Sie waren massgeblich daran beteiligt, den Geschichtsstoff auf die Leinwand zu bannen (v.l.): Beat Betschart, Laiendarsteller der Hauptfigur «Töni», Regisseurin Claudia Steiner, Produzent Roger Bürgler, Richard Schönbächler, der die Idee zum Film ha
Sie waren massgeblich daran beteiligt, den Geschichtsstoff auf die Leinwand zu bannen (v.l.): Beat Betschart, Laiendarsteller der Hauptfigur «Töni», Regisseurin Claudia Steiner, Produzent Roger Bürgler, Richard Schönbächler, der die Idee zum Film ha

Film

Mit Kühen in Richtung Gotthard

Der Film «Tönis Brautfahrt» hat am letzten Donnerstagabend Premiere in der Cineboxx gefeiert. Der Film erhält zahlreiche Komplimente und sorgt für angeregte Diskussionen  nicht nur unter Bauern.

Der Film «Tönis Brautfahrt» beschreibt nicht nur eine amüsante Liebesgeschichte, er ruft auch einen einstmals bedeutenden Wirtschaftszweig in Erinnerung, den heute die wenigsten Leute noch kennen: die Senntenfahrten.

Welsch,ein magisches Wort

Nach der Sömmerung mussten die Bauern regelmässig Vieh verkaufen. Also machten sich abenteuerlustige Leute auf, das Vieh dorthin zu bringen, wo es begehrt war und gekauft wurde  ins Welsche. Damit war nicht nur die Westschweiz gemeint, mit welsch bezeichneten die Innerschweizer alle Gebiete mit romanischen Sprachen, also Französisch und Italienisch.

Herrliche Bilder

Für die Schwyzer Senntenbauern führte der Weg vor allem über den Gotthard ins Tessin und nach Oberitalien. Der Film entführt die Zuschauer in diese Welt. Während rund anderthalb Stunden wandern herrliche Landschafts- und Stimmungsbilder über die Leinwand, sie lassen die damaligen Verhältnisse aufleben oder mindestens erahnen. Mehrere Fachleute erklären dazu die geschichtlichen Fakten und verweisen auf die an und für sich wenigen Dokumente zu diesem Thema. Der Film zeigt auch das Zusammenspiel des Wirtschaftslebens und der Verkehrswege auf.

Ein Lebenstraum

Die Idee zu diesem Film stammt von Richard Schönbächler, der sich sein Leben lang mit diesem Thema beschäftigt hat. So hat sich für ihn mit der Realisierung ein Traum erfüllt. Der Grossvater habe solche Geschichten erzählt, diese Abenteuergeschichten hätten ihn beeindruckt und gepackt. Später sei die wirtschaftliche Bedeutung,immerhin wurden jährlich rund 5000 Stück Vieh auf diese Weise gehandelt,in den Vordergrund getreten, und heute seien es die vielen Schicksale, die ihn beeindrucken. Deshalb sei der Film «70 Jahre alt». Denn immer mehr hat er sich eine bildhafte Umsetzung dieses Themas gewünscht. So stellen die Filmpremieren,am Donnerstag in der Cineboxx, am Freitag in Schwyz, am Samstag in Altdorf,für den rüstigen Senior «ein Happy End» dar. Eine sehr interessante, aber auch strenge Zeit,für ihn «emotionale Tage». Und besonders glücklich macht ihn das Gefühl, dass der Film beim Publikum Gefallen findet.

«Den Horizont erweitern»

Auch Claudia Steiner fühlt sich sehr glücklich und freut sich, wie die Leute Freude an ihrem Werk haben. Sie bezeichnet das als «den grossen Lohn», denn die Finanzen sind es nicht. Die Schwyzer Filmemacherin hat die Ideen und das umfangreiche Material von Schönbächler umgesetzt und zum Film gestaltet. Während drei Jahren hat sie sich intensiv damit beschäftigt, «Tag und Nacht» meint Schönbächler dazu anerkennend, und Produzent Roger Bürgler bewundert «ihre Hartnäckigkeit». Sie ist auch ein wenig stolz, dass sie es geschafft hat, einen Stoff umzusetzen, zu dem viele im Vorfeld gemeint haben, das gebe «nie einen Film». Steiner gelingt der Spagat, das Alte mit dem Heute zu verweben ohne sentimental zu wirken. Ihre Recherchen sind äusserst fundiert. Lobend erwähnt sie unser Staatsarchiv, da habe sie einen grossen «ideellen Support» erhalten. Geschickt hat sie diese wissenschaftlichen Fakten in den Film eingebaut. Gelungen ist auch der Einbau von Meinrad Lienerts Novelle «Tönis Brautfahrt». Die Regisseurin hat gestaunt, wie bei der Premiere in Schwyz die Leute «Freude an der blumigen Sprache» gezeigt hätten. Übrigens hätten auch die Übersetzer des Films, denn der Film ist bereits in französisch, italienisch und englisch übersetzt, diese Freude geteilt.

Laiendarsteller und Kühe

Bemerkenswert ist bestimmt auch die Wahl der Schauspieler. Mit einer Ausnahme sind alle Laien, und Steiner betont, sie seien alle aus der Zentralschweiz. Aber noch andere Darsteller haben sie stark beschäftigt: Kühe,solche mit Hörnern! Das sei alles andere als einfach gewesen, die geeigneten Tiere für diese Aufnahmen zu finden. Nun der Zuschauer kann sich an «richtigen» Kühen erfreuen. Beat Betschart, als Töni einer dieser Laiendarsteller, hat am Premiereabend ebenfalls den ganzen Film gesehen. Er findet ihn gut und «recht unterhaltend». Gerade für Leute aus dem landwi

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Film

Publiziert am

04.02.2014

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