Links: Porträt von Johann J. Winckelmann (1766) in der «Neue(n) Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste» sowie sein wichtigstes Werk, die «Geschichte der Kunst des Alterthums», Dresden 1764. Bilder zvg
Links: Porträt von Johann J. Winckelmann (1766) in der «Neue(n) Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste» sowie sein wichtigstes Werk, die «Geschichte der Kunst des Alterthums», Dresden 1764. Bilder zvg

Kunst & Design

Ein Leben für die «Kunst der Alten»

Er war der oberste Verwalter der Altertümer im Vatikan und  stand im Dienste des Papstes. Nun ist Johann J. Winckelmanns Werk in der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin eine Ausstellung gewidmet.

Aus Anlass des am Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft (SIK-ISEA), Zürich, durchgeführten Internationalen Kolloquiums zum Thema «Winckelmann und die Schweiz» (18.– 19. Mai 2017) und des Besuches der Deutschen Winckelmann-Gesellschaft, Stendal, in unserer Bibliothek, hat die Stiftung Bibliothek Werner Oechslin aus ihren Beständen eine Ausstellung zu Johann J. Winckelmann (1717– 1768) und zur Frage des «Antiquars » und der «Wissenschaft der antiken Kunst» seiner Zeit eingerichtet.

«Commissario delle Antichità»

Die Exponate führen ein in die zwei Lebenshälften des vor 300 Jahren geborenen Archäologen und Gelehrten, der auch als Vater der Kunstgeschichte gilt. In Deutschland, in kunstloser und kunstarmer Umgebung, verlief die Lehrzeit, die Beschäftigung mit der Archäologie und der Antike und die Tätigkeit als Bibliothekar. Aber schon in Dresden, im Hause des Malers Adam Friedrich Oeser, wurden Winckelmann die Augen für die Kunst, die Schönheit und das künstlerische Ideal geöffnet. Im Hause Oeser entsteht 1755 auch die erste Schrift Winckelmanns, die «Gedanken über die Nachahmung der Griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst». Im gleichen Jahr übersiedelte er nach Rom, wo er nun vor Ort und in den reichen Sammlungen der Stadt seine Studien zur «Kunst der Alten» richtig aufnehmen konnte. Von verschiedenen Kardinälen, für die er als Bibliothekar tätig war, gefördert, tritt Winckelmann 1763 die Nachfolge Ridolfino Venutis als «Commissario delle Antichità», des obersten Verwalters der Altertümer im Kirchenstaate im Dienste des Papstes, an und sichert sich so den Verbleib in Rom. Von grosser Bedeutung für Winckelmann war die Aufnahme im Haus des Kardinals Alessandro Albani im Jahr 1758, dessen Bibliothek er ordnete und dem er zusammen mit dem Maler Raphael Mengs bei der Ausstattung der Villa Albani zur Seite stand.

Tragisches Ende in Triest

In Rom entstand dann Winckelmanns bedeutendstes Werk, «Die Geschichte der Kunst des Alterthums » (Dresden 1764), mit dem er, wie Wilhelm Waetzoldt es fomulierte, aus einer Stoffsammlung antiker Kunst Geschichtschreibung werden liess. Unvollendet und erst nach Winckelmanns Tod herausgegeben blieb sein letztes Hauptwerk, die «Monumenti antichi inediti». Im April 1768 reiste Winckelmann zusammen mit dem Bildhauer Bartolomeo Cavaceppi nach Deutschland, brach die Reise aber vorzeitig ab und machte in Triest einen Zwischenaufenthalt. Dort wurde er am 8. Juni durch mehrere Messerstiche getötet.

Aus dem eigenen Fundus

Die Ausstellung zeigt Dokumente zum Leben Winckelmann, neben anderen den Bericht Cavaceppis von der letzten Reise oder die publizierten Protokolle zum Mordanschlag. Viel Platz ist aber insbesondere Winckelmanns eigenen Werken, ihren Übersetzungen und Neuauflagen sowie der Rezeption Winckelmanns bis in die jüngere Zeit gewidmet. Präsentiert sind auch Schriften zu Philosophie, Geschichte und Archäologie, welche die Zeit Winckelmanns prägten und umgekehrt von ihm beeinflusst worden sind. Ausgestellt sind etwa die Werke des heute weniger bekannten Archäologen und Kunsthistorikers Johann Friedrich Christ (1701– 1756), der von Waetzoldt zusammen mit Winckelmann als Gründer der modernen Kunstgeschichte genannt wird. Besondere Aufmerksamkeit ist zudem dem Kontrast zwischen dem Antiquar, der sich gemäss der Definition Caylus’, des damals führenden französischen Altertumswissenschaftlers, der «physique» und «moral» der Monumente in einer kulturgeschichtlichen Gesamtschau widmen sollte, und Winckelmann gezollt, der sich radikal der Erforschung der Schönheit zugewendet hat, was dem menschlichen Streben nach Glückseligkeit entspreche. Sosehr Winckelmanns Argumentationen der «unter dem griechischen Himmel» entstandenen Schönheit der Kunstwerke zu entschweben scheinen, sosehr findet er stets zum konkreten Kunstwerk, dessen präzisen Anschauung und Beschreibung zurück, beobachtet das Schöne in den kleinsten Erhebungen und Vertiefungen einer Marmorstatue und in der kleinsten Abweichun

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

02.06.2017

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