sie diesem Ort beimessen.

 

Im Gespräch vereint

Die Bedeutung der Bibliothek liegt nicht nur in deren europaweit einzigartiger Sammlung. «Hier kommt man zum Gespräch zusammen», wies Werner Oechslin auf die zentrale Ausrichtung des Ortes hin: «Fokussiert auf den Mensch, das Tun und den Nutzen für die Welt.» Getreu diesem Ansatz widmeten sich im zweiten Teil des Abends vier Autoren ihren jüngst erschienenen oder demnächst erscheinenden Werken. Es waren dies Michele Luminati («Sotto il Barocco di Noto»), Werner Oechslin («Das grösste Buch – die grösste Geschichte. Fischer von Erlachs «Entwurff einer Historischen Architectur»), Winfried Nerdinger («Architektur in Deutschland im 20. Jahrhundert») und Hans Kollhoff («Q.E.D.»). Angesichts der Masse an Information und Wissen, welche dieses Quartett alleine in diesen vier Büchern erfasst und gewichtet hat, versteht man die Erkenntnis Oechslins, dass «die Herausforderung nicht darin besteht, zu sammeln und zusammenzutragen, sondern auszuwerten und zu gewichten». Das ist den Autoren in Schrift und Wort vortrefflich gelungen, womit eine weitere Bestimmung der Bibliothek erfüllt worden ist: «Wenn wir in unseren Kursen und Kolloquien unsere Gespräche führen», so Werner Oechslin abschliessend, «wollen wir zu einem Punkt kommen: Jetzt verstehe ich.»

 

Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Dies & Das
  • Literatur

Publiziert am

19.12.2023

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www.schwyzkultur.ch/kebQP7