Die 53-jährige Organistin Mrijam Föllmi wird zukünftig den Kirchenchor der Pfarrei Einsiedeln begleiten. Bild Magnus Leibundgut
Die 53-jährige Organistin Mrijam Föllmi wird zukünftig den Kirchenchor der Pfarrei Einsiedeln begleiten. Bild Magnus Leibundgut

Musik

«In der Musik kommt Mystik zum Ausdruck»

Die Musikerin Mirjam Föllmi spielt heuer an Weihnachtsgottesdiensten in der Jugendkirche. Die 53-jährige Organistin wird zukünftig den Kirchenchor der Pfarrei Einsiedeln begleiten.

Magnus Leibundgut: Wie kommt es dazu, dass Sie an Weihnachten als Organistin in der Jugendkirche einspringen?



Mirjam Föllmi: Eigentlich war geplant, dass ich den Kirchenchor der Pfarrei Einsiedeln an der Orgel begleite. Da ein Singen nicht erlaubt ist, werde ich jetzt statt den Chor Holz- und Blechbläser begleiten.

Welche Herausforderungen stellen sich Organisten heuer aufgrund des Coronavirus?


Die Maske stört mich nicht beim Spielen. Da die Gemeinde nicht singen darf, werde ich die Lieder singen und spielen, da dies nur professionellen Musikerinnen erlaubt ist.

Welche Werke werden Sie am Weihnachtstag in der Jugendkirche aufführen?


Im Fokus stehen barocke und romantische Werke von Robert Lucas de Pearsall und André Campra. Zu hören sein wird zudem «Christe Redemptor» des Einsiedler Paters Basil Breitenbach. Weil nicht mehr als fünfzig Personen an einem Gottesdienst teilnehmen dürfen, geht die Messe gleich drei Mal über die Bühne: um 9.30, 11 und 17 Uhr.

Was bedeutet Ihnen selber Weihnachten?


Ein Fest mit viel schöner Musik und möglichst wenig Kitsch (lacht).

Wie sind Sie dazu gekommen, den Chor mirjamschola zu gründen?


Ich habe an der Musikhochschule Luzern eine Musikgeschichtsarbeit über Hildegard von Bingen geschrieben. Meine Gregorianikausbildung erhielt ich bei Pater Roman Bannwart. Bei der Gründung der mirjamschola war es mir ein Anliegen, Gregorianik und Hildegard von Bingen zu pflegen (zu singen).

Sie lebten neun Jahre im Benediktinerinnenkloster Fahr. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?


Die Jahre im Kloster Fahr waren eine intensive Zeit für mich, die zu meinem Lebensweg gehört. Einen grossen Raum in dieser Zeit nahm die Musik ein.

Wie schaffen Sie es, Mystik und Musik zu verbinden?


In der Musik kommt Mystik zum Ausdruck. Ich glaube, dank der Musik wird der Mensch sehr empfänglich für das Religiöse, Transzendente. In der Musik kann der Mensch Ausdruck finden für die Empfindungen seiner Seele. Ich bin immer wieder beeindruckt, was Musik zum Beispiel an Beerdigungen bei den Menschen auslöst.

Werden Sie der Pfarrei Einsieden erhalten bleiben?


Ich werde zukünftig den Kirchenchor der Pfarrei Einsiedeln begleiten. Ich bin begeistert, mit so tollen Instrumenten in so schönen Räumen spielen zu dürfen. Und erst recht darüber, mit welcher Offenheit die Geistlichen im Klosterdorf der Musik begegnen und dieser Raum geben mögen. Zudem trete ich am 3. Januar mit dem Organistenvokalquartett im Klosterdorf auf. Derweil bleibe ich in der Zukunft als Organistin in der Kirchgemeinde Freienbach angestellt.

Wohin bewegt sich die Welt?


Ich wünschte mir, dass sich die Welt wieder in etwas normalere Bahnen verlagern würde. Für die Kirchenwelt wünsche ich mir derweil einen Aufbruch des Bistums Chur in eine neue Zeit, in der wieder eine Rückbesinnung auf das Zweite Vatikanische Konzil stattfinden und ein kirchliches Leben in dessen Geist möglich sein wird.

Einsiedler Anzeiger / Magnus Leibundgut

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Musik

Publiziert am

22.12.2020

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