Gemeinsame Freude an den gelungenen Werken: Autor Hans Steinegger (links) und Erwin Birchler von der ea Druck+Verlag AG. Foto: Victor Kälin
Gemeinsame Freude an den gelungenen Werken: Autor Hans Steinegger (links) und Erwin Birchler von der ea Druck+Verlag AG. Foto: Victor Kälin

Literatur

Buchpräsentation: Fesselnd, mythisch und magisch

Faszinierende und aus heutigem Verständnis auch verstörende Pilgersagen hat Hans Steinegger in seinem neuen Buch «Einsiedler PilgerSagen» zusammengetragen – volkskundlicher Fundus und amüsante Lektüre in einem.

Seinen Ruf als erster Sagenkenner des Kantons hat Hans Steinegger mit zwei Neuerscheinungen untermauert: «Einsiedler PilgerSagen» und «Schwyzer HexenSagen» sind zwei leicht verständliche Sachbücher, die sich der Pilger-, respektive der Hexen-Thematik annehmen.

Faszinierend und verstörend

Nicht die Geschichtsforschung ist dabei für Steinegger relevant, sondern die Einbettung der faszinierenden, mitunter gar verstörenden Sagen in einen zeitgeschichtlich-sozialen Kontext. Diesem Anspruch wird der Autor des vierbändigen Standardwerkes «Schwyzer Sagen» (1979–1985) mit umfangreichen Materialen gerecht, welche die Werke jeweils auf rund 200 Seiten anwachsen lassen. Dieser Mantelteil umfasst bei den «Einsiedler PilgerSagen» eine umfassende, verdichtete und somit übersichtlich gehaltene thematische Einführung, in der Steinegger den Fokus auch auf den literarisch bislang eher wenig beachteten Aspekt der «Motive und Auswüchse» des Pilgerwesens legt. Über die regionale Herleitung (heiliger Meinrad, Kloster, Kapelle) findet der Autor nach Einsiedeln, das titelgebend für seine Pilgersagen wurde.

Die Faszination Einsiedelns

«Einsiedeln fasziniert mich als mystischer Ort», erklärt der Schwyzer Steinegger seine Titelwahl. «Einsiedeln ist aber auch magisch, da hier Glaube und Aberglaube ineinander laufen.» Sagen und Legenden seien der Weihrauch, der über der Geschichte schwebe. In Einsiedeln sind es nicht nur die berühmte Meinrads- und die Engelweih-Legende, sondern es windet sich um Kloster, Wallfahrt und Pilger ein grosser Sagenkranz mit unerwartet vielfältigen Motiven. Besonders schön lässt sich das «Sagen-Hafte» mit dem «Malefizpulver» illustrieren. Dieses Mittel wurde gegen die Behexung vor allem auf dem Höhepunkt des Hexenwahns im 17. und 18. Jahrhundert von Pilgern (auch von Nicht-Katholiken) verlangt. Auf Wunsch gab man ihnen aus der Apotheke Tropfen und Pulver zum Einnehmen und Rauchwerk zum Verbrennen. «Das Stift Einsiedeln», so Steinegger, «hat sich trotz dieser Abgabe vom Hexenwahn aber stets freigehalten – und sogar gegen ihn gearbeitet.»

«Die Grundmotive sind identisch»

In diesem sorgfältig hergestellten, übersichtlichen und handlichen Buch werden erstmals 150 Pilger-Sagen aus der Schweiz, Süddeutschland und Österreich festgehalten. Sie stammen aus unzähligen Sammlungen, Kalendern und Archiven, wobei Hans Steinegger aufgrund seiner über 40-jährigen Beschäftigung inzwischen selbst auf eine Bibliothek mit über 700 Sagen-Büchern zurückgreifen kann. Gemeinsam ist den Erzählungen, dass sie aus dem allemannischen Gebiet, dem Alpenraum und aus katholischen Gegenden stammen. «Die Varianten variieren nach Regionen», hat Steinegger im Laufe seiner Recherchen erkannt, «aber die Grundmotive sind identisch.» Die ältesten der im Buch verwendeten sagenhaften Überlieferungen liegen nahezu 200 Jahre zurück. Aber alle kreisen sie um den mystischen Wallfahrtsort Einsiedeln. Die in die heutige Sprache übertragenen Legenden und Sagen werden ergänzt durch ein Lexikon mit Erläuterungen zu Begriffen und Mundartwörtern. Zudem werden alte Wallfahrtsandenken in Wort und Bild dokumentiert.

Paracelsus und Muotatal

Trotz der gleichzeitigen Herausgabe zweier Bücher ist Hans Steinegger des Schreibens nicht überdrüssig. Zu einem Buch über Paracelsus seien die Recherchen abgeschlossen; und als übernächstes Projekt wolle er sich «der unglaublichen Sagendichte des Muotatals» widmen.

«Schwyzer HexenSagen»

Seinen schier unerschöpflichen Fundus an volkskundlichen Themen und Materialien legt Hans Steinegger mit einem zweiten Buch unter Beweis, das gleichzeitig wie die «Einsiedler PilgerSagen» erschienen ist: In den «Schwyzer HexenSagen» spürt Steinegger der Kastenvögtin, der Seelenmutter, der Ibergerhexe, Pfaffenkellnerinnen, selbst Zauberern und dem Teufel nach. Auch hier runden eine ausführliche Einleitung sowie ein umfangreiches Glossar die ebenso interessanten, wie überraschenden Geschichten ab.

Buchinfos

Hans Steinegger
«Einsiedler PilgerSagen» (190 Se

Autor

Einsiedler Anzeiger

Kontakt

Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

05.10.2010

Webcode

www.schwyzkultur.ch/MnhLYn