Heidi Züger las die Texte gekonnt vor und wusste die Besucher bestens zu unterhalten. Bild Karl Hensler
Heidi Züger las die Texte gekonnt vor und wusste die Besucher bestens zu unterhalten. Bild Karl Hensler

Literatur

Ein besonderer Literatur-Streifzug

Der Fram-Club präsentierte am Donnerstag eine unterhaltsame
Lesung mit der freischaffenden Schauspielerin Heidi Züger.

Es ist gut vorstellbar, dass die Überschrift zur Lesung vom vergangenen Donnerstag «Geständnisse und andere Unwahrheiten» da und dort besondere Neugier, was sich hinter diesem Titel verstecken könnte, zu wecken vermochte. Als versierter Literaturkenner vertiefte sich Fram-Club-Präsident Walter Kälin zu diesem Thema in die vielfältige Literatur und lockte mit dem entsprechenden Angebot gegen fünfzig interessierte Zuhörer in die Fram. Ein besonders reizvolles Kränzchen wusste das Duo Meinrad und Lorenz Küchler in gekonnter Weise mit seinen Streichinstrumenten darum zu winden.

Gekonnt vorgetragen

Die freischaffende Schauspielerin Heidi Züger wusste gekonnt die reichhaltige Literatur-Landschaft noch nachhaltiger werden zu lassen. Es war eine genussvolle Gelegenheit, die Texte in gern gehörter Theatersprache hören und aufnehmen zu dürfen. Wenn aus dem Buch «Feuer im Garten» von Franz Hohler «nur» etwas um das Löschen von Junk-Mails gelesen wurde, so vernahmen alle amüsiert, wie solches zu wirken vermag. Mit dem Ausschnitt aus «Streichquartett» von Anna Enquist bekamen die aufmerksam lauschenden Gäste vorgeführt, wie es im fortgeschrittenen Alter schwierig werden kann, sich mittels der Technik Billette zu besorgen. Die Autorin weiss geschickt das Drum und Dran aus der Zuschauerperspektive in diese Szene einzubinden. In die «Sorgen» einer Mutter wurden die Literatur-Geniesser in der Fram mit dem Roman «Die Liegenden » von Michele Serra verstrickt. An einem Elternabend macht sich eine solche Gedanken in der fixen Idee, ihr Sohn könnte Legastheniker, leseschwach, sein. Dabei zeigt der italienische Autor in ironischer Art nur, wie sich die Jugend in die elektronische Technik verwickeln lässt. In «Kennen Sie diesen Mann?» zeigt Carl Frode Tiller auf, was passiert, wenn in einem Spitalzimmer Menschen mit sehr unterschiedlichen Interessen, der eine will lesen, der andere plaudern, liegen. Eine etwas zänkische Szene, welcher sich mancher Zuhörer des Abends gewiss nicht gerne aussetzen würde. Von Meinrad Inglin wurden aus seinem Roman «Die Welt in Ingoldau » mancherlei Schwierigkeiten im Umgang mit dem Beichtspiegel vorgeführt. Die gehörten Bilder lösten manches, vielleicht um die Materie wissendes, Schmunzeln unter den Gästen aus. Sehr traditionell führt Franziska Greising in ihrem Werk «Ein Tag im Juni» die Szenerie vor und während einer Fronleichnams-Prozession vor. Die Geschichte «Zündels Abgang » von Markus Werner ruft geradezu nach einer Mediation. Ein sich in Aufregung steigerndes Ehegespräch zum Thema «Reise» gipfelt schlussendlich im Ausruf des Ehemannes: Verwünschtes Volk der Weiber! Elke Heidenreich führt in ihrem Buch «Alles kein Zufall» auf besondere Weise vor, was mit einem Hausverkauf alles zusammenhängen kann.

Virtuelle Szenen

Dieser Abend zeigte auf, dass Texte, wenn sie gekonnt vorgelesen werden, zu virtuellen Szenen wachsen können. Die gewohnt umsichtige Vorarbeit und spickartigen Einführungen von Walter Kälin rundeten diesen Abend zu einem sehr unterhaltsamen Bilderbogen der Literatur. Anerkennender Applaus für seine Arbeit und die lebendige Rezitation von Heidi Züger war der verdiente Dank von den Zuhörern.

Einsiedler Anzeiger (heka)

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

11.04.2017

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