Nicht der neu gewählte Dirigent, sondern die Retterin in Not, Isabelle Ruf-Weber, leitete den Konzertauftritt der gut 60 Musikantinnen und Musikanten. Sagenhaft, wie sie das machte! Foto: René Steiner
Nicht der neu gewählte Dirigent, sondern die Retterin in Not, Isabelle Ruf-Weber, leitete den Konzertauftritt der gut 60 Musikantinnen und Musikanten. Sagenhaft, wie sie das machte! Foto: René Steiner

Musik

Ein Abend mit zahlreichen Überraschungen

Der Konzertabend im «Zwei Raben» letzten Samstag war aussergewöhnlich und geprägt von Überraschungen. Doch das Wichtigste: Die Musikanten der Feldmusik Bennau haben das gepflegte und packende Musizieren nicht verlernt.

Angekündigt war der Auftritt mit dem neuen Dirigenten Thierry Rau. Nach dem Aufmarsch der gut 60 Musikantinnen und Musikanten durften sie und die zahlreichen Konzertbesucher die neue musikalische Leitung begrüssen – eine Frau. Und die zweifelnden Blicke des Schreibers meinten: Das ist doch Isabelle Ruf-Weber! Mit viel Schwung leitete die Dirigentin durch die Eröffnungsnummer «Festive Overture» von Satoshi Yagisawa, einem «fulminanten Eröffnungswerk mit ein wenig Kitsch», wie es Ansagerin Nadja Scherer ausdrückte. Sie und Präsident Peter Kälin lösten auch das Rätsel der Dirigentenfrage.

Glück im Unglück


Nach zwei Jahren Unterbruch konnte die Feldmusik Bennau erstmals wieder zum Konzert einladen. Corona bestimmte auch diesen Kalender. Seit August wurde zuversichtlich auf diesen Auftritt geübt. Doch kurz vor dem Ziel – ein Riesenproblem: Der Dirigent in Quarantäne! Innert kürzester Zeit musste ein Ersatz organisiert werden. Mit der bekannten Dirigentin Isabelle Ruf-Weber hatten die Musizierenden Glück im Unglück und alle ein schönes Musikerlebnis, denn die Ausstrahlung dieser Frau spürte selbst das Publikum. Konzentriert und präzis, mit genauen Impulsen und viel Leidenschaft – sagenhaft, wie diese Frau durch die Werke leitete! Musik ist wohl ihr Leben. Keine Selbstverständlichkeit Damit ein solches Zusammenspiel klappt und begeistert, braucht es auch ein «Fussvolk», das nicht nur willig mitgeht, sondern der Sache gewachsen ist. Denn in dieser kurzen Zeit konnten keine Abläufe mehr eingeschliffen werden. Umso beeindruckender, wie die Bennauer Musikanten diese Impulse umsetzten. Man darf durchaus von einer Super-Leistung sprechen. Bezeichnend: Der herrliche Grundklang, die präzise Rhythmik und eben die herrliche Konzentration zogen sich bis zum Schluss durch. So zeigten die Beteiligten in «Deliverance» von Etienne Crausaz, was in ihnen steckt. Diese Konzertsuite bietet farbenreiche und starke Kontraste sowie witzige Momente, vor allem im Scherzo, das diese Bezeichnung wirklich verdient. Ein weiterer Musikgenuss war «El Camino Real» von Alfred Reed, der in dieser Latin Fantasy spanische Elemente und Akkordfolgen mit süffigen Melodien verarbeitete. Bei diesem rassigen Werk zeigte sich eine weitere Stärke des Vereins. Erneut sorgte die Perkussion sicher und zuverlässig für den nötigen Schwung.

Noch eine Überraschung


Zwischen diesen beiden Werken gab es eine weitere Überraschung, sie war allerdings von langer Hand geplant. Mehr als zehn Jahre dirigierte Ernst May die Feldmusik. Gemeinsam durften sie schöne Musikerfolge erleben. Nun sollte der ehemalige Dirigent ein würdiges Geschenk erhalten. Dazu hatte Max Steiner den «Ernst-May-Marsch» komponiert, und die Uraufführung durfte der Geschenkempfänger gleich selbst dirigieren! Der Marsch beeindruckte mit seiner Harmonie und Rasse.

Unterhaltung auf hohem Niveau


Im zweiten Teil war sogenannte Unterhaltungsmusik angesagt. In «Gonna Fly Now» von Bill Conti begeisterte das Trompetensolo – hoch und kräftig. Packend war auch die «Gladiator-Symphonic-Suite» von Hans Zimmer, dem bekannten Filmmusikspezialisten. Ebenso gefällig erwies sich Adam Gorbs «kleine yiddishe Ragmusik». In diesem Werk fand sich alles, was ein Rag haben muss – witzig, überraschende Übergänge und «schnelle Finger», wie die Ansagerin wusste. Riesenapplaus erntete auch «Memories of Henry Mancini». Und die vom Publikum geforderten Zugaben wurden gerne gewährt. Wie recht hatte Peter Kälin, wenn er sich freute, dass «wir das Konzert durchführen konnten» und diesen Konzertabend als «wunderbar» bezeichnete. Auch wir Besucher genossen diesen Abend mit Überraschungen und guter, gepflegter Musik sowie einer beeindruckenden Dirigentin.


Eine bekannte DirigentinIsabelle


Ruf-Weber erhielt 2017 als erste Frau den Stephan-Jaeggi-Preis. Es ist die höchste Auszeichnung der Schweizer Blasmusik. Ihre künstlerische Tätigkeit ist geprägt von einer beachtlichen Vielseitigkeit und Offenheit. Die ausgebildete Blasorchesterdirigentin leitete unter anderen während 25 Jahren das Blasorchester Feldmusik Neuenkirch, 12 Jahre lang das Landesblasorchester Baden- Württemberg und zehn Jahre das renommierte Blasorchester Landwehr de Fribourg. Seit 2001 hat sie die künstlerische Leitung am Stadttheater Sursee inne. Zudem wirkt Isabelle Ruf-Weber als Gastdirigentin und Musikpädagogin sowie als Jurorin. Seit 2006 unterrichtet sie als Gastdozentin an der Bundesakademie in Trossingen, Deutschland.

Einsiedler Anzeiger / René Steiner

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

30.11.2021

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