Detta Kälin unterhält sich mit Autor Paul Jud (links) und Illustrator Toni Ochsner. Bild Franz Kälin
Detta Kälin unterhält sich mit Autor Paul Jud (links) und Illustrator Toni Ochsner. Bild Franz Kälin
Einen provokativen Einstieg in seine Rede wählte Pater Urban Federer, der die Autoren am liebsten auf den Mond geschossen hätte.
Einen provokativen Einstieg in seine Rede wählte Pater Urban Federer, der die Autoren am liebsten auf den Mond geschossen hätte.

Literatur

Die Autoren auf den Mond schiessen

Der in Einsiedeln ansässige Verlag Thesis lud zur Vernissage seiner neuesten Erscheinung, dem Bilderbuch «Meiri und der Mond», geschrieben von Paul Jud und illustriert von Toni Ochsner.

Passend zu einer Buchvernissage stand im Hintergrund eine alte Druckereimaschine, die zu den Ausstellungsstücken des Einsiedler Museums «Fram» gehört. Die beiden Verlagsleiter Detta Kälin und Stefan Zurfluh freuten sich über das rege Interesse und die zahlreich erschienenen Besucher. Bezirksrätin und Kulturkommissionsvertreterin Erika Weber hob in ihrer kurzen Ansprache hervor, welch zahlreiche und verschiedenartige Talente in der Region Einsiedeln doch vorhanden seien. Dass die Hauptfigur der Geschichte auch noch Meiri heisse, zeige die Verbundenheit des Autors und Illustrators zu ihrer Heimat.

Provokanter Einstieg

Einen provokativen Einstieg in seine Rede wählte Pater Urban, der die Autoren am liebsten auf den Mond geschossen hätte. Als Mönch würde man ihn ja vielleicht eher hinter dem Mond vermuten, führte er vergnüglich aus und löste damit herzliches Lachen im Publikum aus. Daraufhin erläuterte er Verbindungen, die Menschen mit dem Mond pflegen, wie etwa die Sprichwörter: «den Mond anbellen; nach dem Mond gehen; nach dem Mond greifen». Auch Shakespeare liess seine Julia zum Thema Mond sprechen. Sie flehte ihren Romeo nämlich an, er solle nicht so wandelbar wie der Mond sein, in der Angst, seine Liebe würde dann verblassen. Selbst psychologische Metaphern konnte Pater Urban im Mond erkennen und meinte damit die dunklen und hellen Seiten im Menschen. Für die Zuhörer wünscht er, dass sie genau wie Meiri und sein umtriebiger Vater noch Träume haben können, diese zum Leben erwecken und weitergeben.

Geheimnis gelüftetum Provokationen

Erst am Ende seiner mit Witz gespickten Rede lüftete er das Geheimnis um seine Anfangsprovokation. Er hätte es nämlich als schwierig erachtet, zwanzig Minuten über ein Buch zu reden, von dem man nichts aus der Geschichte preisgeben dürfe. Im Gespräch mit Verlagsleiterin Detta Kälin verriet Paul Jud, dass er die Geschichte schon zirka ein Jahr mit sich herumgetragen hätte. Nach seinen zwei Büchern «Gedankenplunder» wollte er als Autor nicht in eine Ecke gestellt werden. So beschloss er, ein modernes Märchen zu schreiben. Zusammen mit Toni Ochsner, ehemaliger Nebelspalter-Zeichner, Architekt und Künstler, pflegt er eine tolle und unkomplizierte Zusammenarbeit. Sie würden einander nicht dreinreden, sondern den anderen frei wirken lassen.

Cooles Märchenbuch

Plötzlich stand da die etwas dreiste, gelb gekleidete Dame im Zentrum des Geschehens, die während den vorgängigen Reden immer mal freche Kommentare von sich gegeben hatte. Als sie nun auch noch den Brief ihres Göttibuben vorlesen wollte, wurde den Zuhörern erst die ihr zugedachte Rolle an der Vernissage erleichternd bewusst. Ihr Göttibub hatte nämlich mit den zu Weihnachten geschenkten Märchenbüchern schlechte Erfahrungen gemacht, weil er so einiges davon im Alltagsleben umsetzen wollte. Doch der an die Wand geschmissene Frosch wurde leider kein Prinz, nur der Vater ziemlich böse. Auch Frau Holles Trick mit den Federn aus den Kissen schütteln ergab nicht den ersehnten Schnee und den Prinzen im Aschenputtel fand er eher dämlich, weil der nicht mal die Handynummer notiert hatte. Dieses Jahr würde er sich ein cooles Märchenbuch wünschen, eines, wo er nachher nicht Schelte bekäme, wenn er daraus etwas umsetzen würde. Der Meiri aus der Geschichte ist mutig, zusammen mit seinem Vater, der nun doch plötzlich Zeit hat, sogar andere können sie bewegen, aktiv zu werden. Keine Weihnachtsgeschichte, aber trotzdem unter den Baum platzierbar, sogar für Erwachsene, die noch träumen wollen.

Einsiedler Anzeiger

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Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

03.12.2010

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