Sie stellen ihre Werke aus (von links): Irène Hänni, Erika Probst, Jakob Waldesbühl, Heidi Müller und Heidi Honegger. Foto: Werner Bösch
Sie stellen ihre Werke aus (von links): Irène Hänni, Erika Probst, Jakob Waldesbühl, Heidi Müller und Heidi Honegger. Foto: Werner Bösch

Kunst & Design

Wenn Bilder die Heilkunst ergänzen

Fünf Schwyzer Kunstschaffende stellen im MedicoPlus Ärztezentrum aus.

Nach den volkstümlichen Klängen der bekannten Einsiedler «Hudeli-Musig», begrüsste Simon Stäuble, ärztlicher Leiter von MedicoPlus, die gut 50 Vernissage-Gäste aus nah und fern, nicht ohne zu erklären, was es mit dem «Plus» auf sich habe: Grundversorger und Spezialisten sind unter einem Dach und nutzen die gemeinsame Infrastruktur. Da sind aber nicht «nur» Ärzte für ihre Patienten tätig. Das «Mehr» bezieht sich auf die Ambiance ohne kalte Räume und kahle Wände, wo sich der Patient wohlfühlen kann. Stäuble dankte seinem Berufskollegen Zeno Schneider, der die Ausstellung, die schon 2017 zum vollen Erfolg geworden war, für das laufende Jahr auf die Beine gestellt hatte.


Angeregte Gespräche


Zeno Schneider zeigte sich erfreut und geehrt, dass sich so viele Besucher Zeit zur Vernissage genommen hatten. «Zeit» wurde von Schneider sodann ins Zentrum gerückt. Lässt sich Zeit wirklich nehmen? Gibt es einen Zeitgewinn und -verlust? Sich Zeit für etwas nehmen hat mit der Zeit an sich nichts zu tun. Das «Etwas», für das sich die Anwesenden an diesem bereichernden Abend Zeit genommen haben, ist die bildende Kunst. Alle fünf Personen, die Zeno Schneider in alphabetischer Reihenfolge kurz vorgestellt hatte, durfte man als begeisterte Repräsentanten dieser Kunstgattung kennenlernen. Irène Hänni (Goldau) nennt sich Autodidaktin und zeigt Pigmentdrucke als Ergebnis eines kreativen Prozesses, bei dem fotografische und geometrische Elemente übereinander gelegt werden. Vermeintlich Klares wird unscharf, Wahrheit wird mehrschichtig. Dem Betrachter wird ein Eindruck von Bewegung und Beschleunigung vermittelt. Aus Altendorf kommt Heidi Honegger, die «es schön findet, durch Experimentieren etwas entstehen zu lassen». Der Prozess geht oft von unscheinbaren Wegrand- Entdeckungen aus. So kann eine Baumrinde mit verschiedenen Techniken bearbeitet werden. Die Bilder sind von Zahlen, Formen oder rhythmisierenden Strukturen durchsetzt. Bei der Decollage wirkt der Zufall und macht mit teilweisem Entfernen von einer oder mehreren Schichten Darunterliegendes sichtbar. Heidi Müller, geboren in Goldau, möchte sich nicht festlegen lassen und befasst sich mit Drucktechniken, Malerei und plastischem/ installativem Gestalten. Nebst Kleinplastiken sind auch Bildkästchen und Holzschnitte zu sehen. Das uns Vertraute erkennen wir in ihren Werken, was uns eine ganz neue Sicht anbietet.


Ohne Titel


Viele Werke kommen ohne Titel daher, was damit zu tun hat, dem Betrachter keine Vorgaben aufzudrängen und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Erika Probst (Goldau) möchte als freischaffende Malerin – nicht als Künstlerin – angesprochen werden. Im Zentrum ihres Schaffens steht der Mensch mit all seinen Gefühlen und dem Ausdruck seiner Empfindungen. Zeichnungen, Radierungen, Reliefs und Plastiken zeigen eine feinfühlige Annäherung an das, was im Mittelpunkt steht. Die plastischen Figuren mit der geschliffenen Oberfläche lassen sich durch nichts aus der Ruhe bringen, die sie an den Betrachter vermitteln. Jakob Waldesbühl (Goldau) ist ehemaliger Sekundarlehrer und unterrichtete Bildnerisches Gestalten. Schwerpunkt bildet die abstrakte Malerei. Mit Spachtelmasse wird der Bildgrund aufgebaut. Mit Spuren des Verschleisses behaftete Materialien werden angeordnet oder überlagert, sodass eine zweite Ebene entsteht. Ausgedientes bekommt so eine neue Wirklichkeit. So entsteht ein anregender Dialog zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Apropos Dialog: Während der ganzen Vernissage gab es die Möglichkeit, mit den Kunstschaffenden ins Gespräch zu kommen, ihre Techniken zu hinterfragen oder die Werke gleich käuflich zu erwerben. Immer wieder ertönten die Klänge der «Hudeli-Musig». Der Abend war ein Erlebnis besonderer Art, denn – um Zeno Schneiders Worte zu verwenden – «Kunst hält die Zeit an». Noch bis Ende 2018 werden die Werke der fünf Kunstschaffenden in den Gängen und Räumen von MedicoPlus an der Spitalstrasse zu sehen und zu erwerben sein.


Einsiedler Anzeiger / Werner Bösch

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Kunst & Design

Publiziert am

23.01.2018

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www.schwyzkultur.ch/Cc1qUa