«Ich möchte mit meinem Film ein Verständnis für die Form des demokratischen Kampfs wecken», sagt Karl Saurer. Bild Andrea Schelbert
«Ich möchte mit meinem Film ein Verständnis für die Form des demokratischen Kampfs wecken», sagt Karl Saurer. Bild Andrea Schelbert

Film

Begegnungen im indischen Gefängnis

Der Einsiedler Filmemacher Karl Saurer hat in Indien spannende Erfahrungen gemacht. Er erklärt, wie Polizisten, Studenten und Mörder auf seinen Film reagierten.

«Ich habe viel Respekt vor diesen einfachen Menschen, die gradlinig, stark und offen sind. Ihre Ausstrahlung und Überzeugungskraft haben mich tief beeindruckt », sagt Karl Saurer über die Landbewohner Indiens. Der Einsiedler Filmemacher war von Januar bis März 2013 in Indien unterwegs, um dort seinen Film «Ahimsa – die Stärke von Gewaltfreiheit» zu präsentieren. Saurer begleitet in seinem Film unter anderem eine Dorfgemeinschaft von Ureinwohnern im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Diese schafft es nach jahrelangem gewaltfreiem Kampf, das Recht auf Wasser und Boden zu erstreiten. Unterstützt werden die Ureinwohner von Aktivisten der Basisbewegung «Ekta Parishad» («Solidarischer Bund»). Wichtige Figur in dieser Bewegung ist der Inder P. V. Rajagopal, der Gründer von Ekta Parishad. Der Friedensaktivist gibt den Ärmsten Hoffnung und ruft in Indien Ureinwohner und Landlose zu gewaltfreiem Widerstand auf. In Zentralindien half er schon in den 70er-Jahren, ein Tal zu befreien, indem er organisierte Verbrecher davon überzeugte, ihre Waffen niederzulegen und gewaltfrei zu leben. Der 66-Jährige organisiert immer wieder spektakuläre Protestmärsche, der letzte fand im Oktober 2012 statt. Damals sind 100 000 Menschen zu Fuss die 400 Kilometer von Gwalior nach Delhi gelaufen. Sie waren aus dem ganzen Land angereist, um gemeinsam für eine Existenz zu kämpfen.

Eindrückliche Begegnungen

«Ich möchte mit meinem Film ein Verständnis für die Form des demokratischen Kampfs wecken. Ich hoffe, dass die wesentlichen Elemente dieser inneren Haltung für das Publikum nachvollziehbar sind», sagt Saurer. Sein Film wurde in abgelegenen Dörfern, an Universitäten, bei der Polizei und in einem Jugendgefängnis gezeigt. «Die sozialen Unterschiede in Indien sind gewaltig. Ich war bei Ureinwohnern, wo es keinen Strom gegeben hat. Ich habe aber auch die Oberschicht Indiens kennengelernt, die sehr reich ist», sagt der 71-Jährige. Ein Teil dieser reichen Inder engagiere sich sozial und setze sich für ärmere Landsleute aktiv ein. «Sie waren teilweise auch erstaunt. Sie sagten, dass es verrückt sei, dass ein Schweizer nach Indien reisen und sie darauf aufmerksam machen müsse, was in ihrem Land passiere.» Eindrückliche Begegnungen erlebte der erfahrene Filmemacher viele. «Faszinierend war für mich der Besuch im Jugendgefängnis, in dem Jugendliche leben, die Mord und Totschlag begangen haben. Als wir den Film präsentiert haben, sassen die Insassen auf dem Boden. Es war mucksmäuschenstill. Es hat mich beeindruckt, wie konzentriert sie die Botschaft des gewaltfreien Widerstands aufgenommen haben», so Saurer. Auch die anschliessende Diskussion mit den Jugend- Straftätern sei berührend gewesen.

Vom Polizeichef empfangen

Indien ist der siebtgrösste Staat der Welt, seine Bevölkerungszahl wird voraussichtlich bis 2050 die chinesische übertreffen. Über 1,2 Milliarden leben aktuell auf dem Subkontinent. Am Nationalfeiertag wurde der Film auch in einer Polizeikaserne in Wardha im Bundesstaat Maharashtra vorgeführt. «Mir war nicht ganz wohl bei der Sache, weil ich keine Bewilligung hatte, den Film zu zeigen. Meine Mitarbeiter haben dies organisiert», erklärt der Einsiedler. Der Polizeichef habe ihn persönlich empfangen. Nach der Vorführung gab es eine angeregte Diskussion. «Die jungen Polizisten sagten, dass es eine Schande sei, dass trotz Indiens Unabhängigkeit immer noch so viele Menschen in Armut leben und nicht einmal das Nötigste besitzen, um überleben zu können. Die Polizisten erwähnten auch die grosse Korruption, die in Indien existiert. » Sie wollten wissen, ob es diese auch in der Schweiz gebe. «Ich habe erwidert, dass es nicht so einfach sei, die Schweiz mit Indien zu vergleichen. Ich sagte, dass beide Länder einen demokratischen Staat haben und man sich so wehren könne.» Ganz andere Erfahrungen machte Saurer bei Studenten im Süden von Indien. Einige dieser jungen Inder orientieren sich an den maoistischen Kämpfern, die mit Waffen und Terrorismus zu Macht gelang

Autor

Bote der Urschweiz

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

04.08.2014

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