Der Regisseur des Films, Oskarpreisträger Xavier Koller (rechts), stand dem Publikum und Benno Kälin nach dem Film Red und Antwort. Bild Franz Kälin
Der Regisseur des Films, Oskarpreisträger Xavier Koller (rechts), stand dem Publikum und Benno Kälin nach dem Film Red und Antwort. Bild Franz Kälin

Film

Alles für die grösste Glocke

Nach Dällebach Kari bringt Xavier Koller den «Schellen-Ursli» auf die Leinwand. Der Film startet offiziell in der Schweiz am 15. Oktober. Doch das Cineboxx-Team hat am Mittwoch für die exklusive Vorpremiere gesorgt  sogar mit dem Oscar-Preisträger persönlich.

Wir kennen Xavier Koller vor allem als Regisseur der Verfilmungen «Das gefrorene Herz» und «Der schwarze Tanner». 1991 gewann er mit «Reise der Hoffnung» den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Dem Schwyzer öffneten sich die Türen nach Hollywood und er nutzte diese Chance. Rund zwanzig Jahre später folgte mit «Eine wen iig, dr Dällebach Kari» erstmals wieder eine grosse Schweizer Produktion. 2012 verfilmte Koller «Die Schwarzen Brüder» und nun ist die Reihe an «Schellen-Ursli».

Vom Bilderbuch zum Film

Der Kinderbuchklassiker von Selina Chönz und Alois Carigiet aus dem Jahr 1945 ist längst ein Stück Schweizer Volkskultur. «Schellen-Ursli» erzählt seine Geschichte, beschreibt die Idylle der abgeschie denen Bergwelt, aber auch die Alltagssorgen seiner Bewohner, ihr einfaches Leben, ihr Brauchtum. Zum Bilderbuch gehören nicht zuletzt die ausdrucksstarken Charakterbilder von Carigiet, die damals noch wegen ihrer Farbwahl für Aufsehen sorgten. Für den Bündner Frühlingsbrauch, den Chalandamarz, möchte Ursli die grösste Glocke, doch kriegt er sie nicht. Und wer die kleinste hat, wird ausgelacht. Aber da ist doch noch eine grosse Glocke in der Alphütte hoch oben auf dem Maiensäss. Der kleine Knirps macht sich auf zur abenteuerlichen Reise auf die verschneite Alp. Die Verfilmung erzählt diese Freuden und Sorgen des kleinen Bündner Buben, dauert 100 Minuten und darf ab sechs Jahren gesehen werden. Die Sprache des Familienfilms ist Schweizerdeutsch, besser Bündnerdialekt, gespickt mit rätoromanischen Redewendungen. Dieser Sprachmix ist eine Stärke des Films! Erwartungen übertroffen Die Geschichte ist also bekannt, ja berühmt, den «Schellen-Ursli» kennt man einfach. Doch über diese eher kurze Geschichte einen Film drehen? Das soll spannend sein? Kann das gelingen? Die Antwort des Oscar-Preisträ gers Koller fällt überzeugend aus. Claudia Steiner, wir kennen sie als Regisseurin von «Tönis Brautfahrt», meint nach der Vorführung: «Sehr schön, unterhaltsam  ein Film, der anregt.» Damit ist die Fachfrau nicht allein. Genauso eindeutig fallen auch die Meinungen der anwesenden Kinder aus: «Sehr gut!» Kein Wenn, kein Aber. Benno Kälin spricht im Anschluss an die Filmvorführung Xavier Koller einen herzlichen Dank «für diesen tollen Film» aus. Diese Worte dürften stellvertretend für alle Vorpremiere-Besucher sein!

Ein Film ohne Längen

Koller ist es gelungen, aus der Vorlage eine eigenständige Geschichte zu weben. Dazu hat er das Original um einige Zutaten und Figuren ergänzt und zum Spiel der Intrige umgestaltet. Im Film finden wir neu einen Wolf und ein Zicklein, einen verschlagenen Kaufmann und eine eindrückliche Kinderfreundschaft. Treffend mit «tüend er schätzele?» umschrieben. Schon der Einstieg ist raffiniert. Schöne Landschaftsbilder und der Dorfbeschrieb lassen die idyllische Engadinerwelt aufleben. Hier zeigen sich durchaus Elemente eines Dokumentarfilms. Erfrischende, ja witzige Dialoge der Kinder lassen keine Langeweile aufkommen und halten den Erwachsenen immer wieder den Spiegel vor. Etwa zum Fluchen oder «in die Hölle kommen» und «ein Geheimnis, du darfst es nicht verraten». Der szenische Fluss wirkt höchstens bei einigen der Tierszenen etwas statisch. Nochmals sei auf Claudia Steiner verwiesen, sie spricht von «ehr guten Schauspielern» und die Szenen wirkten «sehr natürlich». Ein Unterhaltungsfilm lebt von «Action». Auch «Schellen-Ursli»: Da stürzt der Wagen mit der ganzen Käseproduktion in die Schlucht, die Lawine sorgt für grosse Aufregung, und die rasende, stiebende Glockenfahrt ins Unterland darf als Highlight bezeichnet werden.

Ein 5,5-Millionen-Projekt

«Schellen-Ursli» ist nicht billig gemacht. Seine Produktion hat 5,5 Millionen gekostet. Unter der Moderation von Benno Kälin erzählt Koller einiges zur Entstehung und Herstellung. Fragen aus dem Publikum wollen Genaueres zu den Wolfszenen und der rassigen Glockenfahrt wissen. Mit 65 Vorpremieren und 75 Kinos, die den Film ab dem 15. Oktober zeigen, ist laut Vertreiber

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

09.10.2015

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