Grazyna Scheiwiller vom mittel-osteuropäischen Kulturverein Dialog ist Direktorin des dritten Filmfests Einsiedeln. Bild Victor Kälin
Grazyna Scheiwiller vom mittel-osteuropäischen Kulturverein Dialog ist Direktorin des dritten Filmfests Einsiedeln. Bild Victor Kälin

Film

«Kino ist ein Brückenbauer»

Der Einsiedler Verein Dialog will den kulturellen Austausch zwischen Osteuropa und der Schweiz fördern – zum Beispiel mit einem Filmfest, das übermorgen Donnerstag in der Cineboxx stattfindet.

Victor Kälin: Bevor wir auf das Filmfest eingehen können, habe ich eine Frage an Sie: Woher kommen Sie?


Aus Polen. Ich bin in Krakau aufgewachsen. Mein Ledigname ist Chmielowska. Meine Eltern und meine Schwester wohnen heute noch in Krakau.


Was hat Sie in die Schweiz, nach Einsiedeln geführt?


Ich besuchte die IMD Business School in Lausanne. Dort lernte ich Pascal Scheiwiller kennen. Die ersten anderthalb Jahre unserer Beziehung lebte ich in Polen, Pascal in der Schweiz. Vor fünf Jahren zog ich zu ihm: Zuerst für ein Jahr nach Schindellegi, danach zügelten wir auf den Schnabelsberg. Ich hatte etwas Respekt davor, als Ausländerin in eine ländliche Region wie Einsiedeln zu ziehen. Doch ich habe ausschliesslich nur gute Erfahrungen mit den Menschen hier gemacht. Ich wurde ausnahmslos herzlich aufgenommen und von überall her unterstützt. Das ist fantastisch!


Was hat das mit dem Verein Dialog auf sich?


In Einsiedeln lernte ich weitere Menschen aus Osteuropa kennen. Wir machten uns Gedanken, wie wir über die Kultur mit anderen Leuten aus anderen Ländern in Kontakt treten können. Irina Bilyavska Camenzind war die treibende Kraft; 2015 kam es zur Vereinsgründung. Heute sind wir etwa 50 Mitglieder – aus dem Osten, aber auch aus der Schweiz, was für uns ganz wichtig ist.


Und wie bewerten Sie den kulturellen Austausch zwischen Osteuropäern und Schweizern?


Wir merkten schnell, dass wir mit konkreten Aktivitäten viel erreichen können. Alle unseren kulturellen Veranstaltungen fanden auch bei Schweizern grosses Interesse. Ich habe mich von Anfang an um das Filmfestival gekümmert, aber wir haben auch zum Beispiel Konzerte oder eine Kunstausstellung organisiert. Damit können wir Einblicke in verschiedene Länder gewähren.


Was gibt es am Filmfest Einsiedeln zu sehen?


Elf Kurzfilme aus neun Ländern. Anwesend sein werden auch einige Regisseure, worauf ich mich besonders freue. Ich bin zwar die Festivaldirektorin, doch ohne den Programmverantwortlichen Thomas Horat aus Schwyz könnten wir den Anlass in dieser Form nicht durchführen. Der Verein kann sehr viel von seiner Erfahrung profitieren.


Wie ist die Idee entstanden?


Es gibt in der Zentralschweiz kein dokumentarisches Kurzfilm-Festival. Somit bringen wir einerseits etwas Neues nach Einsiedeln, auf dessen weitere Entwicklung ich gespannt bin. Andererseits können wir dank der Kurzfilme auch mehr Länder, mehr Kulturen zeigen. Im Programm haben wir zum Beispiel Filme aus Russland und der Ukraine.


Es sind keine politischen Filme; dennoch bieten sie eine aktuelle Plattform für den Dialog. Und worauf freuen Sie sich übermorgen Donnerstag am meisten?


Wenn viele Leute nach Einsiedeln kommen, wenn es zu Diskussionen mit den Regisseuren kommt und alle Anwesenden am Buffet genügend Zeit finden, miteinander reden zu können – eben: im Dialog.


Einsiedler Anzeiger / Victor Kälin

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

20.02.2018

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