«Ich beschäftige mich vor allem mit den rund 60 historischen und zeitgenössischen Grabdenkmälern, die seit den 1930er-Jahren innen an der Friedhofmauer museal aufgereiht sind und als Kulturgüter erhaltenswert sind», sagt die Historikerin Susanna Bin
«Ich beschäftige mich vor allem mit den rund 60 historischen und zeitgenössischen Grabdenkmälern, die seit den 1930er-Jahren innen an der Friedhofmauer museal aufgereiht sind und als Kulturgüter erhaltenswert sind», sagt die Historikerin Susanna Bin

Kunst & Design

«Stein wird plötzlich lebendig»

Die Einsiedler Historikerin Susanna Bingisser erstellt eine Dokumentation über die Grabdenkmäler, den Friedhof selber und die Friedhofkapelle.

«Ein Stein wird durch die Geschichte, die in ihm steckt, plötzlich lebendig», sagt die bald 30-jährige Susanna Bingisser aus Einsiedeln. Die Historikerin, die an der Uni Fribourg Geschichte und Kunstgeschichte studierte und im letzten Herbst mit dem Lizentiat abschloss, wurde von der Kulturkommission, Ressort Bildung und Kultur, vor einem Jahr mit der Herstellung einer Dokumentation über den Friedhof Einsiedeln beauftragt. «Ich beschäftige mich vor allem mit den rund 60 historischen und zeitgenössischen Grabdenkmälern, die seit den 1930er-Jahren innen an der Friedhofmauer museal aufgereiht sind und als Kulturgüter erhaltenswert sind.» Sie beschreibt die Situation des Friedhofs Einsiedeln als «privilegiert, weil die Anlage ausserhalb des Dorfs grosszügig konzipiert worden ist und Platz für Grabdenkmäler vorhanden ist», sagt Bingisser und präzisiert: «Dabei handelt es sich um Grabsteine, die zum Teil zu Gedenksteinen umfunktioniert worden sind.»

Dokumentation verfassen

Und was macht sie im Detail? «Meine Arbeit besteht darin, eine spannende und anschauliche Dokumentation für die Friedhofbesucher zu verfassen.» Geplant sind eine laminierte Variante zum einmaligen Gebrauch vor Ort und eine ausführliche, kostenpflichtige Version zum nach Hause nehmen. B ei ihrer Arbeit kann sich Bingisser, die momentan ein Praktikum am Museum Aargau auf dem Schloss Lenzburg AG absolviert, auch auf Arbeiten zu den Grabdenkmälern von Denkmalpfleger Markus Bamert und Karl Hensler (Tell) abstützen. «Kunstgeschichtlich muss ich nicht mehr viel recherchieren.» Ihre Aufgabe besteht vor allem darin, «bezüglich der Biografien der Künstler dieser Grabdenkmäler und der Personen, für die sie gemacht worden sind und an die sie erinnern, zu recherchieren». Diese Biografien bezeichnet sie als «sehr spannend». Sie komme vom Hundertsten ins Tausendste. Als nächstes will sie im EA-Archiv recherchieren, nachdem sie bereits im Herbst 2009 während drei Tagen die Grabdenkmäler zusammen mit Fotograf Franz Kälin junior abgelichtet hat. «Die Feldarbeit ist aber noch nicht abgeschlossen», sagt Bingisser und präzisiert: «Ich muss mir einige Inschriften nochmals im Detail anschauen.»

Idee der Kulturkommission

Seit vielen Jahren besteht das Anliegen, dem interessierten Besucher des Friedhofs Einsiedeln eine kleine Dokumentation über die vorhandenen Grabdenkmäler, den Friedhof ganz allgemein und die Friedhofkapelle zur Verfügung zu stellen. Die Kulturkommission war der Meinung, dass Susanna Bingisser als Historikerin das notwendige Rüstzeug mitbringe, diese Aufgabe fundiert und unter Berücksichtigung geschichtlicher Fakten zu erarbeiten. Nach ersten Vorarbeiten durch Antoinette und Sara Hofmann in den 1990er-Jahren arbeitete Susanna Bingisser im Auftrag der Kulturkommission ein Konzept zur Herstellung einer Dokumentation aus. Sie schlug fünf Varianten vor, wobei sich die Kulturkommission für Variante 5 entschied. Diese umfasst eine ausführliche Dokumentation zum einen für den einmaligen Gebrauch vor Ort, zum andern für den käuflichen Erwerb. Der Bezirksrat genehmigte im November des letzten Jahrs den Antrag der Kulturkommission. Die Projektkosten belaufen sich auf insgesamt 10’000 Franken.

Die Friedhofsgeschichte

Der alte Dorffriedhof lag – wie dem Entwurf von Susanna Bingisser entnommen werden kann – an der Nordwestseite des Klosters, ungefähr am Platz der heutigen Beichtkirche, der Nordwesttrakte des Klosters mit ihren Höfen und des heutigen Studentenhofes. Infolge des Pestjahres 1611 wurde der Friedhof als zu klein erkannt und ein neuer Friedhof 1629 an der heutigen Stelle, ausserhalb des Dorfes, auf dem Brüel erstellt. Der Einsiedler Friedhof ausserhalb des Dorfes auf freiem Feld ist ungewöhnlich, sind doch die meisten Friedhöfe rund um die Pfarrkirche situiert. Abt Placidus Reimann (1629 bis 1670), ein Einsiedler, liess schliesslich die heutige Friedhofkapelle bauen, die 1631 zu Ehren des hl. Benedikt geweiht wurde. Im Jahre 1859 kamen Glocken, Grabsteine und Gemäld

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

03.08.2010

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