Literatur
Einsiedelns wichtigstes Buch
Jüngst begingen Kloster und Bezirk Einsiedeln das Fest des heiligen Meinrad, der am Beginn ihrer Geschichte steht. Sein legendäres Leben als Heiliger wurde erstmals dokumentiert im sogenannten Blockbuch von 1466, von dem eine Ausgabe in der Stiftsbibliothek aufbewahrt wird. Ein Augenschein.
Das Blockbuch wird in einem einfachen grauen Karton aufbewahrt, den Stiftsbibliothekar Pater Justinus Pagnamenta auf einem Tisch in der Bibliothek öffnet. Zuvor reinigt er sich noch die Hände – zum Schutz des jahrhundertealten Papiers der Buchseiten. Das Meinrads-Buch ist zudem in eine Plastikfolie gehüllt, um es vor Temperatureinflüssen und Feuchtigkeit zu schützen. Die Ausmasse der Inkunabel sind überraschend klein, und sie hat einen weissen Deckel.
Absolute Kostbarkeit
Die St.-Meinrads-Inkunabel ist eine absolute Kostbarkeit. Sie ist ein Wiegendruck, wie er mit beweglichen Lettern in der Frühzeit des Buchdrucks entstanden ist. Er zählt zu den 1280 Handschriften, über 1100 Inkunabeln und Frühdrucken sowie weiteren zirka 230’000 Bänden aus allenWissensgebieten, welche die Stiftsbibliothek umfasst. Als Blockbücher bezeichnet man Bücher, die zirka zwischen 1440 und 1530 in der Holzschnitttechnik hergestellt wurden. Dabei wurden auf einem geglätteten Holzblock Zeichnung und/oder Text spiegelbildlich herausgearbeitet. Blockbücher bestehen meist aus beschrifteten Bilderfolgen religiösen oder profanen Inhalts. Die über 100 bekannten Blockbücher sind meist nur in einem oder sehr wenigen vollständigen Exemplaren erhalten. Der «Meister der Meinradlegende » erhielt seinen Notnamen nach den von ihm erstellten Vorlagen für die 64 Illustrationen einer 1466 in Basel als Blockbuch gedruckten Ausgabe der Meinradlegende. Diese erste Ausgabe ist nicht erhalten geblieben. Jedoch sind zwei folgende Ausgaben, eine lateinische und eine deutsche aus dem Kloster Einsiedeln und der Münchner Hofbibliothek erhalten.
Farbenfrisch und modern
Die Farben der Bilder im Meinrad-Blockbuch wirken noch sehr frisch. Es fällt auf, dass die Bildsequenzen, in denen der Einsiedler Heilige von den zwei Verbrechern Peter und Richart erschlagen wird sowie die grausamen Hinrichtungsszenen der beiden Mörder in Zürich besonders anschaulich dargestellt sind – wie in einem mittelalterlichen Krimi. Die Kombination Bild/kurzer Text erinnert an die populäre Comic-Form.
Einsiedler Anzeiger / Wolfgang Holz
Autor
Einsiedler Anzeiger
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