Sattelfest gibt die Autorin Marlis Schuler ihren Lesern Auskunft über nachgefragte Episoden. Bild Karl Hensler
Sattelfest gibt die Autorin Marlis Schuler ihren Lesern Auskunft über nachgefragte Episoden. Bild Karl Hensler

Literatur

Die Geschichte wird zur Literatur

Zehn Jahre nach dem ersten Band hat Marlis Schuler ihre Reihe über das Sihl-Hochtal vor dem Stau des Sihlsees beendet. Am Samstag präsentierte die Autorin den vierten und letzten Band.

Wenn Geschichte interessant erzählt wird, nimmt man sie gerne auf. Wenn sie aber so präsentiert wird, wie das Marlis Schuler mit viel Liebe zur Sache tut, kann ein solcher Unterricht zur packenden Literatur werden. Mit ihrem vierten Band «Willerzell und Egg» in der Reihe «Das Sihl-Hochtal» schliesst sie ein besonderes Kapitel aus unserer Einsiedler Geschichte ab.

Lebensnah geschildert

Ihre vier Historien-Bücher führen nämlich in ausserordentlicher Weise den Umbruch rund um das Gebiet des heutigen Sihlsees vor. Das Schicksal der betroffenen Menschen, ihre geliebte Heimatscholle, weiss uns die Autorin sehr lebensnah darzustellen. Der Leser glaubt ab und zu in der alten Stube der betroffenen Leute deren Geschichte zu hören. Aber nicht nur erzählt wird in diesen Büchern. Mit vielen Bildern aus Familienalben ergänzt Marlis Schuler ihre fesselnden Schilderungen.

Zu ihrem zweiten Band «Gross» sei hier ein bezeichnender Satz des damaligen Landammanns August Bettschart, anlässlich der Ansprache zur Einsegnung des Sihlsees, wiedergegeben: «Wir gedenken der Enteigneten, die Haus und Hof verlassen mussten, die sich neue Heimwesen gründeten oder im Be-griffe stehen, sich auswärts eine neue Heimat zu suchen» (Historischer Verein Kanton Schwyz). Und genau diese Szenarien kann man in den gut abgefassten Seiten der Autorin miterleben. Der Einfall, ein paar Original-Zitate in ihr Vorwort einfliessen zu lassen, setzt den Le-ser bereits mitten in diesen Einsiedler-Geschichtsabschnitt.

Gestaltung und Gliederung

Soll der neue Band vorgestellt werden, kommt man nicht umhin, zuerst den Aufbau zu erwähnen. Der Kenner der Buchbranche bemerkt schnell, dass der Autorin eine fachkundige Person zur Seite gestanden haben muss. Für sie war es gewiss ein Glücksfall, dass ihr Ehemann Paul Schuler im graphischen Gewerbe zu Hause ist. In allen vier Bänden werden nicht «nur» Geschichten erzählt. Nebst diesen, von vielen Bildern aus der damaligen Zeit begleitet, kann sich der Leser In formationen über die jeweilige Geographie, den Wechsel der Wohnorte, die Auswanderer, ein kleines Mundartwörter-Verzeichnis und -was speziell zu erwähnen ist - ein Sachverzeichnis über die in den vier Werken erwähnten Orte, Firmen, Tätigkeiten, Lebensweisen und Personen einholen. Die Druckerei Theiler in Wollerau setzte diese grosse Arbeit in einem erfreulichen Druckerzeugnis um.

Meinrad Lienerts Geschichten

Es überrascht gewiss nicht, dass unser Waldstattdichter Meinrad Lienert gleich in mehreren Abschnitten aufscheint. War dies im Euthalerband wegen dessen Herkunft der Fall, so sind es, nebst verschiedenen Erwähnungen, die Kurzgeschichten zum «Ankäbäbeli» und diejenige «Die Wasserfrauen in der Troglosen». Letzteres handelt eigentlich in der Roblosen. Aber wie es bei unserem Dichter oft der Fall war, änderte er die Orte der geschilderten Hand-lung leicht ab.

Die Arbeit der Autorin

Es käme einem nicht verzeihbaren Versäumnis gleich, würde die, von viel Herzblut geleitete, Arbeit der Autorin nicht besonders festgehalten. Dazu ein Zitat von Peter Inderbitzin (Staatsarchiv), aus den Mitteilungen des Historischen Vereins des Kantons Schwyz, zum 2005 erschienenen Band «Gross»: Marlis Schuler stützt ihre Arbeit auf mehrjährige, akribische Recherchen ab, die durch authentische Erzählungen Direktbetroffener ergänzt sind - Die Lektüre des Bandes durchwebt eine nostalgisch angehauchte Atmosphäre der « guten alten Zeit», hervorgerufen durch realistische Schilderungen und belegt durch einmalige Aufnahmen (Zitatende).

Diese Bemerkungen könnten, wie zu den vorgängigen, so auch zum aktuellen Buch angeführt werden. Es sind aussagekräftige Dokumente zu unserer Einsiedler-Geschichte. Darin zu blättern, zu lesen, lässt die heutige Uhrzeit vergessen, vor lauter Betrachtung der alten, nicht weniger ereignisreichen Zeit der Geschichte. Zudem hilft solches Studium in der Historie, unsere Heimatliebe wachzuhalten. Auch dafür ist Marlis Schuler und ihrem Gatten zu danken, für diese immense Arbeit,

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

10.12.2013

Webcode

www.schwyzkultur.ch/Wa7wtZ