Das detailgetreu nachgebaute Nordportal: In Tschechien gefilmt, und geografisch nach Göschenen verlegt. Bild Victor Kälin
Das detailgetreu nachgebaute Nordportal: In Tschechien gefilmt, und geografisch nach Göschenen verlegt. Bild Victor Kälin
.Lilian Räber, Redaktionsleiterin Film beim Schweizer Fernsehen SRF, gab im Interview mit dem Schwyzer Kulturbeauftragten Franz-Xaver Risi eine kurze Einführung.
.Lilian Räber, Redaktionsleiterin Film beim Schweizer Fernsehen SRF, gab im Interview mit dem Schwyzer Kulturbeauftragten Franz-Xaver Risi eine kurze Einführung.

Film

«Diese Zeit raubt einem den Atem»

Exklusive Schwyzer Vorpremiere des Spielfilms «Gotthard» in der Cineboxx Einsiedeln. Der historische Zweiteiler «Gotthard» ist nicht nur die grösste Filmproduktion in der Geschichte des Schweizer Fernsehens, sondern ebenso ein monumentales Epos voller Leidenschaft und Dramatik.

«Diese sausende Zeit, die raubt einem den Atem.» So wie Anna Tresch, der Tochter des Göschener Fuhrhalters Anton, ergeht es ab 1872 allen Talbewohnern beidseits des Gotthardmassivs. Von Nord und Süd wird der damals längste Eisenbahntunnel der Welt mit aller Wucht vorangetrieben  eine ingenieurtechnische Meisterleistung, die aber viele Opfer fordert und letztlich die moderne Schweiz nachhaltig prägt. So ereignet sich im Jahr 1875 am Nordportal der erste Streik in der modernen Schweiz, der Todesopfer findet. In dieses Umfeld hinein platziert Regisseur Urs Egger («Kinder der Langstrasse») seinen Spielfilm «Gotthard». Und wer am Sonntag, 4. Dezember, an der Vorpremiere in der Cineboxx dabei war, der stimmt der Fuhrmannstochter zu: «Diese sausende Zeit, die raubt einem den Atem.» Und zwar heute noch, im Jahr 2016, in welchem der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel sich anschickt, seinen Vorgänger ins Abseits zu drängen.

Überall  nur nicht in Göschenen

Ebenso gigantisch wie der damalige Tunnelbau ist  für hiesige Verhältnisse mindestens  auch der Film. Gedreht wurde in der Schweiz, Deutschland und Tschechien. Nebst einem Staraufgebot an Schauspielern wirkten daran auch 2500 Statistinnen und Statisten mit unter anderem der Einsiedler Hanspeter Pfister als Vertreter der Gotthardbahn-Gesellschaft, die mehrmals nicht nur um ihr Geld, sondern gänzlich um den Tunnel zu fürchten hatte. Aufwendig war der Dreh, musste doch das Göschenen um 1870 nach Valendas im Bündnerland verlegt werden. Ein Team von Szenenbildnern baute dafür das halbe Dorf um. Das grösste Filmset der Produktion wurde in einem stillgelegten Steinbruch bei Prag aufgebaut  Dreharbeiten auf der originalen Gotthardstrecke oder im alten Tunnel selbst waren aus naheliegenden Gründen natürlich nicht möglich. So wurden neben Dutzenden von Gebäuden und Brücken auch das Tunnelportal eins zu eins nachgebaut. Ein internationales Produktionsteam von mehr als 150 Leuten arbeitete unermüdlich daran, das historische Ereignis authentisch umzusetzen. Der letzte Abschnitt der Dreharbeiten ging dann in einer Lagerhalle ausserhalb von Köln über die Bühne. Dort baute man einen 90 Meter langen Tunnel. Nach Abschluss des Bildschnitts begann die Arbeit an den visuellen Effekten. Eine grosse Herausforderung der digitalen Bildbearbeitung lag darin, die Tunnelbaustelle geografisch nach Göschenen zu verlegen.

Gefühle, Gefühle und Granit

Von Anfang an dabei war Lilian Rä ber, Redaktionsleiterin Film beim Schweizer Fernsehen SRF. Im Interview mit dem Schwyzer Kulturbeauftragten Franz-Xaver Risi blickte sie in ihrer Funktion als Projektleiterin auf die mehr als vier Jahre zurückliegenden Anfänge des Filmes zurück, auf die Mitarbeit von zwei Historikerinnen, die erfolgreiche Suche nach Partnern (unter anderem ZDF und ORF) sowie die Herausforderung, die vielen Puzzleteile, «die verschiedenen Welten» zu einem Ganzen verschmelzen zu lassen. «Gotthard» sind drei Stunden Blut, Schweiss und Tränen. Ein Drama epischer Dimension, in dessen Zentrum letztlich nicht der Tunnel, sondern drei Einzelschicksale stehen, selbst wenn diese nur Marionetten sind in diesem gigantischen Unternehmen. Die Dreieckgeschichte um die Fuhrmannstochter (Miriam Stein), den deutschen Ingenieur (Maxim Mehmet) und dem italienischen Mineur (Pasquale Aleardi) prägt den Film, selbst wenn die Dramaturgie den Emotionen gar viel Auslauf gewährt: Gefühle statt Granit sozusagen

Filmereignis des Jahres auf SRF 1

«Gotthard»
Teil 1:
So, 11. Dezember
20.05 Uhr

Teil 2:
Mo, 12. Dezember
20.05 Uhr

Einsiedler Anzeiger (Vi)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

06.12.2016

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