Die Leserschaft der Zukunft genoss das Kasperli-Theater. Foto: René Steiner
Die Leserschaft der Zukunft genoss das Kasperli-Theater. Foto: René Steiner

Literatur

Ein Märchen für die Allgemeinheit

Seit zehn Jahren steht die Türe an der Klostermühlestrasse 3 für alle offen. Das Jubiläumsfest mit einem vielfältigen Programm hat an diesen Kraftakt erinnert.

Wie bei jedem richtigen Anlass üblich, gab es auch beim Jubiläumsfest der Öffentlichen Bibliothek einen Wettbewerb. 18'232 wäre der Volltreffer gewesen. In den ersten acht Monaten dieses Jahres nahm das Bibliotheksteam gut 18'000 Ausleihen vor, das macht pro Monat über 2000 Buchungen. Wer möchte da noch am Sinn einer öffentlichen Bibliothek zweifeln?

Es war mal anders

Die kleine Eröffnungsfeier an diesem regentrüben Samstag umrahmte das Brass-Ensemble der Musikschule Einsiedeln. Man hätte den sechs Bläsern und ihrem Leiter Sandro Pfister wärmere Temperaturen im Festzelt gewünscht. Doch ihr Auftritt überzeugte! Als Redner beliebten Franz Pirker, als Schulpräsident neuerdings auch «oberster Herr» der Bibliothek, und Kuno Blum, «Mann der ersten Stunde». Beide streiften die Entstehungsgeschichte, die man gut mit einem Märchen vergleichen kann. So war einst die Abstimmung über das «unerwünschte Kind», im Jahre 2000 wurde die Volksinitiative zum Aufbau einer Bibliothek abgelehnt. Doch wie der Prinz im Märchen gab der damalige Trägerverein nicht auf. Die Bibliothek wurde im September 2002 auf privater Basis eröffnet. Der Bezirk leistete insofern Unterstützung, indem er die Mietzinsen übernahm. Neue Leute im Bezirks- und Schulrat, neue An- und Einsichten brachten plötzlich eine Abkürzung des hundertjährigen Schlafs. Ab 2007 erhielt die Kulturkommission den Auftrag, ein Konzept für die Zusammenführung der bestehenden Schulbibliothek mit der Öffentlichen Bibliothek zu prüfen. Und schneller als alle erwartet hatten, wurde 2009 die neue Abstimmungsvorlage mit einem märchenhaften Ja-Anteil von rund 75 Prozent gutgeheissen, die Heirat vollzogen – und seither klettern die Benutzer- und Benutzungszahlen von Jahr zu Jahr munter in die Höhe! Einzig das Fest hat bislang gefehlt. Bis am Samstag.

Ein neues Märchen?

Das musikalische Live-Programm stand im Zeichen der Kampagne «Tag der Musik». Auch hier könnte sich ein ähnliches Märchen mit der Abstimmung am 23. September entwickeln… Nach dem Brass-Ensemble griffen die Einsiedler Buebe in die Tasten. Und wie! Julian und Severin überzeugten mit rassigen Volksweisen. Ebenso machte eine Streichergruppe unter der Leitung von Kristin Heinimann im Festzelt ihre Aufwartung. Die drei Gruppen waren beste Reklame, warum es gute Musikschulen mit motivierten und gut ausgebildeten Musiklehrern braucht.

Buntes Programm für jedermann

Natürlich war die Bibliothek an der Klostermühlestrasse während der ganzen Zeit betreut, und interessierte Besucher konnten sich vom Bibliotheksteam individuell beraten lassen. Im Bastelzelt brachte Isabelle Lacher, ehemalige Präsidentin der Bibliothekskommission, mit einem überzeugenden Bastelvorschlag sogar die Erwachsenen zum Basteln. Einen grossartigen Auftritt hatte Hardy Ruoss. Der Literaturkritiker mit Märchler Wurzeln erzählte, wie er zum Lesen gekommen war – dank sogenannter «Schundliteratur». Kioskheftli, Mickey Mouse, Struwwelpeter, Mein Name ist Eugen. Lachen und Staunen über die vorgebrachten Argumente und Ausführungen gehörten zu diesem Vortrag, mit dem Ruoss den Reichtum der Literaturwelt darstellte. Wer dies nicht gehört hat, hat echt etwas verpasst! Hier die Welt der Fantasie, da die Realität mit der Präsentation aus dem Sortiment der Kochbücher, die es in der Bibliothek natürlich auch gibt. Regula Kälin und Sara Bisig zeigten nicht nur schöne Bilder, sie demonstrierten Herrlichkeiten wie Bruschetti und Apérogetränke, alles auch bestens für Kinder geeignet. Mmh, war das fein! Die beiden durften gar viele Komplimente entgegennehmen!

Hörbuchvorstellung

In der Bibliothek stellte Erika Weber, Kantonsrätin mit Bibliotheksausbildung, das Hörbuch vor. Vielerorts müssen Hörbücher ein Aschenputtel-Dasein fristen. Zu Unrecht! Denn auch diese Mediengattung kann zum Lesen animieren und hilft vor allem auch Personen mit Sehproblemen. Die Bibliothek in Einsiedeln hat hierzu ein gutes Angebot. Als weiterer Höhepunkt erwies sich der Kasperlibesuch zum Abschluss. Hei, diese K

Autor

Einsiedler Anzeiger

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Kategorie

  • Literatur

Publiziert am

04.09.2012

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